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Landkreis Neu-Ulm: Beim Tag des Streuobstes sind Äpfel heuer ein rares Gut

Landkreis Neu-Ulm

Beim Tag des Streuobstes sind Äpfel heuer ein rares Gut

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    Christian und Heike Dreier betreiben die mobile Mostpresse,
bei der die Kunden ihre Äpfel direkt abgeben und auf den daraus gepressten Saft warten.
    Christian und Heike Dreier betreiben die mobile Mostpresse, bei der die Kunden ihre Äpfel direkt abgeben und auf den daraus gepressten Saft warten. Foto: Regina Langhans

    Es ist Erntezeit in vielen Obstgärten der Region – die Ausbeute fiel dieses Jahr bei den meisten nicht so groß aus wie gewohnt. Im Landkreis Neu-Ulm hat das Wetter die Obsternte schrumpfen lassen. Das machte sich auch beim ersten "Tag des Streuobstes" bemerkbar, welcher im Rahmen der derzeit stattfindenden ILE-Genusswochen in Unterroth stattgefunden hat. Vom mageren Ernteergebnis 2023 wollen sich die Verantwortlichen aber nicht entmutigen lassen – im Gegenteil: Das Thema Streuobst wird für die sieben Mitgliedsgemeinden auch in den kommenden Jahren wichtig sein. 

    Wie berichtet, wollen die Gemeinden der ILE-Region in Form eines sichtbaren, aber auch ideell nachvollziehbaren Streuobstbandes gemeinsam etwas für den Klimaschutz und die Umwelt leisten. In der Bürgerstube des Rathauses war im Rahmen des Streuobsttages zu erfahren, wie es nach dem gewonnenen Ideenwettbewerb des Bayerischen Umweltministeriums weitergeht. 

    Ein Band aus Obstbäumen von Kellmünz bis Roggenburg

    ILE-Manager Andreas Probst erklärte, wie das Band in Form einzelner Obstbäume oder Baumgruppen die südlichste Mitgliedsgemeinde Kellmünz mit Roggenburg als die nördlichsten verbinden könne, sichtbar wie ideell. Auch Querverbindungen wie der Radweg nach Illertissen oder durch Altenstadt, das nicht zur vor drei Jahren gegründeten ILE-Runde gehört, sind angedacht. Vorhandene Strukturen wie an der Iller sollen genützt werden, Möglichkeiten böten Gewerbegebiete, Rastplätze, Solarparks womöglich in Kombination mit Bienenstöcken.

    ILE-Regionalmanager Andreas Probst erklärt die Idee vom
Streuobstband.
    ILE-Regionalmanager Andreas Probst erklärt die Idee vom Streuobstband. Foto: Regina Langhans

    Letzteres schwebt Bürgermeister Norbert Poppele für die neue Bürgersolaranlage im Süden Unterroths vor. Bei zu wenig Platz könnte mit Anliegern gesprochen werden, inwieweit es für einen Baum reiche. Bei der Pflege müssten die kommunalen Bauhöfe von der Bürgerschaft unterstützt werden, Baumpaten werden also gesucht. Helmut Walser, Gemeinderat in Unterroth, wollte sichergestellt wissen, dass alte, heimische Obstsorten gepflanzt werden. Und ob das Projekt scheitere, wenn kein durchgängiges Band zustande käme. Beides beantwortete Probst positiv: Selbst wenn der maximale Baumabstand von 50 Metern, den Tiere und Insekten zur Ausbreitung brauchen, nicht konsequent eingehalten werde, lohne die Umsetzung zugunsten von Biodiversität, Umwelt, Klima. Das Projekt könne wachsen. 

    Für den ILE-Saft aus Unterroth mussten Äpfel von der Alb zugekauft werden

    Als beauftragter Landschaftsarchitekt zeigte Johannes Gnädinger vom Büro Schaller in München auf einer Karte bereits mögliche Trassen. Ein weiteres ILE-Projekt sei, aus dem Obst jeweils ILE-Apfelsaft zu pressen, um ihn in Kindergärten zu verteilen und Dorfläden zu vermarkten. Der Erlös fließe in die ILE-Vorhaben, so Probst. Die mobile Obstpresse von Heike und Christian Dreier stand an diesem Tag dafür bereit. Immerhin kam 93 Fünf-Liter-Boxen des ILE-Safts zusammen. Allerdings mussten Kreisfachberater Siehler und Bürgermeister Poppele eine halbe Tonne Äpfel aus der schwäbischen Alb zukaufen, die Ernte in Unterroth betrug 200 Kilogramm.

    Franz Rendle, ehemaliger Vorsitzender des Obst- und
Gartenbauvereins Unterroth, wirft für die Kinder extra die kleine
Obstpresse an.
    Franz Rendle, ehemaliger Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins Unterroth, wirft für die Kinder extra die kleine Obstpresse an. Foto: Regina Langhans

    Barbara und Joachim Lang kamen aus Illertissen mit einer Ladung Apfelquitten, eine spät blühende Sorte, die alle Gefahren überstand, und konnten mit 55 Liter Saft zurückkehren. Oft habe sie die Früchte selbst entsaftet und nun durch unsere Zeitung von der Möglichkeit in Unterroth erfahren, so

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    De Obst- und Gartenbauverein und die Gemeinde Unterroth waren Gastgeber für den ersten ILE-Streuobsttag im Landkreis Neu-Ulm.

    Mehr Glück hatte Hannelore Löwel aus Buch, die den Apfelbaum ihrer Chefin in Illertissen abernten durfte und mit 25 prall gefüllten Säcken samt Familie die Obstpresse in Unterroth aufsuchte. Bei der Gelegenheit erfuhren sie vom Apfelkenner und Kreisfachberater Rudolf Siehler auch die Sorte: ein guter Mostapfel namens Welschisner. Siehler konnte einige Äpfel bestimmen, auch für Waltraud Metzinger aus Unterroth. Sie weiß jetzt, dass ein „Kaiser Wilhelm“ in ihrem Garten steht. 

    Der Landkreis Neu-Ulm hat eigene, besondere Obstsorten

    Für seine Sortenausstellung hatte Siehler 32 Obstsorten zusammengetragen, darunter die Landkreisbesonderheiten „Pfaffenhofer Schmelzling“, „Weißenhorner Birne“ und den „Beyerapfel“. Angesichts der von ihm in den Vorjahren 3576 kartierten Apfelsorten innerhalb des Landkreises nur eine Auswahl. Er bezog sie vom Kreismustergarten Weißenhorn sowie aus Obstwiesen in Bellenberg, Pfaffenhofen und Elchingen. Darunter auch zwei nicht bestimmbare Exemplare, die Siehler nach ihrer Herkunft „Unterelchingen“ und „Neenstetten“ benannt hat. 

    Beim Besuch der Apfelausstellung vorne die Backfrauen Konstanze Högerle und Rita Konrad, dahinter von links Johann Link (Gartenfreunde Altenstadt), Patrick Niederreuter (Vorsitzender Obst- und Gartenbauverein Unterroth) sowie Kreisfachberater Rudolf Siehler.
    Beim Besuch der Apfelausstellung vorne die Backfrauen Konstanze Högerle und Rita Konrad, dahinter von links Johann Link (Gartenfreunde Altenstadt), Patrick Niederreuter (Vorsitzender Obst- und Gartenbauverein Unterroth) sowie Kreisfachberater Rudolf Siehler. Foto: Regina Langhans

    Den Nachmittag begleiteten würzige Düfte aus dem altdeutschen Holzbackofen in Unterroth, wo Konstanze Högerle und die Unterrother Backfrauen Brot und Dinnete mit Zwiebel- oder Pizzabelag buken. Apfelkuchen in vielen Varianten durfte da nicht fehlen. 

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