Wer auf der Flucht vor der Polizei auf das Gleisbett am Vöhringer Bahnhof gerät, wie unlängst geschehen, endet in einer Sackgasse. Der betrunkene Mann fuhr nicht nur sein Auto schrottreif, er demolierte auch erheblich die Gleisanlage. Ein Pendler und die Deutsche Bahn beschreiben die Auswirkungen auf der Illertalbahn an einem Beispiel – ein Vorfall, der bei einer großen Zahl von Fahrgästen erheblichen Ärger hervorrief.
Bernhard Thalhofer aus Illerberg gehörte zu den Betroffenen: „An Verspätungen gewöhnt, war dieses Mal der Ärger besonders groß. Denn der Zug setzte sich eine Minute früher in Bewegung als der Fahrplan dies vorsah. So fuhr der Zug einem Dutzend Reisenden buchstäblich vor der Nase weg. Der Ärger war groß, vor allem für Schulkinder und Menschen, die zur Arbeit wollten.“ Seit sechs Monaten fährt Thalhofer täglich mit der Regio-S-Bahn RS7 morgens um 6.50 Uhr von Vöhringen nach Memmingen. „Bisher habe ich es nicht erlebt, dass einmal in dieser Zeit die Züge pünktlich einfuhren, wenn sie denn überhaupt kamen. An diesem Tag kam der Zug allerdings überpünktlich in Vöhringen an“, berichtet er. Allerdings nicht wie gewohnt auf Gleis 1, sondern auf dem östlichen Gleis 2.“ Der Zug war sehr lang und kam in Höhe der Überführung der Rue de Vizille zum Stehen. Grund für Gleis 2: Die Anlagen von Gleis 1 waren beschädigt.
RS7: Unfall am Vöhringer Bahnhof beeinträchtigt Zugverkehr
„Weil man aber die Gleise nur an der vorgegebenen Furt überqueren darf, rannten die Leute zurück bis zum Gleisübergang, rund 75 Meter. Am östlichen Gleis angekommen, mussten die Fahrgäste rund 80 Meter vorlaufen, um einsteigen zu können. Eile war geboten, wenn sich der Zugführer an seine Abfahrtszeit halten wollte“, schildert Thalhofer. Doch als die Leute am Wagen kamen, setzte sich der Zug schon in Bewegung. Die Türen von außen zu öffnen, sei nicht mehr möglich gewesen, berichtet Thalhofer in Übereinstimmung mit anderen Fahrgästen. „Dabei wäre noch eine Minute Zeit bis zur regulären Abfahrtszeit gewesen. Aber rund ein Dutzend Personen konnten dem Zug nur hinterher sehen.“ Kurz darauf hörte der Mann die Durchsage, der Zug nach Ulm sei ersatzlos gestrichen. „Rund 100 Pendler und Schüler standen ratlos am Bahnhof“, erinnert sich Thalhofer. Wolfgang Oeser von der Bayerischen Eisenbahngesellschaft räumt ein, man könne den Unmut über die allgemeine Betriebslage bei der Linie RS7 sowie auch über den konkreten Vorfall gut nachvollziehen. An jenem Tag hätten die Züge wegen des Unfalls am Vorabend und den daraus folgenden Beschädigungen auf Gleis 2 einfahren müssen. Ob Fahrgäste informiert wurden, sei zurzeit noch unklar. Ebenfalls prüfe die DB Regio derzeit, weshalb Fahrgäste nicht noch in den Zug einsteigen konnten. Man werde den Sachverhalt in den kommenden Gesprächen mit dem Betreiber zur Sprache bringen. Das beschädigte Gleisbett verursachte über einen längeren Zeitraum Verspätungen und Ausfälle. Inzwischen sind die Probleme in der Übersicht zur aktuellen Betriebslage der Bahn nicht mehr aufgeführt.
Ursachen für die Probleme auf der Illertalbahn
Grundsätzlich sei die Linie RS7 mit „anspruchsvollen Rahmenbedingungen konfrontiert.“ Die Eingleisigkeit und hohe Zugdichte führten zu zahlreichen Zugkreuzungen und diese wiederum leicht zu Verspätungen. Oeser räumt ein, dass Störungen und Verspätungen in jüngster Zeit in erheblichem Maße zugenommen haben. Fahrbahnmängel, Langsamfahrstellen und Störungen der Leit- und Sicherungstechnik verursachen auf allen Strecken in Bayern und Deutschland Probleme. Auch das weiterhin hohe Bauvolumen trägt zu zahlreichen Verspätungen und Ausfällen bei. Außerdem erschweren nach Oesers Angaben die oftmals sehr kurzfristig und nicht fristgerechte Baustellenankündigungen des Infrastrukturbetreibers DB InfraGO die Betriebsplanung und somit die Information der Fahrgäste massiv.
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