Das letzte Mal, dass es im Vöhringer Stadtrat so hoch herging, war bei der finalen Abstimmung um die neue Rathausmitte. Das neuerliche Streitobjekt ist sehr viel unscheinbarer, doch auch ein schmaler Grünstreifen kann jede Menge Zündstoff enthalten, wie sich bei der von zahlreichen Wortmeldungen begleiteten Aussprache am Donnerstag zeigte.
In den Fokus gerückt war der begrünte Wall an der Ostseite des Vöhringer Sees, vielmehr die Bepflanzung darauf. Die Erdanhäufung wie das Grün darauf dienen als Sicht- und Lärmschutz zwischen Badesee und Gewerbegebiet, doch das prächtig gedeihende Strauch- und Baumwerk macht nicht alle froh. Wächst es in die Höhe, versperrt es einem Anwohner die Panorama-Aussicht auf den See von seiner Wohnung, die auf dem Betriebsgelände liegt. Von Zeit zu Zeit beauftragt er daher eine Firma mit einem Rückschnitt. Als der beim letzten Mal ziemlich rigoros ausfiel, stieß dies bei Christian Lepple (Grüne) auf Missfallen. Seine Anfrage, die über ein Jahr zurückliegt, war es, die den Stein nun ins Rollen brachte.
Wall in Vöhringen ist Sichtschutz zwischen Badesee und Gewerbegebiet
Wie Recherchen der Verwaltung ergaben, liege der Erlaubnis zum Umsägen lediglich eine mündliche Vereinbarung zugrunde, getroffen vor über zwei Jahrzehnten zwischen dem Vorvorgänger von Bürgermeister Michael Neher und besagtem Anwohner. Wie kann es sein, dass die Pflege städtischen Grüns dem Gusto eines Bürgers überlassen werde?, bohrte Lepple nach. Und könnten unter Berufung darauf nicht auch andere Bürger öffentlichen Anlagen zu Leibe rücken, wenn sie sich daran störten, legte er noch nach und brachte als Beispiel willkürliche Baumfällungen ins Spiel. Sein Fraktionskollege Thomas Boxhammer assistierte: "Wir machen da ein Fass auf."
Markus Prestele (CSU) sieht das ganz anders. "Was tut es uns weh?", stellte er als rhetorische Frage in den Raum, goss dann aber mit der Anmerkung, bei dem Unternehmer handele es sich um einen Wohltäter für die örtlichen Vereine und ihm sei die Aussicht doch zu gönnen, eher noch weiteres Öl ins Feuer. "Die Absprache hat ein G'schmäckle", befand Noah Epple (Grüne). "Wir sind allen Bürgern verpflichtet, ohne Ansehen der Person", bemerkte Volker Barth (SPD) und drehte den Spieß kurzerhand um: "Hat man denn die Badegäste schon mal gefragt, ob sie von dem Gebäude aus gesehen werden wollen?"
Bisher nur mündliche Vereinbarung zwischen Vöhringen und dem Anwohner
Harry Wedemeyer (FWG) und Dieter Brocke (CSU) wiegelten ab, indem sie das Problem kurzerhand in Abrede stellten. Angelika Böck (CSU), Jägersgattin, sah im gestutzten Grün sogar Vorteile für so manche Tierarten und berief sich dabei auf Jägerwissen. Selbstredend berief sich Lepple ebenfalls auf den Schutz für Tiere.
Bürgermeister Neher wandte schließlich ein, dass das Gebäude schon stand, als der Wall angelegt wurde. Georg Thalhofer (CSU) hatte vorausschauend den gültigen Bebauungsplan recherchiert und darin die Auflage für eine "Abschirmung durch dichte Bepflanzung" gefunden. Was das nun in dieser Causa bedeute, darüber aber gab es keine Einigkeit.
Der Antrag Lepples, den Rückschnitt zu unterbinden und die mündliche Vereinbarung zu kündigen, wurde mit Mehrheit von CSU und FWG und 13 zu zehn Stimmen abgelehnt. Dagegen fand ein von Neher eingebrachter Verwaltungsvorschlag eine Mehrheit von 13 zu neun Stimmen. Demnach werde nun eine schriftliche Vereinbarung in der Sache getroffen und ein Rückschnitt dürfe nur noch nach vorheriger Absprache mit der Stadt erfolgen.