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Routine: Späte Sportlerfreuden

Routine

Späte Sportlerfreuden

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    Roger Federer küsst bei den Australian-Open den Siegerpokal. Der 35-jährige Schweizer ist einer von mehreren Sportlern, die am Wochenende in gesetztem Alter große Erfolge gefeiert haben.
    Roger Federer küsst bei den Australian-Open den Siegerpokal. Der 35-jährige Schweizer ist einer von mehreren Sportlern, die am Wochenende in gesetztem Alter große Erfolge gefeiert haben. Foto: dpa/Aaron Favila

    Es war ein Wochenende für all die Zeitgenossen, die nicht daran glauben, dass es alte und junge Sportler gibt. Sondern nur gute und schlechte. Bei den Australien Open im Tennis gewinnt der 35-jährige Schweizer Roger Federer das Endspiel der Männer, bei den Frauen setzt sich die ebenfalls 35-jährige Serena Williams gegen ihre noch ein Jahr ältere Schwester Venus durch. Und Frankreich wird unter anderem mit dem 32-jährigen Nikola Karabatic und dem 37-jährigen Daniel Narcisse Handball-Weltmeister. Wir haben uns bei Sportlern aus der Region im reiferen Alter umgehört. Motivieren diese Erfolge? Und wie hält man überhaupt so lange durch?

    (37 Jahre/Basketballspieler bei den Weißenhorner Youngstars): „Ich freue mich nicht in erster Linie über einen Erfolg eines Sportlers, weil er meiner Generation angehört. Die entscheidende Rolle spielt die Sympathie, dem Roger Federer habe ich auch vor zehn Jahren schon jeden Grand-Slam-Titel gegönnt. Ein Sportler profitiert im reiferen Alter natürlich von seiner Erfahrung. Er weiß ganz genau, was seinem Körper guttut und wie er zu trainieren hat, um dem Verfall vorzubeugen. Gute Gene und damit eine geringe Verletzungsanfälligkeit gehören dazu, ein bisschen Glück auch. Wenn einem der Gegenspieler mit beiden Beinen voraus ins Knie rauscht, dann helfen die guten Gene wenig. Generell muss ein älterer Sportler schon sehr auf sich aufpassen, um mit den jungen Teamkollegen mit ihrem Feuer und ihrem Eifer mithalten zu können. Für mich persönlich gilt das sogar in besonderem Maße. Bei kaum einer Mannschaft dürfte der Altersunterschied so groß sein wie der zwischen mir und den anderen Spielern in Weißenhorn.“

    (45 Jahre/Berufsreiter aus Illertissen): „Als Reiter gehöre ich zwar zu den Routiniers, aber ich bin noch in einem sehr guten Alter. Erfahrung ist in unserem Sport schließlich besonders wichtig, gerade im Umgang mit dem Partner Pferd. Als Reiter auf hohem Niveau sollte man zwar auch gelenkig und konditionell gut drauf sein. Aber ich muss sicher nicht die 100 Meter unter 15 Sekunden laufen. Was im Reitsport möglich ist, das sieht man am Österreicher Hugo Simon. Der ist mit 70 Jahren noch internationale Turniere geritten. Ganz so lange werde ich das zwar wohl nicht machen. Aber ich habe bestimmt noch einige gute Jahre vor mir und wenn das Reaktionsvermögen nachlässt, dann muss man sich eben auf die Trainertätigkeit konzentrieren.

    (52 Jahre/bis Oktober Spielertrainer beim Fußball-Kreisligisten SV Mähringen, vorher beim SV Grafertshofen, derzeit vereinslos): „Ich habe hohen Respekt vor einem Roger Federer, der über fünf Sätze und dreieinhalb Stunden lang kämpft, obwohl er in seiner Karriere schon genug Geld verdient und viele Titel gewonnen hat. Natürlich ist das für einen Sportler meines Alters auch eine Bestätigung und ein Ansporn, weiter diesen Aufwand zu betreiben. Ich mache im Training ebenso viel wie junge Spieler und natürlich pflege ich einen gesunden Lebenswandel. Würde ich am Samstag bis 4 Uhr morgens auf die Piste gehen, dann würde ich am Sonntag vermutlich meine Leistung nicht mehr bringen. So aber kommt es schon mal vor, dass mich ein 20-Jähriger auf dem Platz einen alten Mann nennt. Und dann merkt der plötzlich, dass er doch zwei Schritte mehr laufen muss, um diesem alten Mann hinterher zu kommen.“

    (45 Jahre/siebenmalige Ulm/Neu-Ulmer Tennis-Stadtmeisterin der Aktiven): „Ich habe mich vor allem über die Erfolge der Williams-Schwestern in Melbourne riesig gefreut. Man sagt ja immer, dass 30 das neue 20 sei, demnach ist 45 das neue 35. Ich fühle mich jedenfalls auch dank des Sports ein Jahrzehnt jünger. Natürlich erholt man sich nicht mehr so schnell und man spürt die Wehwehchen nach einem Turnier ein bisschen länger. Ich spiele übrigens am liebsten gegen viel jüngere Mädchen, die kann ich meistens mit Sliceschlägen, hohen Bällen und ein paar Stopps ganz gut aus dem Konzept bringen. Die sind dann oft ziemlich geknickt nach einer Niederlage gegen eine Gegnerin, die ihre Mutter sein könnte. Es ist mir sogar schon passiert, dass jüngere Mädchen mich auf dem Platz siezen – aber das mag ich gar nicht und das habe ich dann sehr schnell abgestellt.“

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