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Unterallgäu: Bessere Deutschkenntnisse sollen Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhöhen

Unterallgäu

Bessere Deutschkenntnisse sollen Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhöhen

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    16 Frauen und Männer, die aus unterschiedlichen Ländern stammen und seit einiger Zeit in Deutschland leben, absolvieren in Memmingen den Sprachkurs B2. Sie wollen damit ihre Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt verbessern, haben es aber auch mit verschiedenen Hürden zu tun.
    16 Frauen und Männer, die aus unterschiedlichen Ländern stammen und seit einiger Zeit in Deutschland leben, absolvieren in Memmingen den Sprachkurs B2. Sie wollen damit ihre Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt verbessern, haben es aber auch mit verschiedenen Hürden zu tun. Foto: Verena Kaulfersch

    Seit fünf Monaten sitzen 16 Männer und Frauen aus der Ukraine, dem Iran, Mazedonien und Kanada für 20 Unterrichtseinheiten pro Woche in Memmingen zusammen, pauken Grammatik und Deutsch fürs Berufsleben. Sie alle leben seit einiger Zeit in Deutschland, haben bereits einen Integrationskurs absolviert und wollen mit dem B2-Sprachkurs nachlegen, um ihre Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern. Bei der Prüfung steht ihnen laut Dozentin Stephanie Hoffmann einiges bevor: Ihre Fähigkeiten müssen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer etwa beim Lesen eines Protokolls oder eines Zeitungsartikels beweisen, außerdem müssen sie zeigen, dass sie ebenso dazu in der Lage sind, im Rahmen einer Präsentation zu sprechen wie eine Beschwerde-Email zu beantworten oder für ein Forum einen Meinungsbeitrag zu verfassen. Es ist aber nicht die einzige Hürde, mit der sie es zu tun haben.

    Der Kurs, der vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) finanziert und neben der Sprachschule Inlingua noch an weiteren Bildungseinrichtungen angeboten wird, vermittelt laut Dozentin Stephanie Hoffmann Sprachkenntnisse auf dem europaweit geregelten Niveau B2. Voraussetzung für die Teilnahme ist eine Berechtigung, welche Jobcenter, Agentur für Arbeit und BAMF erteilt haben. Die Kursmitglieder, die in Memmingen und Umgebung wohnen, bringen Hoffmann zufolge ausnahmslos einen Universitätsabschluss und hohe berufliche Qualifikationen mit.

    Was Zugewanderte und Geflüchtete auf den Jobmessen im Unterallgäu erleben

    Manche von ihnen vermuten inzwischen, dass dies nicht immer ein Vorteil ist. Etwa nach dem Besuch von allgemeinen Jobmessen und solchen, die sich speziell an Arbeitskräfte mit Migrationshintergrund richten. Eine junge Frau lobt sie als gute Möglichkeit, die deutsche Sprache zu trainieren und mit Unternehmen ins Gespräch zu kommen. Alle würden sich offen zeigen, Visitenkarten und Lebensläufe würden überreicht. Nur hat das noch bei keinem und keiner im Raum zu etwas geführt. Stattdessen kommen Absagen, vielfach gar keine Antwort. Vielleicht, so vermuten einige, liege es daran, dass sie für die angebotenen Stellen mitunter überqualifiziert sind.

    Ukrainerin über die Stellensuche: "Es ist nicht so einfach, wie alle sagen"

    Und wenn das Jobcenter Tätigkeiten - etwa in der Küche oder als Putzkraft - anbiete, bei denen es wenig auf gute Deutschkenntnisse ankomme, dann widerspricht das aus ihrer Sicht dem Sinn der Sprachkurse: "Es wird ja viel Geld dafür bezahlt, damit wir hier vieles machen können.", sagt eine Ukrainerin. Die 33-Jährige bleibt auf der Suche, "aber es ist nicht so einfach, wie alle sagen: dass es überall Stellen gibt und Leute gebraucht werden". Auch um eine Ausbildung zur Industriekauffrau hat sie sich beworben, um voranzukommen: Bevor es nun in einem Architekturbüro geklappt hat, tat sie dies oft vergeblich. "Als Grund haben mir Firmen zum Beispiel gesagt, dass man bei ihnen auch Schwäbisch sprechen und verstehen muss. Das frustriert: Wenn ich zehn Stunden pro Tag Deutsch lerne und das bringt nichts."

    Ärztin aus Mazedonien findet im Unterallgäu seit vier Jahren keine Arbeit

    Eine bessere Zukunft für ihre drei Kinder, abseits von Korruption, die sie in ihrem Land beobachtete: Diese Hoffnung hat eine 36-Jährige und ihre Familie aus Mazedonien hergeführt. In der Vergangenheit hatte die Ärztin dort an Uni-Kliniken gearbeitet. In Deutschland bemüht sie sich seit vier Jahren erfolglos um Arbeit, während sie gleichzeitig von langen Wartezeiten für Termine in Praxen und Ärztemangel hört. "Ich habe den Abschluss, Zeugnisse und die Übersetzungen. Ich weiß nicht: Wo ist das Problem?" Sie sei bei der Agentur für Arbeit gewesen, habe sich in Kliniken, Praxen und bei Rettungsorganisationen vorgestellt und auch nach Praktika gefragt. Die Reaktion beschreibt sie so: "Alles super, aber wir brauchen gerade niemanden." Ähnlich ergehe es ihrem Mann, der in der Heimat in der IT-Branche tätig war. "Ich sitze da und ich denke: Was ist los? Wie geht es weiter? Ich muss doch Arbeit finden." Manchmal sei da der Gedanke, zurückzugehen - wären da nicht ihre zwei Töchter und ihr Sohn, die nun hier verwurzelt sind.

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