Eine Stadt, die etwas auf sich hält, pflegt Partnerschaften mit ausländischen Kommunen. Diese Beziehungen dienen dem europäischen Gedanken. Kontakte sollen nicht nur der großen Politik überlassen bleiben, wesentlich effektiver können sie auf den unteren politischen Ebenen sein, besser noch, wenn sie bis ins Vereinsleben hineinreichen. Vöhringen unterhält drei Partnerschaften: Hettstedt in Sachsen-Anhalt, Vizille im südlichen Teil Frankreichs und Venaria Reale im Einzugsbereich der Metropole Turin. Dort hat sich Entscheidendes getan.
Zwei Jahre war der Stuhl des Bürgermeisters unbesetzt. Der amtierende „Sindaco“ war nach internen kommunalen Querelen Mitte 2019 zurückgetreten. Jetzt hat die Stadt wieder „Il Sindaco del comune di Venearia Reale Fabio Giulivi“, einen neuen Bürgermeister, 40 Jahre alt, Familienvater.
Bürgermeister trat zurück: Eine Staatsbeauftragte sprang ein
Als vor rund zwei Jahren der damalige Bürgermeister zurücktrat und sich so schnell kein neuer fand, setzte die Regionalverwaltung Piemont wie in solchen Fällen üblich einen Staatsbeauftragten ein, in diesem Falle eine Frau. Sie führte kommissarisch die Amtsgeschäfte.
Der partnerschaftliche Austausch zwischen Venaria, wie die Venareser ihre Stadt nur kurz nennen, lahmte. Als dann noch die weltweit grassierende Pandemie Corona zum Thema Nummer eins wurde, lag die Partnerschaft auf Eis. Besonders hart betroffen war von Covid-19 dann auch Venaria Reale. Die Arbeitsschwerpunkte verlagerten sich – und nicht nur in der italienischen Partnerstadt, sondern auch in Vöhringen.
Vöhringens Bürgermeister gratuliert
Im Herbst waren dann Kommunalwahlen angesagt, die Fabio Giulivi für sich entscheiden konnte. Er war der Kandidat einer Koalition aus der Lega, Forza Italia, Fratelli d’Italia, der Bürgergesellschaft Venaria Riparte und der Uniona Democratica di Centro. Das Regierungsbündnis von Parteien der Mitte und der Rechten schart sich um den neuen Sindaco Giulivi.
![Fabio Giulivi Fabio Giulivi](https://images.mgpd.de/img/101323783/crop/c1_1-w100/1648909306/1756841446/copy20of20bmvenariarealetif.jpg)
Vöhringens Bürgermeister Michael Neher gratulierte Giulivi zum neuen Amt und knüpfte daran die Hoffnung, dass sich hoffentlich bald die Gelegenheit zu einer persönlichen Begegnung findet. In gemeinsamer partnerschaftlicher Arbeit könnte man über künftige Austauschprojekte nachdenken und wie man sie umsetzen könne.
Die Stadt Venaria Reale hat rund 34.500 Einwohner und liegt am Fuße der italienischen Alpen. Partnerschaftlich verbunden ist die Stadt auch mit Vizille, zu der auch Vöhringen freundschaftliche Bande unterhält. So ist eine trilaterale Bindung entstanden. In diesem Jahr wäre sogar ein Jubiläum fällig, denn vor zehn Jahren unterzeichnete Vöhringens früherer Bürgermeister Karl Janson den Partnerschaftsvertrag mit Vertretern der italienischen Stadt. Ob gefeiert werden kann, ist angesichts der Pandemie noch ungewiss.
Lesen Sie auch:
- Städtepartnerschaft: Vöhringen half Hettstedt auf die Beine
- Mit Janson verlässt ein großer Mann das Vöhringer Rathaus