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Distanzreiten: Samt Pferd über den Kanal

Distanzreiten

Samt Pferd über den Kanal

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    Die Distanzreiter aus Gannertshofen (von links): Marco Klingbeil, Pferd Dydin, Reiterin Merle Röhm, Trainerin Ursula Klingbeil, Pferd Aid Du Florival, Reiterin Jule Klingbeil und Jasmin Karl.
    Die Distanzreiter aus Gannertshofen (von links): Marco Klingbeil, Pferd Dydin, Reiterin Merle Röhm, Trainerin Ursula Klingbeil, Pferd Aid Du Florival, Reiterin Jule Klingbeil und Jasmin Karl. Foto: Martin Grell

    Wenn sich Ursula Klingbeil vorstellt, was ihren Pferden in nächster Zeit blüht, muss sie lachen. Ein „Wellnessurlaub mit anschließender Prüfung“, sagt sie. Die entspannenden Massagen und Spaziergänge haben die Tiere aber auch bitter nötig, denn die Prüfung, die die Pferde und Reiter bestehen müssen, ist 160 Kilometer lang.

    Am 17. August, Donnerstag nächster Woche, steigen die Europameisterschaften im Distanzreiten und Ursula Klingbeil, Trainerin und Vorsitzende des Deutschen Distanzsportvereins aus dem Bucher Ortsteil Gannertshofen reist mit den beiden Reiterinnen Jule Klingbeil und Merle Röhm sowie vier Pferden nach Euston Park in England, rund 140 Kilometer nordwestlich von London. „Das wird schon eine aufwendige Anreise“, erklärt die Trainerin und Tierärztin. Und eine teure, denn das Team muss die Fahrt selbst zahlen. Zwei Tage hat es für die Strecke nach England eingeplant. Ein Flug kommt wegen der Tiere nicht infrage. So nehmen die Sportler den klassischen Landweg auf sich: mit dem Auto nach Calais, mit der Fähre weiter auf die britische Insel und von dort auf die letzte Etappe mit Auto und Anhänger. Zwischendrin rastet die Gemeinschaft, um die Pferde nicht unnötig zu belasten. Ein Wellnessurlaub soll schließlich entspannen.

    Beim Distanzreiten geht es darum, wie der Name schon sagt, eine gewisse Distanz möglichst schnell zurückzulegen. Im Fall der Europameisterschaft geht die Prüfung über 160 Kilometer – die längste Strecke der Sportart. Geritten wird diese aber nicht an einem Stück, erklärt Jule Klingbeil. „Das Rennen ist unterteilt in verschiedene Etappen, die jeweils aus rund 30 Kilometern bestehen.“ Aus fünf bis sechs solcher Etappen besteht ein Rennen. Dazwischen sind rund 50 Minuten Pause, in denen sich Tier und Reiter entspannen können. Außerdem werden die Pferde genau untersucht; in der Vergangenheit machten Wettbewerbe im Distanzreiten negative Schlagzeilen, weil manche Sportler ihren Tieren derart viel abverlangten, dass diese behandelt werden mussten. Es starben auch schon Pferde auf Turnieren. Deshalb achtet das Team aus Gannertshofen darauf, es den Tieren so angenehm wie möglich zu machen. Hilfsmittel zum Antreiben wie Peitschen sind verboten.

    Um sie auf das Rennen vorzubereiten, gehen Jule Klingbeil und Merle Röhm mit den Pferden spazieren und führen sie leicht, damit sie in Bewegung bleiben. Die Zeit vor dem Turnier sah da ganz anders aus. „Das Training haben wir schon angepasst und saßen ununterbrochen auf dem Pferd“, erklärt die Trainerin Ursula Klingbeil. „Manche Nachbarn haben schon gefragt, ob wir langsam nicht mal genug haben.“ Die beiden Schwestern Merle Röhm (25) und Jule Klingbeil (27, sie ist mit Ursula Klingbeils Sohn liiert) halten sich selbst mit Ausdauersport fit. Die EM in England ist die erste, für die sich die beiden Lehrerinnen qualifiziert haben. Sie werden für die deutsche Nationalmannschaft antreten, zusammen mit einem Reiter aus Norddeutschland. Unterteilungen in Geschlechter oder Altersgruppen gibt es bei der EM nicht.

    Vier Pferde haben die Gannertshofer dabei: Aid Du Florival, Dydin, Chiara und Stella. Jedes Tier hat seinen eigenen Kopf, was schon mal damit endete, erzählt Ursula Klingbeil, dass ein Pferd auf einem Rennen keine Lust mehr hatte und einfach stehen blieb. Darauf hofft in England natürlich niemand. (gioe)

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