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Unterroth: Hochwasser in Unterroth: Zwei Personen berichten vom Kampf gegen die Fluten

Unterroth

Hochwasser in Unterroth: Zwei Personen berichten vom Kampf gegen die Fluten

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    So sah es am Wochenende rund um den Kindergarten Storchennest in Unterroth aus, der von Wasser umspült war.
    So sah es am Wochenende rund um den Kindergarten Storchennest in Unterroth aus, der von Wasser umspült war. Foto: Heike Dreier

    Die Gemeinde Unterroth ist am Wochenende von einer im Ort wohl nie dagewesenen Hochwasserkatastrophe heimgesucht worden. So fasst es Bürgermeister Norbert Poppele zusammen. Von zwei Schwerpunkten kann Feuerwehrkommandant Magnus Konrad berichten: rund um den Bergenstetter Weg und die Illertisser Straße ab der Brücke ortsauswärts. Dazwischen liegt die Kindertagesstätte Storchennest mit ihrem vor kurzem fertiggestellten Anbau. Dort hat sich Hausmeisterin Heike Dreier zusammen mit ihrem Mann Christian die Nacht von Samstag auf Sonntag um die Ohren geschlagen hat, um mit Unterstützung von Feuerwehrleuten bis aus Oberstdorf den Kindergarten vor den Fluten der Roth zu schützen. Beide, Kommandant und Hausmeisterin, sind froh, wenigstens ihre Minimalziele erreicht und damit noch Schlimmeres verhütet zu haben. 

    Hochwassersperren sicherten am Kindergarten die ebenerdigen Zugänge von Fenstern und Türen ab, wobei es galt, in viertelstündlichen Kontrollrundgängen vollgelaufene Behälter zu leeren, die durchgehend laufenden fünf Pumpen zu prüfen beziehungsweise vom angesaugten Schmutz zu befreien. Samstag um 14.30 Uhr war der Garten der Tagesstätte überflutet, von da an herrschte höchste Gefahr, wie die Hausmeisterin berichtet. 

    Das Hausmeisterehepaar hielt im Kindergarten in Unterroth eisern durch

    Zusammen mit zwei Feuerwehrleuten hielten die Dreiers bis Sonntag eisern durch, um den keine fünf Zentimeter betragenden Abstand zu den Eingängen konstant aufrecht zu erhalten. Gegen 4 Uhr früh habe sie den leichten Eindruck gehabt, das Wasser würde nicht mehr so stark nachdrücken, sagt die Hausmeisterin. Gegen 5 Uhr zeigten Ränder an Gegenständen, dass der Wasserhöchststand wohl erreicht worden war. Es waren dramatische Stunden für alle Beteiligten, die durch den ständigen Regen selbst durchnässt waren. Zumal die Stiefel nicht ausreichten, indem das Wasser oben hineinfloss und auch die Strömung sei stark gewesen, was so nicht zu vermuten gewesen sei. 

    Als sich die Dreiers Sonntagmittag gegen 11.30 Uhr trauten, in ihr Heim zurückzukehren, waren ihre beiden Söhne Julian und Fabian, 17 und 14 Jahre alt, schon wieder außer Haus beim Einsatz der Jugendfeuerwehr. „Ich habe sie seit Samstag früh nicht mehr gesehen, denn da halfen sie beim Abfüllen der Sandsäcke im Bauhof mit“, sagt die Mutter am Sonntag. Danach seien sie weiter unterwegs gewesen, wo eben die Jugend jeweils gebraucht wurde. Die Dreiers wussten die beiden gut aufgehoben bei der Feuerwehr, die ihre Helfer im Gerätehaus auch mit warmen Mahlzeiten versorgte. Gespannt sind nun alle Beteiligten, ob das Schlimmste überstanden ist, denn mit dem Verhüten der Gefahr gingen gleichzeitig erste Aufräumarbeiten einher, die Schäden sind ja riesig. 

    Mitglieder der Feuerwehr Oberstdorf halfen dabei, mit einer 200 Meter langen mobilen Hochwassersperre die Kita Storchennest in Unterroth abzuschirmen.
    Mitglieder der Feuerwehr Oberstdorf halfen dabei, mit einer 200 Meter langen mobilen Hochwassersperre die Kita Storchennest in Unterroth abzuschirmen. Foto: Regina Langhans

    Selbst die Ältesten im Dorf wüssten nicht, dass es jemals zu solchen Ausmaßen gekommen sei, sagt Poppele. Dass es schwierig werden würde, darüber sei auch er sich im Klaren gewesen, berichtet später Feuerwehrkommandant Magnus Konrad. Freitagabend hatte der Landkreis den Katastrophenfall ausgerufen und damit hieß seine Aufgabe, den Pegel der Roth im Drei-Stunden-Takt zu kontrollieren. Zugleich gingen bei ihm schon erste Meldungen von vollgelaufenen Kellern ein. Samstagmorgen gegen 5.30 Uhr war es dann soweit: Das Sägewek Dopfer stand unter Wasser und die Rothbrücke am Bergenstetter Weg war überflutet, die Straße unpassierbar, denn an beiden Uferseiten drückte es die Wassermassen hinaus. 

    Die Feuerwehr Unterroth erhielt große Unterstützung aus Tirol und aus Oberstdorf

    Als erstes wurde sichergestellt, dass aus den vollen Kellern der Anwohnenden nach außen abgeleitet werden konnte. Der anschließende Versuch, die Flut mit angelieferten und selbst gefüllten Sandsäcken in der Roth zu halten, sollte scheitern. Die Wassermengen kamen zu heftig und zu schnell. Daher hieß das Minimalziel, sie wenigstens in einer Art verbreitertem Bett zu kanalisieren. 

    So sah es am Wochenende im Bereich Sägewerk und Brücke am Bergenstetter Weg in Unterroth aus.
    So sah es am Wochenende im Bereich Sägewerk und Brücke am Bergenstetter Weg in Unterroth aus. Foto: Magnus Konrad

    Große Hilfe erhielt die Feuerwehr Unterroth von der Wasserwacht Illertissen sowie den Kameraden aus Osterberg, Illereichen, Filzingen, Au, aber auch von der Feuerwehr Lechaschau in Tirol, die mit der Feuerwehr

    Fünf Menschen mussten in Sicherheit gebracht werden, sie kamen im Ort bei Freunden oder Verwandten unter. Konrad schätzt, dass das Wasser in den betroffenen Bereichen 60 bis 80 Zentimeter hoch stand. Dass noch Schlimmeres verhindert wurde, schreibt er auch der großen Hilfsbereitschaft in Unterroth zu, indem die Menschen Hilfsgüter wie etwa Pumpen am Feuerwehrhaus als Sammelstelle anlieferten und andere von dort Ausrüstung bezogen, um in Eigenregie Haus und Hof vor den Fluten zu retten. Die Hochwasserursache sieht der Kommandant im Dauerregen und in der übervollen Roth, die schon vor dem Sägewerk über die Ufer getreten war. 

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