Der Bayerische Ministerpräsident Markus Söder höchstpersönlich war angereist, um der Blaskapelle Unterroth bei ihrer Mega-Geburtstagsparty zum 200-jährigen Jubiläum zu gratulieren. Trotzdem dürfte der Staatsbesuch aus München am 10. Juni im 2200-Personen-Zelt einer von etlichen, auch musikalischen Höhepunkten beim Bezirksmusikfest des ASM-Bezirks acht gewesen sein. Das Motto hieß #standFESCHDdbleiba, und nach vier Tagen klang am Sonntag das "Feschd" mit bildschönem Umzug und Party auf dem Festgelände neben der Firma Butzbach aus.
Applaus statt Buhrufe für den Ministerpräsidenten
Söders Besuch fand während des Regio-"Feschds" – so das Motto des Samstagabends, der dem Spiel regionaler Kapellen reserviert war – statt. Deshalb sollte die Politik nicht Oberhand gewinnen, da war sich der Festausschuss einig. Somit war die Delegation der Christsozialen in Begleitung der bayerischen Landespolizei überschaubar. Die Musikgesellschaft Illereichen-Altenstadt intonierte dazu den Bayerischen Defiliermarsch. Söder schüttelte Hände, gab kurze Interviews, der Weg durch die Bierzeltgarnituren zur Bühne dauerte. Das lockte zu Gedankenspielen ins Jahr 1823, als in Unterroth die Blaskapelle gegründet und Musiker ausgebildet wurden. Der Ministerpräsident assoziierte noch mehr damit, denn damals regierte in Bayern ein König. "Dafür habt ihr jetzt mich", sagte Söder gut gelaunt.
Er nützte die Bühne für einen politischen Schlagabtausch mit der Bundesregierung in Berlin und schwärmte vom Flair bayerischer Blaskapellen, Trachten und Gebirgsjäger, das den Freistaat überstrahle. Anders Und anders als in Erding schallten Söder keine Buhrufe entgegen. Der Ministerpräsident ermutigte die Unterrother zum Feiern, weil Feste in schwierigen Zeiten das Herz erwärmten. Seiner Ansprache gingen Begrüßungsworte von Landrat Thorsten Freudenberger voraus, bei denen dieser auch gleich die Ehrengäste vorstellte, einschließlich des Unterrother Bürgermeisters Norbert Poppele und seiner Amtskollegen. Gesundheitsminister Klaus Holetschek übernahm die Schlussworte.
Nach einer Stunde war der hohe Besuch wieder weg
Darauf überließ Dirigent Hermann Taubenheim seinen Stab dem Ministerpräsidenten für ein Ehrendirigat, dieser unterzeichnete noch eine Jubiläumsurkunde für die Blaskapelle, und binnen einer Stunde war der hohe Besuch beendet. Den Auszug der Prominenz, darunter Beate Merk und Josef Miller als Ehemalige aus dem Staatsministerium, begleitete erneut in staatsmännischer Weise der Defiliermarsch. Die Bühne gehörte danach den Rothtalmusikanten, die unter Manuel Weiser mit Egerländer Musiktiteln erfreuten. Abgelöst wurden sie vom Musikverein Kellmünz mit ihrem Dirigenten Erwin Bachofer, und in die Samstagnacht hinein begleitete die Musikkapelle Kirchhaslach unter Thomas Wölfle. Dem Zelt war eine Festwiese mit Biergarten und kleinem historisch anmutenden Jahrmarkt mit Buden, Schiffschaukel und Kinderkarussell vorgelagert.
![](https://images.mgpd.de/img/100753752/crop/c1_1-w100/1456675166/280704/dsc7000jpg.jpg)
Wie berichtet, eröffneten die Unterrother ihr Bezirksmusikfest am Donnerstag in Form eines Blasmusik-"Feschdivals" mit angesagten Bands wie Wüdaramusi aus Österreich. Fortgesetzt wurde es freitags als Brass- und Party-"Feschd", etwa mit den Muckasäck aus dem Allgäu. Am Wochenende folgte konzertante Musik, indem Kapellen bei den Wertungsspielen in der Rothtalhalle in Buch vor Publikum um beste Ergebnisse wetteiferten.
Der Umzug wird zum optischen Highlight
Die Vielfalt an Klängen und Stilen fand am Sonntag ihren optischen Höhepunkt in einem prächtigen Umzug mit 55 Wagen und Fußgruppen. Die 29 teilnehmenden Kapellen, insgesamt 1000 Musizierende, trafen sich auf dem Hof einer Logistikfirma zum gigantischen musikalischen Auftakt, bei dem die Bayernhymne nicht fehlen durfte. Es dirigierten Franz Josef Pschierer (ASM-Präsident), Thomas Hartmann (Bundesdirigent) und Erhard Schneider (Bezirksdirigent).
![Eine kunstvoll gestaltete Pro-Musica-Plakette zog viel Aufmerksamkeit auf sich. Eine kunstvoll gestaltete Pro-Musica-Plakette zog viel Aufmerksamkeit auf sich.](https://images.mgpd.de/img/101269070/crop/c1_1-w100/919615405/470616147/blasmusikfest-uro.jpg)
Beim Umzug durchs Dorf folgten dem dekorativen Themenwagen der Blaskapelle etliche Gefährte der Unterrother Vereine, welche durch witzige Details und handwerkliche Raffinessen für Bewunderung sorgten: In eigenen Festwagen nahmen Vertreter des MGV, Ehrenmitglieder der Blaskapelle Unterroth und die Theatergruppe Unterroth teil sowie in einer Fahrradrikscha die Frauenbundehrenmitglieder Marie Walser und Paula Ritter, von Monika Rothmund chauffiert. Mitglieder des örtlichen Sportvereins radelten auf einem oder mehreren Rädern mit.
Der Gartenbauverein Unterroth heizt demnächst den Backofen an
Die Allerjüngstem vom Kindergarten Storchennest oder der Eltern-Kind-Gruppe nahmen im oder neben ihren Wägelchen am Umzug teil. Historisch bestückte Themenwagen gab es beim Gartenbauverein mit zwei ländlich dekorierten Exemplaren, wobei eines mit Garben auf den vereinseigenen altdeutschen Backofen verwies, der demnächst offiziell in Betrieb geht. Oder etwa vom Veteranen- und Soldatenverein, aber auch der Feuerwehr, die zudem mit neuzeitlichen Autos anzutreffen waren, um Anfang und Ende des Umzugs zu markieren. Ein Wagen galt der kunstvoll aufpolierten Pro-Musica-Plakette, und Oldtimer-Traktoren und ein Setra-Bus Baujahr 1980 machten die Auswahl an fahrbaren Untersätzen komplett.
![Die Ehrenmitglieder der Blaskapelle Unterroth durften im Wagen beim großen Festzug mitmachen. Die Ehrenmitglieder der Blaskapelle Unterroth durften im Wagen beim großen Festzug mitmachen.](https://images.mgpd.de/img/100714196/crop/c1_1-w100/668005809/923822168/blasmusikfest-uro.jpg)
550 Unterrotherinnen und Unterrother hatten zum Gelingen des Bezirksmusikfestes beigetragen, das mit den Ergebnissen aus den Wertungsspielen und fetziger Stimmungsmusik der Kaiser-Musikanten aus Österreich endete.