Spaß war vorgestern. Am heutigen Samstag beginnt für den Neuling TTC Neu-Ulm mit dem Gastspiel beim badischen ASV Grünwettersbach der Ernst in der Tischtennis-Bundesliga. Auch der Tabellensiebte des Vorjahres hofft auf einen Nichtabstiegsplatz.
Eine erste Standortbestimmung also für den kleinsten Tischtennisverein Deutschlands? Eher nicht. Denn mit den angestrebten Verstärkungen aus Asien kann Trainer Chen Zibin noch nicht planen. Der Chinese Cui Qinglei, dort Mitglied des erweiterten Nationalkaders, soll erst zum dritten Spiel eintreffen. Bei seinem Landsmann Hao Shuai gibt es ebenso noch Fragezeichen wie beim südkoreanischen WM-Dritten An Jaehyun. „Wer spielen wird, entscheide ich erst am Samstagvormittag“, ließ dann auch der Trainer durchblicken. Dabei wolle er sich an seinen Eindrücken bei den ersten Trainingseinheiten orientieren. Die hat das Team gestern in der Pfuhler Seehalle absolviert.
So viel indes war ihm schon am Donnerstagabend bei der Vorstellung der völlig neu formierten Truppe klar: „Das wird für mich hier eine reizvolle, aber auch schwierige Aufgabe“, sagte der 56-Jährige, Einzelmeister seines Landes 1989 und in den vergangenen Jahren als Trainer an verschiedenen Stationen erfolgreich. Ein Grund: „Ich kenne die Spieler noch nicht so gut.“
Nun, zumindest kennt er die eigenen inzwischen ein bisschen besser. Wobei die momentan verfügbaren bereits am Donnerstag in Lederhosen erste Kostproben ihres Könnens servieren durften. Weniger ihrem Trainer freilich als einem durchaus begeisterungsfähigen Publikum im Festzelt auf der Neu-Ulmer Golfanlage und ganz sicher nach dem Geschmack von TTC-Initiator Florian Ebner, der den Sport auch im Liga-Betrieb „hautnah“ präsentieren will. Dann allerdings nicht mehr in Lederhosen, bei denen Teammanagerin Nadine Berti offenbar ebenso Maßarbeit geleistet haben dürfte wie bei den Reiseplänen der Akteure. Der Portugiese Tiago Apolonia etwa kam mit einem frischen Meisterschaftstitel im Gepäck direkt aus Indien, der Brasilianer Gustavo Tsuboi war erst Stunden zuvor nach einem Turnier in Peru in Deutschland gelandet. Spitzensport in Zeiten der Globalisierung eben. „Ich bin schon etwas müde“, räumte Tsuboi ein, meinte aber: „Morgen bin ich wieder ok.“ Er rechnet mit einer „harten Saison“, zumal er nach seinem einjährigen Engagement beim Ligakonkurrenten Werder Bremen weiß: „Alle Mannschaften sind sehr stark.“
Bei vielen rasanten Ballwechseln mit seinen neuen Teamkollegen jedenfalls war der Südamerikaner hellwach. Apolonia, der als Nummer drei eingeplante Franzose Abdel-Kader Salifou und der junge Schwede Viktor Brodd wollten da nicht nachstehen. Und natürlich durfte auch der ganz Junge ran: Kay Stumper, der 16-jährige deutsche Jugendmeister. „Ich hoffe schon auf einige Einsätze“, sagte das Nachwuchstalent, das mit Vater Rudi, Mutter und jüngerem Bruder vom Bodensee angereist war und nun beim TTC Bundesliga-Reife gewinnen will.
In die Lederhose passte er schon mal perfekt. Gleiches galt für die Stimmung beim „Bayerischen Abend“, den Ebner zu diesem Anlass vorgegeben hatte. „Tischtennis scheint Menschen zu bewegen“, freute er sich vor rund 160 Gästen. „Unfassbar viel Arbeit“ liege hinter ihm, Nadine Berti und einigen Mitstreitern. Gleichwohl gab er sich auch vorsichtig: „Es ist ein Projekt“, befand der Ulmer Medienmanager, „es wird sich zeigen, ob es trägt“.
Erste Aufschlüsse liefern dürfte womöglich schon die Heim-Premiere des neuen Bundesligisten am Sonntag, 25. August, gegen den PSV Mühlhausen in der Ratiopharm-Arena (15 Uhr). Zumindest die ersten vier Heimspiele will Ebner hier austragen und dann eine Zwischenbilanz in Sachen Publikumszuspruch ziehen. Alternativen hat der TTC bereits parat: Das Neu-Ulmer Edwin-Scharff-Haus und die Sporthalle Ulm-Nord.
Eintrittskarten für die Heimspiele gibt es auf dem Internetportal Reservix: www.reservix.de