Die vergangenen Wochen und Monate waren für Michael Mutzel eine emotionale Achterbahnfahrt. Turbulent ging es mitunter zu, zeit- und arbeitsintensiv sowieso. Da war das, was am vergangenen Samstag passierte, Balsam für die Seele. Einer dieser unvergesslichen und schönen Fußball-Momente, von denen es in letzter Zeit nicht mehr viel gegeben hatte in Mutzels Leben. Der 43-Jährige aus Greimeltshofen bei Memmingen ist seit Anfang Juli Sport-Geschäftsführer beim Drittligisten Arminia Bielefeld – und dem gelang in der ersten Runde des DFB-Pokal-Wettbewerbs mit dem Sieg gegen den Bundesligisten VfL Bochum die große Sensation. „Arminia hat Power und grundsätzlich tolle Möglichkeiten“, sagt Mutzel. Am Dienstag (19 Uhr) ist er mit seinem Klub in der 3. Liga beim SSV Ulm 1846 Fußball zu Gast.
Und er freut sich vor allem auf ein besonderes Wiedersehen: Mutzel hat in Jugendzeiten zusammen mit Spatzen-Trainer Thomas Wörle in der U17 der TSG Thannhausen gespielt. „Ich halte ihn für einen tollen Menschen und einen guten Trainer. Mich hat das für ihn sehr gefreut, dass er mit Ulm aufgestiegen ist“, sagt er. Sein voller Fokus liegt aber freilich auf der Entwicklung des Zweitliga-Absteigers. Arminias neuer Mann bringt einige Erfahrung im Fußballgeschäft mit. Als Profi absolvierte Mutzel unter anderem für den Karlsruher SC 184 Erst- und Zweitligaspiele, war später Leiter der Scouting-Abteilung bei der TSG Hoffenheim sowie Sportdirektor bei der SpVgg Greuther Fürth und dem Hamburger SV. Bei den Hanseaten kam es zum unschönen Abschied - nach internen Differenzen, Freistellung und Prozess vor dem Arbeitsgericht.
So waren die ersten Wochen im neuen Job für Michael Mutzel
Nun also Bielefeld. Aber auch hier war der Start in den neuen Job alles andere als entspannt. Mutzel erzählt: „Wir hatten vor sieben Wochen, als ich angefangen habe, zwei Spieler unter Vertrag. Es gab große Veränderungen im Bereich Scouting, im Team-Management und auch der komplette Trainerstab wurde neu zusammengestellt. Nach so vielen Veränderungen kann man nicht erwarten, dass man mit dem Finger schnippt und alles funktioniert sofort perfekt. Das ist eine große Herausforderung für alle. Wir haben eine total spannende Mannschaft und ein junges, super motiviertes Trainerteam um Mitch Kniat als Cheftrainer, welches unsere Idee, wie wir Fußball spielen wollen, mit voller Überzeugung umsetzt. Die Frage ist, wie schnell alle Rädchen ineinandergreifen. Aus Erfahrung weiß ich, dass nicht schon in wenigen Wochen alles perfekt sein wird.“
Die Möglichkeiten bei Arminia Bielefeld hebt er gerne hervor. Ein tolles Stadion, ein großes Trainingsgelände, eine begeisterungsfähige Fan-Basis. Der 43-Jährige meint: „Ich habe hier viele gute, motivierte Leute um mich herum. Die Arbeit macht Spaß. Nach zwei schlechten Jahren ist aber auch ein gewisser Druck zu spüren. Wir wollen jetzt auch mal wieder Spiele gewinnen. Dafür arbeiten wir alle hart, dass in Bielefeld wieder bessere Zeiten anbrechen. Ich bin überzeugt davon, dass wir das wieder hinkriegen.“
Die Familie wohnt weiterhin in Hamburg
Er selbst musste in den vergangenen Wochen vieles hintanstellen. Zeit, sich in Bielefeld auch privat einzuleben, war bisher kaum. Mitte August ging es zumindest in eine neue Wohnung. Seine Frau wohnt mit den drei Kindern zunächst weiterhin in Hamburg. Knapp 250 Kilometer liegen zwischen den beiden Städten, gute zweieinhalb Stunden mit dem Auto. Mutzel sagt: „Wenn dann mal der normale Liga-Alltag eintritt und die Wochen besser zu planen sind, werden wir das schon hinkriegen, dass wir uns als Familie wieder häufiger sehen.“
Wenn die Mama zu Besuch ist, gibt es Kässpatzen
Noch seltener sind inzwischen die Besuche in der Heimat geworden. Das merkt man auch im Gespräch mit Mutzel schnell, denn der Dialekt ist so gut wie weg. In den Süden schafft es der Fußballmanager fast nur noch zu großen Familienfesten. Ein Stückchen Allgäu gibt es zumindest immer dann, wenn die Eltern aus Greimeltshofen zu Besuch im hohen Norden sind. „Es ist absoluter Trend, dass meine Mutter dann immer Kässpatzen kocht“, erzählt Mutzel.
Immerhin: In der 3. Liga muss Arminia Bielefeld recht oft im Süden ran. Wie am Dienstag in Ulm oder im weiteren Saisonverlauf beim TSV 1860 München, in Unterhaching und Ingolstadt. Der 43-Jährige freut sich drauf und meint: „Zu diesen Spielen werden sicherlich auch Familie und Freunde kommen. Vielleicht klappt es ja sogar mal, einen Abstecher nach Hause machen.“ Dort hat Mutzels Heimatverein, der SV Greimeltshofen, zuletzt den Aufstieg in die Kreisklasse geschafft. Ganz zur Freude des Ex-Profis. Lachend meint er: „Das ist natürlich ein Highlight für den SVG. Da kann ich schon verstehen, dass man mal eine Woche lang durchfeiert.“