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Serie (5): So war das mit ... Stefan Koch

Serie (5)

So war das mit ... Stefan Koch

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    Stefan Koch in seinem zweiten Beruf als Kommentator – hier mit seinem Kumpel Thorsten Leibenath von Ratiopharm Ulm.
    Stefan Koch in seinem zweiten Beruf als Kommentator – hier mit seinem Kumpel Thorsten Leibenath von Ratiopharm Ulm. Foto: imago/Michael Schepp

    Bei den Pressekonferenzen entstand schon damals der Eindruck, als könne man die Plätze tauschen. Die Journalisten hätten zwar nicht die Aufgabe von Stefan Koch übernehmen können. Aber der Trainer der Basketballer des SV Tally Oberelchingen hätte es rhetorisch und in Sachen Schlagfertigkeit locker mit den Journalisten aufnehmen können – für manche von denen konnte so eine Unterhaltung durchaus auch peinlich werden. Einer dieser Journalisten war damals beispielsweise der felsenfesten Überzeugung, dass Basketball in Griechenland die Sportart Nummer eins sei und er begründete seine originelle Einschätzung damit, dass die griechischen Basketballer schließlich international viel erfolgreicher seien als die griechischen Fußballer. Mehrheitsfähig war diese Meinung nicht. Es wurde lange diskutiert am Tisch, aber keiner der Teilnehmer an dieser Pressekonferenz formulierte sein Argument so elegant wie Stefan Koch: „Die deutschen Fechter sind international auch sehr erfolgreich. Trotzdem sagt zu Emil Beck niemand Kaiser.“ Hut ab vor einem Mann, der so einen Satz mal eben ohne Vorbereitung aus dem Hut zaubern konnte, obwohl er ja damals eigentlich Basketballtrainer war – und zwar ein sehr erfolgreicher.

    Koch hat in der Ukraine, in Österreich und als Europa-Scout für den NBA-Klub Vancouver Grizzlies gearbeitet, vor allem aber in der deutschen Bundesliga etwa in Gießen, Frankfurt, Quakenbrück und Würzburg. In Oberelchingen war der schmächtige Mann in den irgendwie immer zwei Nummern zu großen Sakkos nur zwei Jahre lang, aber die Saison 1996/97 erwärmt die Herzen und Seelen der älteren Fans der Elche immer noch: Mit einem Sieg am Kuhberg schickte Oberelchingen damals den vermeintlich großen Nachbarn Ulm in die Abstiegsrunde der Bundesliga und spielte selbst in den Play-offs gegen Bayer Leverkusen. Stefan Koch ging anschließend nach Gießen, aber der deutsche Basketball war schon damals eine ziemlich familiäre Angelegenheit. Man traf sich immer wieder. Zum Beispiel ein paar Jahre später am Kuhberg.

    Frankfurt hatte gerade mit Trainer Stefan Koch haushoch gegen Ulm gewonnen. Einer der Stars bei Frankfurt war seinerzeit der insgesamt 136-fache deutsche Nationalspieler Kai Nürnberger. Frage eines Journalisten an Stefan Koch: Ob der denn nicht enttäuscht sei, dass Nürnberger beim Sieg gegen Ulm nur einen einzigen Punkt gemacht hat. Gegenfrage von Koch: „Wissen Sie, was einen guten Spieler ausmacht?“ Der Kollege wusste es nicht, also erklärte Koch es ihm: „Ein guter Spieler macht einen Punkt in einem Spiel, das man mit 30 Punkten gewinnt. Und er macht 30 in einem Spiel, das man mit einem Punkt gewinnt.“ Es war wieder einer dieser peinlichen Momente für einen einzelnen Journalisten. Dessen Kollegen feixten sich einen.

    Klare Sache: Der Mann musste einfach irgendwann auf die andere Seite des Schreibtisches wechseln, vor sechs Jahren war es endgültig so weit. Die Artland Dragons boten Stefan Koch nur einen Einjahresvertrag an. Der wollte sesshaft werden, weil der Sohn kurz vor der Einschulung stand und er lehnte deswegen ab. Koch heuerte stattdessen als Kommentator, Experte und Kolumnist bei der Telekom an, die sich die Übertragungsrechte für die Basketball-Bundesliga gesichert hatte. Wenn der ältere Bruder des 140-fachen Nationalspielers Michael Koch am Mikrofon sitzt, dann wird auch ein Spiel zwischen den grauen Mäusen Göttingen und dem MBC zum Genuss. Stefan Koch kommentiert überaus fachkundig und doch so verständlich, dass auch ein Zuschauer ohne Trainerausbildung folgen kann. Er kann sich immer noch auf seine rhetorischen Fähigkeiten verlassen, die marktschreierische Art eines Frank Buschmann ist ihm völlig fremd.

    Gibt es irgendwann einen Weg zurück auf die andere Seite des Schreibtisches? Stefan Koch schließt nicht aus, dass ihn eine Aufgabe als Trainer oder Sportdirektor in der Basketball-Bundesliga durchaus wieder reizen könnte: „Aber wenn ich mich entscheiden müsste zwischen Job und Stabilität der Familie, dann würde ich mich immer für die Familie entscheiden.“ Irgendwie schade, dass Stefan Koch nicht beides sein kann: Trainer und Journalist.

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