Die Fans des SSV Ulm 1846 Fußball ließen es schon vor dem Anpfiff krachen. Mit reichlich Pyrotechnik gaben sie im wahrsten Sinne des Wortes den Startschuss für den Endspurt im Abstiegskampf der 2. Bundesliga. Der begann mit dem ersten Sieg unter Cheftrainer Robert Lechleiter. Durch das 2:1 (0:0) gegen den SV Darmstadt 98 klettern die Spatzen zumindest bis Sonntag auf den Relegationsrang. Dann treffen die beiden direkten Konkurrenten aus Braunschweig und Münster aufeinander.
Der Nebel des bengalischen Feuerwerks hatte sich schnell verzogen, die Hausherren hatten von Beginn an den Durchblick, aber keine zwingenden Offensiv-Aktionen. Die gab es aber auch auf der anderen Seite nicht. Die Anfangsphase war geprägt von dem, was man im Fußballjargon gerne mal „gegenseitiges Abtasten“ nennt. Spielerisch war viel Luft nach oben. Mit fortlaufender Spieldauer versuchten die Spatzen, das Geschehen an sich zu reißen. Sie wollten im eigenen Stadion den Takt vorgeben, das Visier ein wenig öffnen. Doch der Bundesliga-Absteiger aus Darmstadt wusste das im Kollektiv zu verhindern, stand hinten kompakt und ließ kaum Anspiele in die Gefahrenzone zu. In der 22. Minute fand Bastian Allgeier mal eine Lücke und in der Mitte auch Mitspieler Lucas Röser, doch dem gelang es aus kurzer Distanz nicht, den Ball mit dem Kopf zu kontrollieren und zu platzieren. Es war dennoch der bis dato vielversprechendste Spielzug des SSV. Die Präzision im Abschluss fehlte auch den Gästen, die hatten bis zur Pause sechs Torschüsse in ihrer Statistik stehen. Torjäger Isac Lidberg hätten einen davon zwingend machen müssen, traf in der 40. Minute aber statt des leeren Ulmer Tors nur den Pfosten. Bevor der Schwede zum Nachschuss ansetzen konnte, war Spatzen-Schlussmann Niclas Thiede zur Stelle und klärte diese brenzlige Situation. Einen Distanzschuss von Tom Gaal konnte man mit viel guten Willen noch als Chance aufseiten der Hausherren verbuchen, der ging allerdings klar vorbei. So wurden beim Stand von 0:0 die Seiten gewechselt – nichts Neues für den Aufsteiger in dieser Saison.
Lucas Röser und Oliver Batista Meier lassen die Spatzen-Fans jubeln
Druckvoll kamen die Ulmer aus der Kabine, zunächst wurden die Schüsse von Aaron Keller und Felix Higl geblockt, doch die Gastgeber blieben bissig, setzten nach und gingen durch Lucas Röser (51.) in bester Karate-Kit-Manier mit 1:0 in Führung. Johannes Reichert hätte ein paar Minuten später direkt nachlegen können, verzog seinen Abschluss aber. Oliver Batista Meier machte es in der 57. Minute besser, zirkelte das Leder aus gut 25 Metern kunstvoll in den rechten Winkel zum 2:0. Ein Auftakt nach Maß. Darmstadt war geschockt, der SSV auf Wolke sieben.

Doch die Gäste riskierten jetzt mehr und waren schon bald wieder zurück in der Partie. Nach einer Ecke war Clemens Riedel per Kopf zur Stelle und verkürzte auf 2:1 (68.), Philipp Strompf, nach langer krankheitsbedingter Pause wieder dabei, war in dieser Szene geschickt geblockt worden. Um ein Haar hätte Darmstadt nur eine Minute später ein zweites Mal getroffen, doch Thiede brachte gerade noch die Fäuste nach oben und rettete. Ulm stand in dieser Phase gehörig unter Druck, versuchte über eigenen Ballbesitz wieder Ruhe ins Spiel zu bekommen. Es gelang tatsächlich, sich so aus der zeitweisen Umklammerung zu befreien.
Sie verteidigten die Führung gemeinschaftlich. Mit viel Leidenschaft, getragen von mindestens ebenso engagierten Spatzen-Fans. Seine chronische Schlussphasen-Panik überstand der SSV dieses Mal und durfte am Ende auch verdientermaßen über den vierten Saisonsieg jubeln.
So haben sie gespielt
- SSV Ulm 1846 Fußball: Thiede – Strompf (81. Rösch), Reichert, Gaal – Keller, Dressel, Brandt (75. Hyryläinen), Allgeier – Higl (90. Kahvic), Batista Meier (90. Krattenmacher), Röser (75. Telalovic).
- SV Darmstadt 98: Schuhen - Guille Bueno (75. Förster), Vukotic, Riedel, Lopez (62. Nürnberger) – Boetius (62. Lakenmacher), Papela (75. Maglica), Müller, Corredor – Lidberg, Marseiler.
- Tore: 1:0 Röser (51.), 2:0 Batista Meier (57.), 2:1 Riedel (68.).
- Gelbe Karten: Keller, Hyryläinen, Higl, Kahvic, Thiede – Papela.
- Zuschauer: 15.271
- Schiedsrichter: Dr. Robert Kampka (43, Köln).
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