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Weißenhorn: Enttäuschung über Lärm-Aktionsplan für Weißenhorn ist groß

Weißenhorn

Enttäuschung über Lärm-Aktionsplan für Weißenhorn ist groß

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    Das beauftragte Fachbüro hat einen Schlussbericht für den Lärmaktionsplan für Weißenhorn vorgelegt. Damit gibt sich der Stadtrat nicht zufrieden.
    Das beauftragte Fachbüro hat einen Schlussbericht für den Lärmaktionsplan für Weißenhorn vorgelegt. Damit gibt sich der Stadtrat nicht zufrieden. Foto: Andreas Brücken (Archivfoto)

    Schon, als vor mehr als einem Jahr die Ergebnisse des Fachbüros vorlagen, machte sich Ernüchterung breit. Jetzt, nachdem die Ausführungen öffentlich ausgelegt worden waren, ist der Schlussbericht des Lärmaktionsplans für Weißenhorn fertig. Die Gesichter der Stadträte sind nun noch länger geworden. Einer von ihnen sagt sogar, das Werk habe den Namen gar nicht verdient. "Das müsste Lärm-Nicht-Aktionsplan heißen." Und das war nur eine von mehreren kritischen Äußerungen in der jüngsten Stadtratssitzung.

    Neben einigen allgemeinen Empfehlungen weist das beauftragte Ingenieurbüro Bernard in seiner Untersuchung nur eine konkrete Maßnahme zum Lärmschutz in Weißenhorn aus: ein nächtliches Tempolimit in der Herzog-Georg-Straße von 30 Kilometern pro Stunde. Doch dem schieben die zuständigen Fachbehörden einen Riegel vor: "In der Anhörung Träger öffentlicher Belange ergab eine Prüfung durch das Staatliche Bauamt Krumbach, dem Landratsamt Neu-Ulm und der Polizei, dass die geplante Lärmminderungsmaßnahme nicht genehmigungsfähig ist", heißt es im Schlussbericht.

    Weißenhorn könnte noch mehr Geld ausgeben - aber ohne Aussicht auf Erfolg

    Wie Bürgermeister Wolfgang Fendt in der jüngsten Sitzung sagte, könnte die Stadt weitere Anstrengungen unternehmen und versuchen, das Tempolimit zu realisieren. Er riet aber davon ab. Laut Sitzungsvorlage würde ein gesonderter Antrag beim Staatlichen Bauamt einschließlich erforderlicher Messungen schätzungsweise zusätzliche Kosten in Höhe von 6000 Euro verursachen. Doch auch das würde nach Einschätzung des Ingenieurbüros und des Landratsamtes für die Stadt wohl nicht zum Erfolg führen.

    Die Bezeichnung "Lärm-Nicht-Aktionsplan" verwendete Jürgen Bischof (Freie Wähler/WÜW). Es sei einfach nur traurig, dass für dieses unerfreuliche Ergebnis viel Zeit und Geld investiert wurde. Auf Bischofs Nachfrage, wie viel Geld die Stadt für den Lärmaktionsplan ausgegeben hat, sagte der ebenso enttäuschte Bürgermeister: "Ich meine, es waren um die 12.000 Euro." Den Plan in der vorgelegten Form wollte Bischof jedenfalls nicht akzeptieren. Er wünschte sich Informationen darüber, wie konkrete Lärmschutzmaßnahmen erreicht werden können. Außerdem konnte er es nicht nachvollziehen, warum der Gewerbelärm nicht berücksichtigt wurde.

    Untersucht wurden Straßen, über die im Durchschnitt mindestens 8200 Fahrzeuge am Tag fahren. Das trifft zu auf die Staatsstraße 2020 in Weißenhorn, Hegelhofen und Attenhofen (Ulmer Straße, Kaiser-Karl-Straße, Günzburger Straße und Römerstraße), die St 2019 (Ulmer Straße), die Herzog-Georg-Straße sowie die Kreisstraße NU 14 (Illerberger Straße). Die Ingenieure berechneten die Lärmbelastung an diesen Straßen auf der Basis von Verkehrszählungen.

    Messtafeln könnten Autofahrer dazu bringen, vom Gas zu gehen

    Auch Ulrich Fliegel (Grüne) war mit den Ergebnissen ganz und gar nicht zufrieden. "Mich stört immer die Argumentation des Landratsamts", sagte er. "Diese Instanz beurteilt, was die Bürger empfinden." Fliegel verwies auf das hohe Verkehrsaufkommen mit vielen Lastwagen in Attenhofen und Hegelhofen mit entsprechendem Geräuschpegel: "Es gäbe mit Sicherheit Möglichkeiten, die dortigen Anwohner zu entlasten." Ein Straßenschild aufzustellen verursache keine hohen Kosten. "In anderen Bundesländern geht es auch, aber in Bayern irgendwie nicht", fügte Fliegel hinzu.

    Fendt gab zu bedenken, dass das Landratsamt immer auf die geltenden Vorschriften verweise. Die schwierige Umsetzung von Tempolimits sei auch Thema bei einer Dienstbesprechung mit seinen Kollegen aus anderen Kommunen gewesen, berichtete Fendt. Das Unverständnis sei groß.

    Franz Josef Niebling (CSU) bezeichnete die Angelegenheit zwar auch als deprimierend, nannte aber eine Möglichkeit, wie sich Autofahrer in Attenhofen und Hegelhofen ausbremsen ließen: Nämlich durch Messtafeln, die an den Ortseingängen die Geschwindigkeit anzeigen und dabei deutlich machen, ob diese korrekt oder zu hoch ist. "Wir haben beantragt, dass die Tafeln angeschafft werden, und wir haben eine Liste vorgelegt, wo diese angebracht werden können", erinnerte Niebling den Bürgermeister. Er listete darüber hinaus Anregungen der Stadträte auf, die im Lärmaktionsplan gar nicht berücksichtigt wurden. So könnte zum Beispiel der Schwerlastverkehr statt über die Herzog-Georg-Straße durch eine entsprechende Beschilderung über Daimlerstraße und Ulmer Straße geleitet werden.

    Bürgermeister von Weißenhorn: "Stadtverwaltung bis an die Grenze belastet"

    Er sei noch nicht dazu gekommen, sich um die Geschwindigkeitstafeln zu kümmern, sagte Fendt und schilderte, dass die Verwaltung derzeit bis an die Grenze belastet sei. Mit diversen Großprojekten, dem Thema Kinderbetreuung und der Corona-Pandemie hätten seine Mitarbeiter derzeit so viel zu tun, da bleibe für andere Dinge keine Zeit, klagte Fendt.

    "Das wäre aber wichtig für unsere Bürger", betonte Niebling und beharrte darauf, dass die Untersuchung zum Lärmaktionsplan nicht vollständig sei, weil Vorschläge des Stadtrats nicht berücksichtigt wurden. In dem Punkt gab Fendt ihm recht. Der Rathauschef beantragte, den Beschluss über den Schlussbericht des Lärmaktionsplans zurückzustellen. Er werde das Fachbüro darum bitten, die Vorschläge zu prüfen, sagte Fendt. Einstimmig sprach sich der Stadtrat dafür aus.

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