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Klettern: Olympiareif

Klettern

Olympiareif

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    Wenn Rainer Fuchs vom Klettern erzählt, scheint es um mehr zu gehen als nur um Sport. „Es ist eine Lebenseinstellung“, sagt er. Die Freiheit, der Urlaub, den er mit dem Klettern häufig verbindet, aber vor allem: „In der Natur zu sein.“ Dafür ist es für den Referatsleiter Sportklettern des DAV Neu-Ulm momentan zu kalt, aber er ist flexibel: „In der Halle zu klettern ist auch okay.“ Das denken sich zusehends mehr Leute in Deutschland, Klettern wird immer beliebter – sagt der DAV. So seien im Jahr 2004 bundesweit etwa 18 Prozent aller Vereinsmitglieder in die Kletterhallen gegangen, 2017 waren es 27 Prozent. Gleichzeitig nahm die Zahl der Mitglieder enorm zu. Auch beim DAV werden es mehr. Fast 9000 waren es Ende des vergangenen Jahres.

    Zwar wird in dem Verein nicht nur geklettert, sondern auch gewandert oder Ski gefahren, wer hierzulande Sportklettern will, kommt an den Alpinisten aber kaum vorbei, denn der DAV ist der zuständige Fachverband für das Sport- und Wettkampfklettern in der Bundesrepublik. Er betreibt viele Kletterhallen wie den Sparkassendome in Neu-Ulm, wo Mitglieder weniger zahlen, um an die Wand gehen zu dürfen. Daneben gibt es noch die Sportler, die ohne Verein klettern. Alles in allem schätzt der DAV die Zahl der deutschen Sportkletterer auf 500000. Eine beachtliche Menge, aber Rainer Fuchs hat die leise Hoffnung, dass es noch mehr werden könnten. Der Grund: die Mega-Veranstaltung Olympia. 2020 bei den Spielen in Tokio ist das Sportklettern erstmals mit dabei, wenn auch vorerst nur testweise. Im Modus „Olympic Combined“, der eigens für die olympischen Spiele geschaffen wurde, müssen die Athleten in drei verschiedenen Disziplinen antreten (siehe Infokasten). In dieser Woche hat der DAV sein fünfköpfiges „Fokusteam“ präsentiert, aus dem sich optimalerweise die vier deutschen Olympiateilnehmer (je zwei Frauen und Männer) für die Spiele qualifizieren.

    „Die werden es schwer haben“, sagt Rainer Fuchs. Normalerweise finden pro Disziplin eigene Weltmeisterschaften statt. Deshalb gibt es beim Klettern vor allem Spezialisten. Weil es beim „Olympic Combined“ aber auf alle drei Formen ankommt, müssen aus den Spezialisten plötzlich Generalisten werden. „Den Modus finde ich spannend“, sagt Fuchs.

    Bei den Nachwuchskletterern gibt es das Modell kurioserweise aber schon länger. Die Neu-Ulmer DAV-Sektion bildet zusammen mit der Ulmer Abteilung und den Kletterern des SSV Ulm eine Startgemeinschaft. Sportler und Trainer kommen aus allen drei Abteilungen, trainiert wird in der Ulmer Einstein-Boulderhalle und im Neu-Ulmer Sparkassendome. Das Modell mit der Startgemeinschaft hat den Vorteil, dass auch die Neu-Ulmer Sektion bei Wettkämpfen in Baden-Württemberg starten darf.

    In Bayern beginnen die Turniere erst ab der D-Jugend. Auf der anderen Seite der Donau gibt es allerdings die sogenannten Kids- und Regiocups für Kinder und Jugendliche. So können schon die Jüngsten in den Wettkampfbetrieb durchstarten, was für Rainer Fuchs sehr wichtig ist. Für Sportkletterer sei es elementar, sich selbst und seinen Stil über die Jahre kennenzulernen, um so beispielsweise die Routen beim Speed-Klettern optimal angehen zu können, sagt Fuchs. Für die Vereine steigt zudem die Chance, eines Tages selbst Top-Athleten in ihren Reihen zu haben. Zumal das Klettern durch Olympia noch wichtiger werden könnte.

    Zwei Topathleten hat der Doppelstadtverbund jedenfalls schon: Das junge Brüderpaar Joshua (18) und Linus Bader (16), das schon bei überregionalen Männerwettkämpfen klettert, dort regelmäßig Podestplätze belegt und im Bayernkader steht. Vielleicht gibt es ja in Zukunft noch viel mehr solcher Talente. Fuchs sagt jedenfalls: „Es ist gut, dass das Klettern olympisch wird.“

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