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Vöhringen: Wer will ein Tiny House? Noch haben es die Häuschen schwer

Vöhringen

Wer will ein Tiny House? Noch haben es die Häuschen schwer

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    Das Tiny House des Waldkindergartens in Illerberg wurde auch in Vöhringen gebaut.
    Das Tiny House des Waldkindergartens in Illerberg wurde auch in Vöhringen gebaut. Foto: Dominik Stenzel (Archivbild)

    Der Frust bei der Wohnungssuche in München gab den entscheidenden Impuls. "Wir haben ungefähr ein Jahr lang gesucht", erzählt Michelle Schramm über ihre Erfahrungen, als sie 2016 zum Studium in die Landeshauptstadt zog. Als Alternative schlug ihr Vater eine Wohnform vor, die bis dato in Deutschland wenig bekannt war: ein Tiny House, also ein Häuschen mit kaum mehr als 15 Quadratmetern, das auf einem Anhänger steht und dadurch sogar bewegt werden kann. Eine feste Wohnung fand die Vöhringerin schließlich doch noch, aber das Interesse an den Minihäusern hat bei ihr seither nicht nachgelassen. Unter ihrer Anleitung hat die Firma ihres Vaters später tatsächlich auch eins gebaut.

    Hauptberuflich arbeitet Michelle Schramm inzwischen bei einer großen Firma in München. Doch nebenbei ist sie zusammen mit Petra Martin Geschäftsführerin der "Tiny Home Minihaus-Manufaktur" in Vöhringen. Das Unternehmen besteht seit 2018. Bislang ist es ein Nebenerwerb, aber langfristig möchte Schramm von der Produktion von Minihäusern leben können. Der Prototyp, den sie entwickelt hat, steht auf dem Gelände des Waldkindergartens in Illerberg. Die Stadt Der Kindergarten nutzt es seither als Unterkunft, bewohnt wird es nicht.

    Wohnen im Landkreis Neu-Ulm: Auch ein Tiny House braucht ein Grundstück

    Mit dem Wohnen im Tiny House ist das auch nicht so einfach. Sie habe sich schon mit einigen Leuten darüber unterhalten, berichtet Schramm. "Viele kommen gut damit zurecht." Doch auch ein Minihaus braucht ein geeignetes Grundstück. Ein solches müssen Interessierte erst einmal finden. Die Region sei dafür wohl noch zu konservativ, sagt Schramm. Mehrfach hat unsere Redaktion über den Fall eines jungen Paares berichtet, dass sich mit einem Tiny House in Attenhofen ansiedeln wollte. Doch Nachbarn gefiel das gar nicht. Sie störten sich vor allem an der Dachform des kleinen Wohnhauses und pochten darauf, dass Regeln des Bebauungsplans, die sie einst beachten mussten, auch für das Tiny House gelten sollten.

    Das Paar zog schließlich seinen Bauantrag zurück - und fand in einem anderen Ort in der Region ein Plätzchen. Dort lebt es seit eineinhalb Jahren glücklich und zufrieden in einem Tiny House. Nach dem Aufruhr in Attenhofen und einigen Zeitungsartikeln wollen die beiden allerdings nicht mehr öffentlich über ihre Erfahrungen sprechen. Der Weißenhorner Stadtteil ist aber kein Sonderfall - auch anderswo gibt es Widerstand gegen die moderne Wohnform. Oder bürokratische Hürden. Sie habe viele Aufträge vorliegen, berichtet Schramm. "Aber wir bauen nur, wenn Kunden ein Grundstück haben." Es sei schon sehr oft vorgekommen, dass Auftraggeberinnen und Auftraggeber einen Rückzieher machten, weil sie keinen Bauplatz hatten.

    Die Firma "Minihaus-Manufaktur" aus Vöhringen kooperiert mit Alko

    Statt auf Häuser zum dauerhaften Wohnen hat sich die Minihaus-Manufaktur in den vergangenen Jahren auf Anhänger konzentriert, die im Rahmen einer Kooperation von der Firma Alko produziert werden. "Wir haben bei der Entwicklung geholfen", sagt Schramm.

    Schramm und ihre Geschäftspartnerin liebäugeln damit, ein neues Musterhaus aufzustellen und drei weitere Tiny-Häuser daneben, die als Ferienhäuschen vermietet werden. Am Firmensitz in Vöhringen sei das nicht möglich, sagt Schramm, möglicherweise aber auf der anderen Seite der Landesgrenze. "Wir sind mit Illerrieden im Gespräch, aber es ist noch nichts unterschrieben", fügt sie hinzu.

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