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Weißenhorn/Biberachzell: Zu teuer: Weißenhorn stellt Ausgleichsprojekt im Osterbachtal zurück

Weißenhorn/Biberachzell

Zu teuer: Weißenhorn stellt Ausgleichsprojekt im Osterbachtal zurück

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    Mehrere Flächen entlang des Osterbachs bei Unteregg sollen zu naturnahen Ausgleichsflächen umgestaltet werden. Doch die Kosten dafür sind der Stadt Weißenhorn zu hoch.
    Mehrere Flächen entlang des Osterbachs bei Unteregg sollen zu naturnahen Ausgleichsflächen umgestaltet werden. Doch die Kosten dafür sind der Stadt Weißenhorn zu hoch. Foto: Alexander Kaya

    Mit dieser Entwicklung hatten die Stadträtinnen und Stadträte nicht gerechnet: Die Umsetzung eines geplanten Ausgleichsflächenkonzepts im Osterbachtal ist von immensen Kostensteigerungen betroffen, weil dafür viel Erde bewegt werden muss. Und die ist teilweise auch noch belastet. Da sich die geschätzten Baukosten zuletzt auf rund 920.000 Euro beliefen, hat das Gremium nun "Stopp" gesagt.

    Konkret geht es darum, ein Gebiet entlang des Osterbachs als ökologische Ausgleichsmaßnahme umzugestalten. Die betroffenen Flächen befinden sich nahe des Roggenburger Ortsteils Unteregg, liegen aber auf Biberachzeller und Schießener Gemarkung. Durch eine Geländemodellierung soll eine naturnahe Landschaft mit kleinen Hügeln und Senken entstehen, in denen sich Biotope entwickeln können. Im Frühjahr 2021 hatte das Projekt bereits einen Dämpfer bekommen: Untersuchungen hatten ergeben, dass das Bodenmaterial, das für die Umgestaltung verwendet werden soll, teilweise mit giftigen Stoffen belastet ist. Nun stellte sich auch noch heraus, dass eine große Menge Bodenmaterial abtransportiert und entsorgt werden muss.

    "Da wurden wir aufs Eis geführt", klagt ein Weißenhorner Stadtrat

    Franz Josef Niebling (CSU) berichtete in der jüngsten Stadtratssitzung, dass sich das Gremium 2021 unter anderen Voraussetzungen für das weitere Vorgehen entschieden hatte. Das beauftragte Planungsbüro und das Landratsamt Neu-Ulm hätten damals mitgeteilt, dass der Boden mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht ausgetauscht werden müsse, sagte der Fraktionsvorsitzende. Hätten sie vorher gewusst, dass überschüssiges Obermaterial entsorgt werden müsse und dass das so teuer werde, dann hätten sie nicht dafür gestimmt, fügte er hinzu und beklagte mangelnde Information vonseiten des Landratsamts.

    Auch Ulrich Fliegel (Grüne) konnte nicht nachvollziehen, warum sich die Situation plötzlich anders darstellte. "Da wurden wir aufs Eis geführt", sagte er. "Jetzt heißt es, die Schadstoffe im Boden sind zu hoch."

    Die Schadstoffe sind nach Angaben der zuständigen Sachbearbeiterin im Rathaus organischen Ursprungs. "Es kann kein Landwirt etwas dafür", betonte Bürgermeister Wolfgang Fendt. Die Stadtbaumeisterin Claudia Graf-Rembold verwies auf ein Gutachten, das die Oberbodenschichten partiell untersucht habe. Demnach treten die Schadstoffe teils stärker auf als ursprünglich gedacht. Der Boden kann bei der Umgestaltung des Bereichs deshalb nicht so massiv aufgetragen werden wie vorgesehen. Angesichts der gestiegenen Baukosten sei es sinnvoll, die weitere Umsetzung zurückzustellen, sagte Graf-Rembold. "Bodenaushub ist gerade teuer, aber das wird sich wieder normalisieren", zeigte sie sich zuversichtlich.

    Wenn der belastete Boden ausgehoben wird, dann ist er Sondermüll

    Susanne Kuderna-Demuth (ÖDP) schlug vor, die Arbeiten erst im Herbst auszuschreiben. Außerdem mutmaßte sie, dass der Boden in dem Bereich einfach zu "fett" sei. Jürgen Bischof (Freie Wähler/WÜW) sagte, es komme ihm vor, "als ob man hier etwas macht, das der Umwelt mehr schadet als nutzt".

    920.000 Euro für das Vorhaben seien momentan einfach nicht stemmbar, betonte der Bürgermeister und erläuterte die kuriose Situation bei einer Belastung mit natürlichen Schadstoffen: Wenn der Boden an Ort und Stelle bleibe, dann mache das nichts. "Aber wenn Sie es rausnehmen, dann ist es Sondermüll", sagte Fendt. Dementsprechend müsse der Aushub auf der Sondermülldeponie entsorgt werden.

    Mit 22:2 Stimmen entschied der Stadtrat, aufgrund der Kostensteigerung die weitere Umsetzung des Ausgleichsflächenkonzepts mit sofortiger Wirkung zu stoppen, wie es im Beschlussvorschlag heißt. Es sollen Alternativen geprüft werden, um das Vorhaben zu einem geringeren Preis realisieren zu können.

    Sie sehe das Projekt noch nicht als gestorben, sagte die Stadtbaumeisterin Claudia Graf-Rembold einige Tage nach der Satzung im Gespräch mit unserer Redaktion. "Wir wollen die Ausgleichsflächen haben." Es tue sich viel auf dem Markt, fügte sie hinzu. Wenn die Zeit reif sei, könne man das Vorhaben umsetzen. Die Stadtverwaltung werde es so vorbereiten, dass die Arbeiten bei Gelegenheit zügig ausgeschrieben werden können, fügte sie hinzu.

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