Sie sind Vorsitzender des 1100 Mitglieder starken Bayern-Fanclubs Schießamer Red-White Dynamite. Wie war Ihr Samstagnachmittag, Herr Held?
Held: Das kann sich doch jeder vorstellen. Wir sind bei jedem Bundesliga-Heimspiel in der Allianz-Arena und wir sind auch am Samstag mit einem Doppeldecker-Bus nach München gefahren. So etwas wie das 3:3 gegen Fortuna Düsseldorf nach einer 3:1-Führung ist unglaublich und es darf einfach nicht passieren. Aber das ist so ähnlich ja auch in den Heimspielen gegen Augsburg und Freiburg passiert, in denen der FC Bayern auch spät den Ausgleich kassiert hat.
Die Job-Garantie für Niko Kovac gilt nur noch bis zum Spiel in der Champions-League gegen Benfica Lissabon am Dienstag. Rechnen Sie damit, dass der Trainer gehen muss?
Held: Ich habe von Niko Kovac bei seiner Verpflichtung eine Menge gehalten und es liegt wie immer nicht nur am Trainer. Aber wie immer ist er das schwächste Glied, zumal man den Eindruck hat, dass er die Mannschaft nicht mehr erreicht. Das zweite Tor gegen die Düsseldorfer haben die Bayern beispielsweise kassiert, weil sie Dodi Lukebakio völlig ohne Not ins Abseits stellen wollten, was sicher nicht im Sinne von Kovac war. Dabei haben die Bayern zuvor gegen Dortmund trotz der 2:3-Niederlage eine ordentliche Leistung gezeigt und anschließend hatten sie wegen der Länderspielpause zwei Wochen Zeit, um sich zu sammeln. Das haben sie offensichtlich nicht geschafft und deswegen gehe ich unabhängig vom Spiel und vom Ergebnis gegen Lissabon davon aus, dass Ende dieser Woche etwas passiert.
Haben Sie einen Wunschkandidaten für die Nachfolge von Kovac?
Held: Den meiner Meinung nach schönsten Fußball hat der FC Bayern München unter Pep Guardiola gespielt. Das ist ein Trainer, der seine Mannschaften prägt. Aber der ist nun eben bei Manchester City und er will da sicher auch nicht weg. Man braucht also einen Mann, der frei ist. Ich könnte mir Arsene Wenger vorstellen, aber die noch größere Nummer wäre natürlich Zinedine Zidane.
Unabhängig davon, wer die Bayern künftig trainiert – Sind neun Punkte Rückstand auf Borussia Dortmund im Meisterschaftskampf noch aufzuholen?
Held: Möglich ist alles. Die Bayern haben auch in der vergangenen Saison einen Rückstand aufgeholt, als Jupp Heynckes von Carlo Ancelotti übernommen hat. Wobei damals der Rückstand nicht so groß war und Heynckes kam etwas früher in der Saison. Die Dortmunder spielen bisher mit einer jungen Mannschaft unbekümmert auf und haben keine Verletzungssorgen. Wenn bei denen mal ein Marco Reus ausfällt, dann kriegen sie auch Probleme. Für die Bayern geht es jetzt darum, bis zur Winterpause nicht noch weiter zurück zu fallen und möglichst sogar ein bisschen Boden gutzumachen. Wenn dann im Frühling der Rückstand nur noch fünf oder sechs Punkte beträgt, wenn die Dortmunder mal verlieren und wenn sie plötzlich Druck haben, dann bin ich gespannt. Da geht definitiv noch was für den FC Bayern München.
Zur neuen Saison soll es unabhängig vom weiteren Verlauf dieser Spielzeit personelle Veränderungen geben. Wo sehen Sie Handlungsbedarf?
Held: Arjen Robben und Franck Ribery spielen bestimmt ihre letzte Saison für die Bayern. Über Mats Hummels und Jerome Boateng kann man sicher nachdenken, ebenso wie über Robert Lewandowski. Dem fehlt meines Erachtens die letzte Motivation. Auch deswegen, weil Sandro Wagner für ihn im Sturm kein wirklicher Konkurrent ist und Lewandowski deswegen immer gesetzt ist.
Und welche Spieler könnten die Mannschaft des FC Bayern München in der kommenden Saison verstärken?
Held: Die Bosse um Uli Hoeneß haben sich ja weit aus dem Fenster gelehnt, als sie namhafte Neuzugänge angekündigt haben. Für mich lässt das nur den Schluss zu, dass man schon in diesem Sommer an ein paar Hochkarätern dran war, dass die aber eben noch nicht verfügbar waren. Die Zusagen für den nächsten Sommer hat man aber wahrscheinlich schon.
Denken Sie dabei an einen Namen?
Held: Ein Kandidat könnte der belgische Nationalspieler Eden Hazard sein. Dessen Vertrag beim FC Chelsea läuft im Sommer 2020 aus. Interview: Pit Meier