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Handball: Wo ist der Boom?

Handball

Wo ist der Boom?

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    Eine Szene vom vierten Spieltag der Handball-Weltmeisterschaft. Deutschlands Paul Drux im Zweikampf mit Dika Mem aus Frankreich. Die Spiele Deutschlands gerieten zum Quoten-Hit im Fernsehen.
    Eine Szene vom vierten Spieltag der Handball-Weltmeisterschaft. Deutschlands Paul Drux im Zweikampf mit Dika Mem aus Frankreich. Die Spiele Deutschlands gerieten zum Quoten-Hit im Fernsehen. Foto: Kay Nietfeld, dpa

    Einen guten Monat ist es her, dass sich die deutschen und dänischen Arenen langsam leerten, alle Pfandbecher eingesammelt wurden und Dänemark als neuer Handball-Weltmeister feststand. Die deutschen Spieler waren in aller Munde, zumindest während des Turniers. Diesen Boom wollten Vereine und Verbände für sich nutzen, um die Euphorie in neue Mitglieder umzumünzen. Hat das funktioniert?

    Regionale Vereine wie der FC Burlafingen möchten jede Gelegenheit beim Schopfe packen, um neue Spieler zu bekommen. Durch einen Besuch in der Realschule Pfuhl in den fünften und sechsten Klassen versuchten Jugendtrainer des Vereins, mithilfe eines Seminars Mädchen und Jungen für den Handballsport zu begeistern. Tatsächlich war eine positive Resonanz spürbar, mehrere Kinder verfolgten auch als Nicht-Handballer die WM. Zudem zeigten sich bereits in derselben Woche des Besuchs noch mehrere Gesichter aus den Schulklassen probeweise im Jugendtraining. Ob sich daraus Neuanmeldungen ergeben, bleibe noch offen, aber Interesse sei auf jeden Fall geweckt worden, erklärt Carolin Luxenhofer, Trainerin der weiblichen Burlafinger B-Jugend und Teil des Projekts.

    Solche Besuche knüpfen an den vom Deutschen Handballbund (DHB) und den Landesverbänden jährlich organisierten Grundschulaktionstag an. Mit ihm soll Schülern der dritten und vierten Klassen die Begeisterung für Bewegung und Handball nahegebracht werden. Die Kooperationen sollen ein ganzes Schuljahr lang laufen. Thomas Reichard, Geschäftsführer des BHV, sieht der Handball-Zukunft zuversichtlich entgegen: „Die Nachfrage für solche Projekte ist deutlich gestiegen im Vergleich zu den vergangenen Jahren. Auch bei den Vereinen entwickelt sich der Trend, selbst noch aktiver zu sein“, erklärte er unserer Zeitung. „Wir versuchen, die Euphorie, die momentan deutlich spürbar ist, aufzugreifen.“ Dies möchte der BHV unter anderem mit dem Projekt „Rückenwind“ schaffen. Dabei erhält jeder bayrische Handball-Verein eigens gestaltete Flyer mit Vereins-Logo und Bildern. Trotzdem möchte man sich nicht auf zu viel Schriftform festlegen. „Das sind Fehler, wie sie 2007 nach der WM gemacht wurden, man muss die jugendliche Zielgruppe nachhaltig und angemessen informieren, das heißt mediengerecht mit Bild- und Videomaterial ansprechen“, erklärt Reichard. Unterm Strich sei er positiv gestimmt, auch wenn die mediale Berichterstattung wieder zurückgeht.

    Hört man sich in anderen regionalen Vereinen um, sind solche Aktionen willkommen. Beim SC Vöhringen wurde zum Beispiel nicht nur die WM gemeinschaftlich per Beamer auf einer Leinwand verfolgt, sondern sogar selbst daran teilgenommen: HVW und BHV veranstalteten im Voraus Mini-WMs für Jugendmannschaften. Der SCV-Jugendleiter Rainer Staigmüller sagt dazu: „Auch wenn wir nicht unbedingt mehr Zuschauer bei uns in der Halle vorfinden als sonst, so war die Mini-WM im Vorfeld eine super Auftakt-Veranstaltung zur großen WM. Unsere Jungs kamen sogar bis in die bayrische Finalrunde.“ Insgesamt habe die Jugendarbeit im Verein eine hohe Priorität. Auch wenn der ersehnte Boom in der eigenen Halle nicht spürbar sei, nutze man jede Gelegenheit, neue Leute für den Sport zu begeistern, heißt es von den SCV-Jugendleitern Rainer und Petra Staigmüller.

    Ähnlich sieht es auch bei der HSG Langenau/Elchingen aus. Zwar verzeichnet der Verein nach der WM nicht mehr Anmeldungen als gewöhnlich, dennoch kommt der ein oder andere Zuschauer mehr zu den Heimspielen, vor allem bei der männlichen ersten Mannschaft. Genaue Zahlen dazu gibt es zwar erst zum Ende der Saison, trotzdem erhoffen sich alle Vereine und Landesverbände mehr Zulauf.

    Auch der Deutsche Handballbund möchte die Welle der Begeisterung nach der WM nutzen. Vor wenigen Tagen äußerte der Vorstandsvorsitzende Mark Schober den Wunsch, weitere internationale Turniere nach Deutschland zu holen. Hierbei wäre ein „Superjahr“ 2024 möglich. Nachdem Deutschland als Gastgeber für die Männer-EM im Januar 2024 feststeht, strebt der Verband eine Austragung der im gleichen Jahr stattfindenden Frauen-EM an.

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