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Tischtennis: Wenn es mal wieder länger dauert

Tischtennis

Wenn es mal wieder länger dauert

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    Peter Schillinger
    Peter Schillinger

    Peter Schillinger spielt seit mehr als 30 Jahren Tischtennis in den verschiedenen Mannschaften des TTC Witzighausen und beim TTC Senden-Höll. Er hat als Spieler und Zuschauer in dieser langen Zeit kurze und extrem lange Matches miterlebt. Besonders lebhaft erinnert sich Schillinger noch an die Schlacht zwischen seinem Witzighauser Teamkollegen Michael Maywald und einem Gegner vom SV Lonsee. Ein einziger Ballwechsel im fünften Satz zog sich über zehn Minuten, insgesamt beharkten sich die beiden Spieler eine Dreiviertelstunde lang. Bis nach gelegentlich zwölf Einzeln und vier Doppeln endlich eine Mannschaft als Sieger feststeht, können im Tischtennis sogar vier Stunden vergehen.

    Das dauert alles viel zu lange – findet zumindest Jörg Roßkopf. Der Herren-Bundestrainer hat zu Beginn dieser Woche bei der Mitgliederversammlung des Verbandes Westdeutscher Sportjournalisten (VWS) in Düsseldorf eine Begrenzung der Spielzeit vorgeschlagen: „Wir müssen mit der Zeit gehen. Die Spielzeit muss kalkulierbarer werden. Daran wird kein Weg vorbeiführen.“ Hintergrund dieser Forderung dürfte gerade vor der Weltmeisterschaft in Düsseldorf vom 29. Mai bis zum 5. Juni der Kampf um Übertragungszeit im Fernsehen sein. Getestet wird die Sache unter anderem von Timo Boll bei einer privaten Turnierserie in Hongkong ab Juli, bei der die Spielzeit pro Einzelmatch auf 24 Minuten begrenzt wird. Der deutsche Vorzeigespieler und frühere Weltranglistenerste freut sich auf das Experiment: „Das wird spannend. Das Wichtigste ist aber, dass es überhaupt erst einmal ausprobiert wird.“

    Im Amateurbereich vernimmt man den Vorstoß des Bundestrainers mit Skepsis. Schillinger sagt: „Das geht an der Basis vorbei.“ Das Tischtennis-Urgestein vom TTC Witzighausen verweist unter anderem auf das Problem des Zeitschindens: Ein Spieler führt, kommt dann in Bedrängnis und versucht den Vorsprung irgendwie über die 24 Minuten zu retten. Mit einer extrem defensiven Spielweise oder indem er sich beim Einsammeln versprungener Bälle viel Zeit lässt. Außerdem sagt Schillinger: „Kein Zuschauer geht zum Sport und hofft, dass es schnell vorbei ist.“ Der Tischtennisspieler nennt ein Beispiel aus einer anderen Sportart: Beim Tennis in Wimbledon beharkten sich vor sieben Jahren Nicolas Mahut und John Isner mehr als elf Stunden lang, ehe der Amerikaner nach drei Tagen und einem 70:68 im fünften Satz als Sieger feststand. „An dieses Rekordmatch erinnert sich jeder“, sagt Schillinger: „Aber niemand weiß noch, was das kürzeste Spiel aller Zeiten in Wimbledon war.“

    Otto Simon ist als Vorsitzender zuständig für etwa 1500 aktive und jugendliche Tischtennisspieler im Bezirk Ulm. Eine Forderung nach Spielzeitbegrenzung oder anderen Regeländerungen ist ihm noch nie zu Ohren gekommen: „Bei uns im Amateurbereich gibt es da keine Probleme.“ Und wenn doch, dann findet man eine unkomplizierte Lösung. Simon erinnert sich an ein Spiel zwischen dem TTC Witzighausen und dem TSV Holzheim, das sich zäh wie Kaugummi zog. Gegen 22.30 Uhr ging plötzlich das Licht in der Halle aus. Der Hausmeister wurde vom Fernseher weg geholt, er setzte die Beleuchtung wieder in Gang und das Match wurde zu Ende gespielt.

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