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SV Grafertshofen: Kleiner Verein in großen Nöten

SV Grafertshofen

Kleiner Verein in großen Nöten

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    Johann Glogger
    Johann Glogger

    Eigentlich ist der SV Grafertshofen ein kleiner und liebenswerter Fußballverein, bei dem die Zeit scheinbar stehen geblieben ist. Die Mannschaft kickt seit vielen Jahren ganz unten in der Illerstaffel der Kreisliga B und das auch noch mit überschaubarem Erfolg. Aber das stört niemanden. Bei Heimspielen ist das Sportgelände am südlichen Stadtrand von Weißenhorn gut besucht. Man amüsiert sich, man trifft Kumpels, man plaudert und fachsimpelt bei einem Kaffee und einem Stück selbst gebackenem Kuchen mit einheimischen und auswärtigen Fußballfreunden. Man sitzt auch nach dem Spiel gerne noch bei einem Bierchen im unter dem Namen „Schlinge“ bekannten Vereinsheim zusammen. Spätestens beim zweiten Bierchen ist das Ergebnis dann endgültig zur Nebensache geworden. Die entspannte und angenehme Atmosphäre in Grafertshofen schätzen auch regionale Größen wie der Bucher Landesligatrainer Harry Haug oder Spielertrainer Johnny Schewetzky vom TSV Kettershausen.

    Bei Großveranstaltungen läuft die Vereinsfamilie des SV Grafertshofen zu großer Form auf. Wenn eine Weltmeisterschaft ausgetragen wird oder wenn Bayern München wie 2012 gegen Chelsea im Finale der Champions-League spielt, dann wird das in einem Zelt auf Großleinwand gezeigt. Es werden Würstchen und Hamburger gegrillt und jeder packt mit an, auch die vorbildlich ins Vereinsleben integrierten afrikanischen Flüchtlinge. Seine ganz eigene Champions-League hat der SV Grafertshofen am ersten Spieltag dieser Saison erlebt. Zum Derby gegen den eben erst aus der Kreisliga A abgestiegenen FV Weißenhorn kamen an die 800 Zuschauer und die sahen einen SV Grafertshofen, der zweimal in Führung ging und sich trotz der 2:5-Niederlage insgesamt über Erwarten gut verkaufte. Da schien die Welt noch völlig in Ordnung zu sein beim kleinen und liebenswerten Fußballverein. Aber die Idylle ist bedroht beim SV Grafertshofen.

    Im November des vergangenen Jahres wurde wegen Personalmangels das letzte Spiel des Jahres in Illerkirchberg abgesagt und vor wenigen Tagen die Reserve abgemeldet. Am vergangenen Sonntag feierte Grafertshofen einen 3:0-Sieg gegen Esperia Neu-Ulm. Gespielt haben gegen Esperia die beiden Trainer Nebi und Muhammet Onay, die zu Saisonbeginn aus Grimmelfingen gekommen waren sowie drei Spieler, die sie von Srbija Ulm mitgebracht hatten. Das waren ungewöhnliche Personalentscheidungen für einen kleinen Verein, der bis dahin sein Personal in der Regel selbst ausgebildet hatte. Aber anders wäre es nicht mehr gegangen. Der Vereinschef Johann Glogger sagt: „Ohne die Neuzugänge hätten wir keine Mannschaft stellen können.“

    In der Stadt machen Gerüchte die Runde, dass der FV Weißenhorn und der SV Grafertshofen eher aus Notwendigkeit als aus Begeisterung eine Spielgemeinschaft bilden könnten. Diese Spekulationen sind auch entstanden, weil Glogger in wenigen Wochen nach zwölf Jahren als Vorsitzender und weiteren 26 Jahren in anderen Funktionen aufhört. Das wollte er eigentlich vor zwei Jahren schon tun. Damals fand der Verein keinen Nachfolger, also hat Glogger sich überreden lassen, weiterzumachen. Diesmal steht sein Entschluss fest, die Suche nach einem neuen Vereinschef ist wieder schwierig und wenn sie zu keinem Ergebnis führt, dann wären die Konsequenzen nach Gloggers Einschätzung dramatisch: „Wenn wir keinen Vorsitzenden für unseren kleinen Verein mit seinen 400 Mitgliedern finden, dann müssen wir fusionieren oder uns auflösen.“ Es wäre unendlich schade um die heile Fußballwelt beim SV Grafertshofen.

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