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Ulm/Landkreis Neu-Ulm: Krieg in der Ukraine: So hilft die Region um Ulm und den Kreis Neu-Ulm

Ulm/Landkreis Neu-Ulm

Krieg in der Ukraine: So hilft die Region um Ulm und den Kreis Neu-Ulm

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    Rund 200 Menschen kamen zum Münsterplatz, um Spenden für die Ukrainer abzugeben.
    Rund 200 Menschen kamen zum Münsterplatz, um Spenden für die Ukrainer abzugeben. Foto: Alexander Kaya

    "Es ist noch nicht zu spät", sagt Andriy Pizo, Pfarrer der ukrainischen katholischen Gemeinde in Neu-Ulm. In seinem Innenhof parken mehrere Autos; Menschen mit vollgeladenen Kisten, Tüten und Rucksäcken laufen in das Gemeindehaus. Sie sind gekommen, um zu spenden – für die Ukrainerinnen und Ukrainer, die aktuell unter dem Krieg in ihrem Land leiden. Pizo sieht zu den Spendenden. "Wir sind dankbar", sagt er. "Dankbar gegenüber den Deutschen und der Regierung." Minütlich riefen fremde Menschen bei ihm an und fragten, wie sie helfen könnten. "So etwas habe ich noch nie erlebt."

    Initiator der großen Spendenaktion ist der Open-Verein Ulm. Er sammelt täglich zwischen 16 und 19 Uhr bei der ukrainischen katholischen Kirche Neu-Ulm in der Reuttier Straße 60. Violeta Matichyn, Vertreterin des Vereins in Ulm, hat momentan alle Hände voll zu tun. Die gebürtige Ukrainerin hat bereits über das Wochenende Spenden gesammelt. "Logistisch ist das in der Kürze der Zeit eine enorme Herausforderung", sagt sie auf Nachfrage unserer Redaktion. "Wir wollen es noch in dieser Woche schaffen, vier bis sechs Transporter zur ukrainischen Grenze zu schicken." Damit sich die Verteilung der Spenden im Land möglichst ausgeglichen gestaltet, sollen die Transporter an die Grenzen zu Polen, der Slowakei und Ungarn fahren.

    Auf dem Ulmer Münsterplatz werden Spenden für die Ukraine gesammelt

    Benötigt würden ausschließlich humanitäre Güter, sagt Matichyn. Damit meint sie vor allem medizinische Utensilien wie Medikamente, Spritzen oder Verbandmaterial. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf haltbaren Lebensmitteln und Beschäftigungsmöglichkeiten für Kinder: "Stifte, Filzstifte und Malpapier." Kuscheltiere als Spenden seien weniger sinnvoll, denn die ukrainischen Kinder sollen die Möglichkeit haben, sich zu beschäftigen. Ganz wichtig seien zudem warme Kleidung, Isomatten und Decken. "Ich höre von ukrainischen Freunden, die sich seit Tagen zum Schutz vor russischen Angriffen in der Metro aufhalten. Die werden krank, bekommen unter anderem Nierenprobleme wegen der Kälte", beschreibt Matichyn die Lage vor Ort.

    Freiwillige sortieren die gespendeten Hilfsgüter im Gemeindehaus der ukrainischen katholischen Kirche Neu-Ulm.
    Freiwillige sortieren die gespendeten Hilfsgüter im Gemeindehaus der ukrainischen katholischen Kirche Neu-Ulm. Foto: Jonas Klimm

    Eine weitere groß angelegte Spendenaktion – zu der unter anderem die ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Hilde Mattheis aufgerufen hatte – fand am Montag statt und wird am Dienstag auf dem Ulmer Münsterplatz wiederholt. Hier kamen am späten Nachmittag etliche Menschen vorbei, um Spenden zu deponieren. Am heutigen Dienstag sammeln die Initiatoren von neun bis zwölf Uhr weitere Hilfsgüter; diese werden gegen Nachmittag in die Ukraine transportiert. Mit demselben Bus sollen anschließend rund 50 geflüchtete Frauen mit ihren Kindern nach Ulm und Umgebung gebracht werden. Wer einen oder mehrere Geflüchtete aufnehmen möchte, kann sich unter der Telefonnummer 0172/7318836 bei den Verantwortlichen melden.

    Der Münsterplatz war von Spenden übersät.
    Der Münsterplatz war von Spenden übersät. Foto: Alexander Kaya

    Das sind die Anlaufstellen für Spenden in der Region

    Die Welle der Hilfsbereitschaft in der Region zeigt sich auch an entsprechenden Aufrufen auf der Online-Plattform Facebook. So hat zum Beispiel Frederic Ferber aus Dietenheim auf eine Textnachricht aus dem Freundeskreis reagiert. Eine Bekannte aus Polen berichtete, dass in ihrem Heimatort Krasnystaw und in ganz Polen viele geflüchtete ukrainische Familien, zumeist Frauen mit Kindern, aber auch Kinder ohne Eltern, Hilfe benötigen. Ihr war es ein Anliegen, auch in Deutschland eine Hilfsaktion zu organisieren. "Wir haben uns entschlossen zu helfen", schreibt Ferber. "Am Freitag werden wir mit ein paar Bussen nach Polen fahren."

    In der Facebook.-Gruppe "Wir brauchen eure Hilfe - Spendenfahrt nach Polen" listet der Musiklehrer und Inhaber der privaten Musikschule O-Ton die Sammelstellen auf, wo Interessierte Hilfsgüter abgeben können. Aktuell würden vor allem Hygieneartikel sowie Babysachen wie Windeln, Feuchttücher, Milch- und Breipulver gebraucht, schreibt Ferber. "Toll wären auch Decken, Kissen und Schlafsäcke." Folgende Stellen waren am Montagvormittag angegeben: Stadtjugendring Ulm (auf dem Roxy-Gelände; Dienstag, 1. März, 18 und 20 Uhr), Thränstraße 29 in Ulm (Dienstag von 19.30 bis 20.30 Uhr), Zeughausweg 12 in Dietenheim (Mittwoch, 2. März, zwischen 17 und 18 Uhr), Top Secret Industrie- und Eventschutz GmbH, Große Isel 6, in Burlafingen (Dienstag von 16.30 bis 17.30 Uhr) und Millöckerweg 7 in Neu-Ulm (Mittwoch von 18 bis 19 Uhr).

    Die Hilfsgüter für die Ukrainer stapeln sich bereits

    Auch Lucy Hehl von "Lous verWERTbar" in Weißenhorn hat sich der Aktion angeschlossen und nimmt in der Kaiser-Karl-Straße 6 am Mittwoch und Donnerstag, 2. und 3. März, jeweils von 10 bis 18 Uhr hauptsächlich Grundnahrungsmittel sowie Hygieneprodukte und Kleidung für Babys entgegen. Sie habe schon einige Anfragen erhalten, berichtet sie am Montagvormittag auf Nachfrage unserer Redaktion. So habe zum Beispiel die örtliche Kleiderkammer zugesagt, Decken und Schlafsäcke zur Verfügung zu stellen. Am Freitag werde sie das Sammelgut zu Frederic Ferber bringen, sagt Hehl.

    Zahlreiche nützliche Utensilien stapelten sich am Montagvormittag bereits in der Garage von Natalia Butler-Miller und ihrem Mann Michael Miller in Oberschönegg. Sie haben ebenfalls auf Facebook zum Sammeln aufgerufen und stellen die Hilfsgüter für den Konvoi des Open-Vereins Ulm zur Verfügung. Butler-Miller stammt selbst aus der Ukraine, ihre Mutter, ihr Bruder und weitere Familienmitglieder sind noch dort. Sie helfen anderen Menschen, die Männer unter 60 Jahren kämpfen für das Militär. Weitere Verwandte von Butler-Miller sind geflüchtet und auf dem Weg nach Deutschland. Viel Zeit für das Telefongespräch mit unserer Redaktion bleibt nicht, denn schon stehen vor der Garage die nächsten Menschen, die Hilfsgüter vorbeibringen.

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