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Vöhringen: Gruselig-schöner Abo-Auftakt mit "The Addams Family" in Vöhringen

Vöhringen

Gruselig-schöner Abo-Auftakt mit "The Addams Family" in Vöhringen

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    Zum Auftakt der Abo-Saison war im Wolfgang-Eychmüller-Haus in Vöhringen die Aufführung "The Addams Family" zu sehen.
    Zum Auftakt der Abo-Saison war im Wolfgang-Eychmüller-Haus in Vöhringen die Aufführung "The Addams Family" zu sehen. Foto: Ursula Katharina Balken

    Die Story der exzentrischen Familie Addams arbeitete Andrew Lippe vor zwölf Jahren als Musical auf. Die deutsche Version setzte Andreas Gergen in Szene. Das Kult-Stück "The Addams Family" ist nun auch auf der Bühne des Wolfgang-Eychmüller-Hauses zu sehen gewesen. Es war düster, skurril und ein ausgefallener Einstieg in die Abo-Saison.

    Die Bühnenausstattung ist sparsam, zwei Särge auf Rollen sind vielfältig im Einsatz. Sie dienen als Tisch, Sitzgelegenheit oder werden von zwei Verblichenen, die zu neuem Leben erweckt sind, auf der Bühne hin- und hergefahren - wohl, um Bewegung in die Szene zu bringen. Die Kostüme passen perfekt ins gruftige Milieu. Die Band ist geschickt hinter einer Mauer mit schmiedeeisernem Tor platziert. Allgemeine Stimmung auf der Bühne - düster.

    Das Wolfgang-Eychmüller-Haus startet mit "The Addams Family" in die Abo-Saison

    Die Geschichte als solche ist irgendwie ein Déjà-vu-Erlebnis und in mancherlei Formen bekannt. Tochter Wednesday ist erwachsen geworden und will heiraten. Der Auserwählte kommt aus einer Familie mit Reputation, was man von den Addams nicht behaupten kann. Sie leben recht unkonventionell in den alten Mauern einer heruntergekommenen Villa. Das Mädchen mit dem ungewöhnlichen Namen Mittwoch vertraut sich dem Vater an. Der ist von den Absichten der Tochter ganz und gar nicht begeistert und noch weniger seine dominante Frau. Also wird ein Dinner geplant, denn das Kennenlernen der Familien ist unter diesen Umständen kaum vermeidbar.

    Aber an diesem Abend, an dem alle an den Multifunktionsmöbeln sitzen, offenbart sich in klingenden Dialogen, welche emotionalen Defizite über die Jahre zwischen den Paaren entstanden sind. Die Beziehungen haben sich festgefahren und auch das junge Paar zweifelt plötzlich an seinem Vorhaben. Allerdings geht die Melancholie der Erinnerung im überdrehten Sound ein wenig unter. Das nimmt den Songs die Wärme und wirkt ein bisschen schrill. Aber dem wird abgeholfen.

    Ein mutiger, aber gelungener Auftakt ins Abo

    Stimmungswechsel ist es nach der Pause. Während alles auf ein Happy End zusteuert, die Texte verständlich sind und die Stimmen der Sängerinnen und Sänger sich als geschult erweisen, kommt von der Bühne Emotion pur. Die Paare, altgediente und das neue, bewegen sich aufeinander zu und signalisieren ein friedliches Miteinander.

    Es gehörte schon ein bisschen Mut dazu, mit dem Musical "The Addams Family" das neue Programm im Kulturzentrum einzuleiten. Dideldumdei-Produktionen gibt es in Hülle und Fülle. Aber auch das Außergewöhnliche muss einen Platz in dem Haus haben. Es ist also ein guter Griff der Kulturreferentin Anette Netter. Denn die Inszenierung, die vom Inhalt her auf das Wesentliche komprimiert wurde, zeichnet sich durch die Perfektion aus, die man von den Amerikanern auf dem Gebiet der Musicals gewohnt ist.

    Obwohl das Musical einen Tag nach dem anderen in anderen Städten zu sehen ist, die Schauspielerinnen und Schauspieler sozusagen en suite unterwegs sind, verliert es nicht durch die Häufigkeit der Wiederholungen. Disziplin auf der Bühne ist oberstes Gebot. Deshalb wirkt die Produktion auch frisch und unverbraucht. Irritationen kommen wohl in jeder Familie vor, ohne dass jemand eine fiese Spinne hinten am Kostüm hängen hat oder einer zwitschernden Nachtigall der Garaus gemacht wird. Zum Schluss gibt es lang anhaltenden Beifall für einen ausgefallenen Einstieg in die neue Abo-Saison.

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