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Wain: Schäfers Kultur Stadel: In Wain spielt die große Kultur im Stall

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Schäfers Kultur Stadel: In Wain spielt die große Kultur im Stall

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    Im 1600-Seelen-Ort Wain spielt die Kultur in einem alten Stadel, den Gerhard Kobler umgebaut hat.
    Im 1600-Seelen-Ort Wain spielt die Kultur in einem alten Stadel, den Gerhard Kobler umgebaut hat. Foto: Dagmar Hub

    Gefühlt liegt Wain für den Landkreis Neu-Ulm „weit weg“, und dass seit zwei Jahrzehnten im 1600-Einwohner-Ort Wain eine von einem kleinen Verein getragene Kleinkunstbühne existiert, auf der auch schon manch bekannter Künstler auftrat, ist vielen im Landkreis nicht bekannt. Gerade auch Künstler aus der Region treten aber gerne in „Schäfers Kultur Stadel“ auf, der im vergangenen Jahr sein 20-jähriges Jubiläum feierte.

    Der 1947 in Wain geborene Theaterhistoriker und Regisseur Theo Gerhard Kobler, der das 1927 als Schaf- und Schweinestall errichtete Fachwerkgebäude seiner Familie zum Kulturstadel umbaute, verteilte die Last der Führung der Institution inzwischen auf mehrere Schultern. Vor allem auf Helmut und Sabine Vigenschow, Evelin und Hans-Dieter Klein und Beate Böhringer.

    „Schäfer“ ist der Hausname der Familie Kobler, deren Mitglieder einst als Schäfer arbeiteten, berichtet Helmut Vigenschow. Der Stall aber wurde irgendwann nicht mehr für Tiere benötigt – und Theo Kobler, international tätig, aber in Wain aufgewachsen, hatte eine Verwendungsidee für das Gebäude: Im Oktober 1999 startete er im gerade leer geräumten Stadel mit Franz Schuberts vorletzter Komposition „Der Hirt auf dem Felsen“ eine Kulturszene in Wain.

    Publikum kommt meist aus der weiteren Umgebung

    Reinhard Köhler, Helga Kölle-Köhler und Christa Mayerhofer (links) entführten im Stadel in die Welt der Nixen.
    Reinhard Köhler, Helga Kölle-Köhler und Christa Mayerhofer (links) entführten im Stadel in die Welt der Nixen. Foto: Dagmar Hub

    Wie viele Veranstaltungen seither liefen? Etwa zehn bis zwölf pro Jahr, resümiert Helmut Vigenschow – wobei das Publikum zumeist aus der weiteren Umgebung kommt. Das Tango-Ensemble Quadro Nuevo war schon da und der Pianist Benjamin Kobler: Theo Kobler hat ein großes Netzwerk bekannter Künstler und der für seine Interpretation Neuer Musik bekannt gewordene Benjamin Kobler ist sein Sohn. Zu seinem 70. Geburtstag schenkte sich Theo Kobler eine eigene Inszenierung von Astor Piazzollas Tango-Oper Maria de Buenos Aires im Kulturstadel. Natürlich wurden da beide Geschosse des Stadels genutzt.

    Große handwerkliche Umbauleistungen hat Kobler am Stall vollbracht, der eine kleine Bühne im Erdgeschoss und einen großen Saal für 80 Personen mit Bühne unterm Dach hat – mit herausnehmbaren Elementen in der Decke, sodass eine Art Empore mit Geländer entstehen kann, von der aus das Publikum für Inszenierungen auch nach unten blicken kann. In Pandemie-Zeiten ist natürlich vieles anders – maximal 30 Personen können im großen Saal unterm Dach untergebracht werden, und unten findet aktuell nur der Pausenverkauf statt.

    Am Wochenende traten in „Schäfers Kultur Stadel“ das Musiker-Ehepaar Helga Kölle-Köhler und Reinhard Köhler gemeinsam mit der österreichischen Geschichtenerzählerin Christa Mayerhofer auf und brachten das leicht gruselige Flair der mythologischen Vorstellungen von Nixen und Nöcken, Wasserweibern, Meerjungfrauen und anderen unseligen und seelenlosen Wasserwesen aus ganz Europa in den Stall.

    Woher das Wort „Nixe“ eigentlich kommt, ist umstritten. Genutzt wurde es wohl für Wassergeister schon bei der ersten Erwähnung des Flusses Neckar unter dieser Bezeichnung im vierten Jahrhundert. In alten Volkserzählungen leben Wassermänner und -frauen auf dem Grund von Gewässern, meiden die Menschen zumeist, aber gerade ihre Kinder von schöner Gestalt mischen sich gern verbotenerweise unter die Menschen, verführen sie und ziehen sie hinab. Bisweilen aber beschenken sie sie auch reich.

    Inspiriert wurden die Nixen-Gesänge in Wain vor allem durch die glasklare Stimme von Helga Kölle-Köhler, die wandlungsfähig zwischen lockender antiker Sirene und dem luftigen Geist von Andersens „Kleiner Meerjungfrau“ jonglierte – begleitet von den sphärischen Klängen unter anderem des „Waterphones“, mit denen Reinhard Köhler ihre Stimme untermalte. Die teils düsteren, teils heiteren Geschichten erzählte Christa Mayerhofer.

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