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Unterallgäu: Landrat schlägt Alarm: Braucht der Kreis bald Turnhallen für Geflüchtete?

Unterallgäu

Landrat schlägt Alarm: Braucht der Kreis bald Turnhallen für Geflüchtete?

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    Müssen Geflüchtete, die ins Unterallgäu kommen, schon bald wieder in Turnhallen untergebracht werden? Landrat Alexander Eder hält das zumindest nicht für völlig ausgeschlossen.
    Müssen Geflüchtete, die ins Unterallgäu kommen, schon bald wieder in Turnhallen untergebracht werden? Landrat Alexander Eder hält das zumindest nicht für völlig ausgeschlossen. Foto: Alexander Kaya (Symbolbild)

    Alex Eder wählt drastische Worte: "Wir laufen voll. Die Unterbringungsmöglichkeiten für Flüchtlinge im Unterallgäu sind ausgeschöpft. Wenn die Lage so angespannt bleibt, werden wir im neuen Jahr irgendwann auch in Turnhallen müssen." Überall in der Region macht den Kommunen und Ehrenamtlichen der Flüchtlingszustrom zu schaffen. Mithilfe feststehender Quoten werden Asylbewerber den Landkreisen und kreisfreien Städten zugeteilt. Und da wird der Unterallgäuer Landrat ein zweites Mal recht deutlich.

    Eder sagt: "Das ist kein regionaler, sondern ein globaler Aspekt. Die Regierung sendet international das Signal, Deutschland könnte unbegrenzt Flüchtlinge aufnehmen. Das ist aber an der Basis nicht der Fall. Die Regierung verteilt nur noch strikt nach Verteilungsschlüssel. Da müssen andere Lösungen her." Der Landrat fordert das unter anderem deshalb, weil sein Kreis noch deutlich unter der Quote ist und über den Winter mit vielen weiteren Flüchtlingen zu rechnen sei. Aus Ländern wie dem Iran, Irak, Afghanistan, Syrien, aber auch aus der Ukraine. 1200 Asylbewerber leben derzeit im Unterallgäu, außerdem 900

    Im Unterallgäu gibt es 67 dezentrale Unterkünfte

    "Sobald es Neuankömmlinge zu verteilen gibt, stehen wir ganz oben auf der Liste", sagt Eder. Tobias Ritschel vom Ausländeramt konkretisiert das. Bei Asylbewerbern habe das Unterallgäu die Quote nach dem Königsteiner Schlüssel zu 85 Prozent erfüllt, bei Ukraine-Flüchtlingen erst zu 50 Prozent. Heißt: "Wir müssten noch rund 1000 Personen unterbringen. 800 Ukrainer und 200 Asylbewerber", sagt er. Im Landkreis gibt es dafür momentan 67 dezentrale Unterkünfte, fünf Gemeinschaftsunterkünfte der Regierung von Schwaben sowie zwei Notunterkünfte in Bad Wörishofen und Mindelheim.

    Doch so einfach ist das nicht. Der verfügbare Wohnraum ist voll, der Markt ohnehin angespannt. Die Unterkünfte der Landratsämter werden teilweise von sogenannten "Fehlbelegern" bewohnt. Das sind Asylbewerber, die anerkannt wurden und ausziehen müssten – aber keine Wohnung finden. "Aber es ist nicht nur der Wohnraum. Es geht auch um Helferkreise, um Kindergartenplätze und Integrationsarbeit, die von Ehrenamtlichen vor Ort geleistet wird", sagt Eder. 

    Wer kann Wohnungen oder Häuser zur Verfügung stellen?

    Händeringend sucht der Landkreis nach Wohnungen, die an anerkannte Asylbewerber oder Flüchtlinge aus der Ukraine vermietet werden können. Man habe, erklärt Eder, zwar ein Netzwerk und Kontakt zu Bauunternehmen, bekomme auch immer wieder Angebote auf den Tisch. Doch bis es schließlich zur Vertragsunterzeichnung komme, müsse mitunter viel Überzeugungsarbeit geleistet werden. In solchen Fällen schließen die Vermieter den Vertrag nämlich direkt mit den Geflüchteten, die dafür - wenn sie kein Einkommen haben - entsprechende Sozialleistungen erhalten. Die Miete wird dann vom Jobcenter oder dem Sozialamt übernommen. Auch für Asylunterkünfte ist der Landkreis auf der Suche nach Wohnungen ab einer Größe von rund 150 Quadratmetern. Wer ein derartiges Gebäude zur Verfügung stellen kann, solle sich mit der Ausländerbehörde am Landratsamt in Verbindung setzen. Entweder per E-Mail an ausland@lra.unterallgaeu.de oder telefonisch unter 08261/995-185. 

    Die Not sei groß, sagt der Landrat, die Lage brisant. Im Jahr 2023 rechnet Eder pro Woche mit rund 50 neuen Zuweisungen an das Unterallgäu. Dass eines Tages doch wieder Turnhallen in Notunterkünfte umfunktioniert werden müssen, hält er zumindest nicht für gänzlich ausgeschlossen. Eder erklärt aber auch: "Wir versuchen, das nach Kräften zu vermeiden. Denn die Turnhallen sind nach den Jahren der Corona-Pandemie gerade für Sportvereine, Schulen und das gesellschaftliche Leben in den Orten so wichtig."

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