Der Kindergarten Storchennest in Unterroth ist seit seinem Bau vor 30 Jahren ein Vorzeigeobjekt der Gemeinde. Liebevoll oder auch traditionsverhaftet heißt er im Dorf weiterhin so, obwohl er sich längst zum modernen Haus des Kindes Storchennest entwickelt hat: mit Krippe, Mittagessen und inzwischen auch Möglichkeiten zur Mittagsbetreuung von Schulkindern. Zwei bauliche Veränderungen haben dem Rechnung getragen. Die jüngste Erweiterung soll zusammen mit dem 30-jährigen Bestehen der Tagesstätte am Samstag, 29. Juni, mit einem Festprogramm und Tag der offenen Tür gefeiert werden.
Das Fest rund um den Kindergarten beginnt mit einem Zeltgottesdienst um 10 Uhr, dann wird ein Baum gepflanzt. Dazu spielt die Jugendkapelle auf. Darauf folgen Festansprachen von Norbert Poppele, Bürgermeister in Unterroth, sowie der Kindergartenleiterin Sabrina Nather. Gegen 11 Uhr soll der offizielle Teil beendet sein. Die Verpflegung zu Mittag übernehmen zwei Foodtrucks und nachmittags gibt es Kaffee, Kuchen und Eis. Von 13.30 bis 15 Uhr sorgt der Alleinunterhalter Broadway Joe für gute Stimmung. Verschiedene Mitmachaktionen wollen ausprobiert werden und die Neuerungen im Kindergarten laden zur Besichtigung ein.
Haus des Kindes: Kindergarten, Krippe und Betreuung von Schulkindern
Den ideellen Grundstein zur Erfolgsgeschichte des Kindergartens legte der damalige Architekt Adalbert Vill, nach dessen Plänen das Gebäude errichtet wurde. Er weiß noch genau, wie am 22. Dezember 1992 der Bauplan genehmigt wurde, woraufhin 1994 der Bau begann. Schon vorausschauend wurden die nötigen Versorgungsschächte für die zu erwartende Erweiterung um eine dritte Gruppe gelegt, was auch den Anbau eines Bewegungsraums miteinschloss. Vill erinnert sich: "Gleich zu Beginn war ein ganzer Schwung Kinder da und es wurde mit zwei Gruppen gestartet."
Da der Architekt auch Mitglied im Gemeinderat war, wusste er um die Dringlichkeit der Baumaßnahme. So musste ums Jahr 1988 der gemeindliche Sitzungssaal in der zum Vereinsheim umgebauten alten Schule notdürftig zum Kindergarten umfunktioniert werden. Die Räte tagten unterdessen im daneben befindlichen Raum der Schützen.
Das ist der Kindergarten Storchennest in Unterroth
Das Haus des Kindes Storchennest ist ein integrativer Kindergarten. Dort gibt es die die Elefantengruppe, die Löwengruppe und die Zebragruppe. In der Spitzmausgruppe ist Platz für zwölf Krippenkinder.
Der Kindergarten mit derzeit 70 Kindern ist ausgelastet. Kindergartenleiterin Sabrina Nather wird von einem Team aus 15 Erzieherinnen unterstützt.
Die Öffnungszeiten sind Montag bis Donnerstag 7 bis 16.30 Uhr sowie am Freitag 7 bis 14 Uhr. (lor)
30 Jahre Storchennest Unterroth: Architekt Adalbert Vill erinnert sich
Für den künftigen Kindergarten erwarb die Gemeinde auf Erbpacht das in Kircheneigentum befindliche Grundstück in Nähe der Roth. Vill nahm seine Aufgabe ernst und war auf einen Vortrag aufmerksam geworden, in dem es um die Erfordernisse eines modernen Kindergartens ging. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse ließ der Architekt in das Bauvorhaben einfließen und sie heben das Gebäude von den damals üblichen Zweckbauten deutlich ab. Vill ordnete die Räume sternförmig an und schuf eine dekorative Innengalerie für Begegnungsmöglichkeiten außerhalb der Gruppenräume. Auch eine Schallverminderung wurde baulich berücksichtigt und durch die Gauben eine ansprechende lichtdurchflutete Dachkonstruktion erreicht. Der Kindergartenbau war auf 1,055 Millionen Mark veranschlagt worden und die tatsächlichen Kosten unterschritten den Betrag knapp, informiert Vill.
Im Jahr 2012 stieß Sabrina Nather als Erzieherin zum Kindergartenteam dazu und seit 2016 hat sie die Leitung. In ihre Zeit fielen die entscheidenden Umstrukturierungen, welche das heutige Haus des Kindes Storchennest auszeichnen. Schon frühzeitig zeigte sich der Kindergarten integrativ, was eine gewisse Flexibilität bei den Kinderzahlen ermöglichte, sodann wurde 2016 die Nestgruppe mit Kindern unter drei Jahren eingeführt. Sie erhielt derart Zulauf, dass im Jahr 2019 das sogenannte offene Konzept eingeführt wurde: Die Gruppen werden nach den Morgenritualen, teils auch mit zweitem Frühstück, geöffnet und die Kinder können sich innerhalb des Hauses frei bewegen. Wegen der Coronapandemie erfolgte ab 2020 für fast zwei Jahre der Kindergartenbetrieb wieder in geschlossenen Gruppen. Aber schon im Februar 2022 gab es die nächste Veränderung, indem ein Krippenraum mit sechs Plätzen für die Spitzmausgruppe entstand. Die Nestgruppe löste sich auf und ihre Schützlinge kamen in den anderen Gruppen unter. Aber der Kindergarten platzte aus allen Nähten.
Zweiter Anbau des Storchennests Unterroth wurde 2024 fertig
Mit dem Umzug von Büro und Personalraum im Sommer 2022 in Container begann der zweite Anbau mit Platz für eine vierte Gruppe, Mensa, Küche, Vorratsraum und Personalraum. Im Bestandsgebäude wurde ebenfalls umgebaut, die Toilettenanlage erneuert, ein barrierefreies WC installiert sowie Elterngesprächsraum, Leiterinnenbüro, Personalraum und Krippenschlafraum eingerichtet. Im März 2024 ging die Mensa in Betrieb, im April zog die Spitzmausgruppe ein. Für diese neuerliche großflächige Erweiterung griff Architekt Christian Anders die von Vill gewählten architektonischen Merkmale auf und setzte sie durch den vorgebauten flachen Eingangsbereich geschickt in Szene.
Die Freude und das Fest zum gelungenen Werk wären aber um Handbreite fast den Fluten der kürzlich über die Ufer getretenen Roth zum Opfer gefallen. Dank der Nachtschicht von Hausmeisterin Heike Dreier und Rettungskräften stand das Kindergartengebäude wie eine Insel mitten im überschwemmten Unterroth. Glücklicherweise war die Herstellung des Gartens noch nicht sehr fortgeschritten, und der Rasen hatte das ganze Wasser geschluckt, sodass Sabrina Nather zwei Tage später fast nichts mehr von der Katastrophe bemerken konnte. Jetzt lohnt sich das Feiern doppelt.