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Unterroth: Unterroth heizt den neuen Holzbackofen an

Unterroth

Unterroth heizt den neuen Holzbackofen an

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    Gerlinde Maier, Expertin vom Backhäusle-Verein aus
Niederopfingen, wirft einen prüfenden Blick in den Unterrother Holzbackofen.
    Gerlinde Maier, Expertin vom Backhäusle-Verein aus Niederopfingen, wirft einen prüfenden Blick in den Unterrother Holzbackofen. Foto: Regina Langhans

    Grundsätzlich planen Unterroths dorffesterprobte Vereine in größeren Dimensionen, schließlich gibt es hier schon eine dorfeigene Gefriere für Feste und Feiern. Jetzt kommt der altdeutsche Holzbackofen dazu mit Platz für 24 Brotlaibe im Stüble des Obst- und Gartenbauvereins im Dorf fertiggestellt. Vorsitzender Patrick Niederreuter denkt bereits an künftige Aktivitäten seines

    Als Expertin war Gerlinde Maier vom Backhäusle-Verein aus Unteropfingen gekommen, um Interessierten in Unterroth, darunter Florian Maier als einzigen Mann, zu zeigen, worauf es beim altdeutschen Holzbackofen ankommt. Allen war schnell klar: Brotbacken wie anno dazumal ist eine aufregende und zeitraubende Angelegenheit. Um ressourcenschonend vorzugehen, erfordert es Erfahrung und Planung. 

    Neuer Holzbackofen in Unterroth: Erst einmal anfeuern

    Los ging es natürlich mit dem Anfeuern, wobei eine bestimmte Menge etwa 50 Zentimeter langer Fichtenholzscheite zur richtigen Temperatur führt. Historische Backöfen sind mit feuerfesten Steinen ausgekleidet und werden direkt befeuert, eine Trennung von Backraum und Feuer gibt es nicht. Niederreuter erklärte Glutzeit und Stehzeit und sprach von einer insgesamt dreistündigen Heizphase. Dann wurde die Asche sorgfältig herausgekehrt. 

    Patrick Niederreuter und Konstanze Högerle mit Gerät und
Fichtenholz, womit der altdeutsche Holzbackofen zu bedienen ist.
    Patrick Niederreuter und Konstanze Högerle mit Gerät und Fichtenholz, womit der altdeutsche Holzbackofen zu bedienen ist. Foto: Regina Langhans

    Der Ofen hat mit 320 Grad Hitze die richtige Temperatur, um Kurzgebackenes wie Pizza oder Dinnete auf dem langen Backschieber in den Ofen zu schießen. Schichtweise setzt sich das Backen mit dem Abkühlen fort: bei 280 Grad kommt das Brot an die Reihe, bei 220 Grad Hefegebäck oder Brioche. Wenn der Ofen 100 Grad aufweist, eignet er sich zum langsamen Braten von Schweinehals. „Der kann beispielsweise über Nacht im Ofen bleiben“, so Niederreuter. Alternativ lasse sich die letzte

    Im neuen Holzbackofen in Unterroth hat reichlich viel Gebäck Platz

    Auf der 90 mal 140 Zentimeter umfassenden Backfläche lässt sich viel unterbringen, was auch zu der in Unterroth gewohnt reichlichen Verpflegung gut passt. Der Vorsitzende, der sich zusammen mit Konstanze Högerle rund um den Holzbackofen kümmern wird, hat aber wegen der Auslastung keine Bedenken. Unterstützung bekommen sie von Angelika Gleich, Kathrin Oelschläger und Gertrud Haas, alle drei mit Erfahrung aus ihrem eigenen Holzbackofen desselben Herstellers in Heiligkreuztal im Landkreis Biberach. 

    Backtipps für den Holzofen

    Roggenraute (drei Brote à 620 Gramm)

    • Roggensauerteig aus 335 Gramm Roggenmehl, 35 Gramm Sauerteigkultur, 0,27 Liter Wasser 15 bis 22 Stunden reifen lassen.
    • Brotteig aus 640 Gramm Roggensauerteig, 490 Gramm Roggenmehl, 200 Gramm Weizenmehl, 20 Gramm Salz, zehn Gramm Frischhefe, 0,52 Liter Wasser zubereiten.
    • Im Holzbackofen bei 280 Grad einschießen und 45 Minuten backen.

    Dinnete (ideal für Feste)

    • Für die Fladen Hefeteig aus Weizenmehl fertigen, nach Wunsch mit Speck, Schnattern, Schmand belegen und im Holzofen nicht ganz fertig backen.
    • Dann einfrieren und direkt vor dem Verzehr zu Ende backen.
    • So entstehen in Minutenschnelle blechweise ofenfrische Dinnete. (lor)

    Dabei will nicht nur das Anfeuern gelernt sein, sondern auch das Backen, wie Gerlinde Maier erklärte. Für einen Brotbackgang wurden 14 Kilogramm Teig zu 24 Roggenrauten verarbeitet. Der Sauerteig wurde am Vortag angesetzt, danach mit den restlichen Zutaten in der Teigknetmaschine verrührt und mit einem sauberen Tuch abgedeckt, um nochmals eine halbe Stunde gehen zu können. Dann griffen viele Hände zu, um die Teigmengen abzuwiegen, daraus mehlige Kugeln zu formen und sie mit dem Teigschluss nach unten in die Gärkörbchen zu legen für weitere 45 Minuten Ruhezeit. Nebenbei gab es Ratschläge, etwa Teigschaber und Hände gegen das Klebenbleiben zu befeuchten oder in Mehl zu tauchen. 

    Im Winter wird die warme Backstube zum Treffpunkt in Unterroth

    Vor dem Einschießen bekamen die bemehlten Brote noch ihr Rautenmuster eingeritzt, alternativ könne auch ein wilder Aufbruch zugelassen werden, so Gerlinde Maier. Alles Weitere erledige der Ofen. Und tatsächlich: kaum eine Dreiviertelstunde später duftete das ganze Stüble nach frischem Brot. Im Winter dürfte die vom Ofen abstrahlende Wärme willkommener Anreiz sein, sich in der geräumigen Backstube aufzuhalten. 

    Mit vereinten Kräften von Jung und Alt werden 14 Kilogramm Teig zu 24
Roggenrauten verarbeitet.
    Mit vereinten Kräften von Jung und Alt werden 14 Kilogramm Teig zu 24 Roggenrauten verarbeitet. Foto: Regina Langhans

    Dass diese mit Zugang von innen direkt an das vorhandene Vereinsdomizil angebaut wurde, erweist sich praktische Entscheidung. Der Obst- und Gartenbauverein schaffte alles in Eigenleistung, einschließlich des per Bausatz errichteten Backofens. Dabei gab es rundum Unterstützung: Von der Gemeinde und örtlichen Firmen, die neben finanziellen Spenden auch Material wie Holz und Steine beisteuerten oder fachlich mit Rat und Tat zur Seite standen. 

    Der Probelauf ist gelungen, ebenso wie das vom Vorsitzenden erhoffte gemeinsame Vergnügen von Jung und Alt. Nach zweijähriger Bauzeit der mit Leader-Förderung errichteten Backstube feiert Unterroth nun seine neueste Errungenschaft am Sonntag, 9. Juli, ab 10 Uhr mit Gottesdienst, Blaskapelle, Ansprachen, Aktionen und Backwaren frisch aus dem Ofen.

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