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Spontaner Umzug in Jedesheim statt Historischem Kinderfest

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Statt Historischem Kinderfest: Jedesheim feiert spontanen Kinderumzug

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    In überschaubarer Zahl haben sich die Grundschulkinder in
Jedesheim spontan zu einem eigenen Kinderfestumzug zusammengefunden und
dabei riesigen Spaß gehabt.
    In überschaubarer Zahl haben sich die Grundschulkinder in Jedesheim spontan zu einem eigenen Kinderfestumzug zusammengefunden und dabei riesigen Spaß gehabt. Foto: Fotos: Martin Hartmann/Repro: Regina Langhans

    Am Freitag nach 17.30 Uhr ging die Nachricht wie ein Lauffeuer durch Illertissen: Das Historische Kinderfest mit allein 700 beteiligten Kindern wurde aufgrund von Unwetterprognosen rund um Illertissen komplett abgesagt. Der Deutsche Wetterdienst hatte für Samstag die Möglichkeit von schweren Gewittern, Sturmböen, Starkregen und womöglich Hagel bereits ab 13 Uhr angekündigt. Die Verantwortung für dieses Risiko konnte das Kinderfestkomitee nicht tragen und beschloss deshalb, das über die ganze Innenstadt verteilte historische Spektakel abzublasen.

    Denn genau um diese Zeit hätte sich der historische Umzug in der Friedenstraße formieren sollen, um ab 13.30 Uhr durch Illertissen zu ziehen. Im Anschluss hätten an Marktplatz und Martinsplatz Spielstationen mit Verpflegungsbuden sowie vor der Schranne Musik und Party zum Verweilen eingeladen. Wäre das Fest vom Unwetter überrascht worden, hätte es keine Möglichkeit gegeben, sich schnell in Sicherheit zu bringen.

    700 Kinder wären in Illertissen bei Gewitterfront nicht in Sicherheit zu bringen gewesen

    Kinderfestkoordinator Ansgar Batzner und seines Zeichens Schulamtsdirektor sagt: „Bei Blitz und orkanartigen Böen gibt es keine andere Alternative“. Klar sei, dass es sich um eine Vorhersage handelte, aber sie durfte nicht ignoriert werden. Helga Sonntag vom Kinderfestkomitee und Zweite Bürgermeisterin, die sich als ehemalige Grundschullehrerin der unzähligen Kostüme angenommen hatte, ergänzt, dass es unmöglich gewesen wäre, für die 700 teilnehmenden Kinder einen geschützten Unterstand zu finden.

    Am Samstag hätte das Historische Kinderfest zum ersten Mal seit acht Jahren wieder stattfinden sollen. Freitagnachmittag sagten die Verantwortlichen des Kinderfestkomitees das Fest wegen Unwetterprognosen jedoch ab.
    Am Samstag hätte das Historische Kinderfest zum ersten Mal seit acht Jahren wieder stattfinden sollen. Freitagnachmittag sagten die Verantwortlichen des Kinderfestkomitees das Fest wegen Unwetterprognosen jedoch ab. Foto: Regina Langhans

    Sie erinnert sich an das Kinderfest 2004, als die Aufstellung am Saumweg stattfand und ein Regenguss einsetzte. „Viele kamen im Bauhof unter, einige woanders und etliche wurden klatschnass.“ Regenschauer seien zu verantworten, aber keine lebensbedrohlichen Gewitter. Es träten unerwartete Extremwettersituationen ein, anders als früher. Auch das Argument, Eltern hätten ihre Kinder gegebenenfalls abholen können, falle weg. Sie übernähmen dann die Verantwortung, aber manche der Kleinen hätten ihre Angehörigen eben nicht dabei, weiß Sonntag.           

    Entschluss zur Absage des Historischen Kinderfests in Illertissen ist mehrheitlich gefallen

    Batzner betont, dass keine Ein-Personen-Entscheidung gefallen sei, sondern die eines Teams mit über zehn Beteiligten. Der Entschluss wurde bei einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen mehrheitlich gefasst. Im Gegensatz zu den Vorjahren beriet das Komitee bereits am Donnerstag und entschied letztlich wie in den Vorjahren am Vortag über das Stattfinden des Kinderfests. Und wie früher wurde vorab kein Ersatztermin festgelegt, weil Kutschen und Gespanne im Sommer stets langfristig von Veranstaltern ausgebucht seien.

    Nun sind eben leider die vielen weit gediehenen Vorbereitungen umsonst, bedauern die Verantwortlichen. Es stimmten neben Kulturreferentin Susanne Schewetzky, Bürgermeister Jürgen Eisen, Batzner und Sonntag sämtliche Schulleiter, Elternbeiräte, Vertreter von Vereinen wie dem TSV Illertissen und des Bauhofs mit ab. Es sei eine „sehr sehr bittere Entscheidung“ angesichts des geleisteten Aufwands, etwa der frisch besorgten Waren, aber man stehe „einvernehmlich dahinter“ sagt Batzner.

    Nicht auszudenken wäre es gewesen, wenn ein Unwetter die Feiernden heimgesucht hätte. Denn einen weiteren Risikofaktor hätten die Pferde dargestellt, die bei Blitz und Sturm womöglich durchgehen könnten. Jetzt sitzt der Frust erst einmal tief. Aber dann will sich das Komitee zusammensetzen und beraten, inwieweit den Kindern Ersatz geboten werden könne. Vielleicht lasse sich das Historische Kinderfest auch irgendwie „nachholen“.  

    Drei Mütter organisierten über Nacht einen Mini-Kinderfestumzug in Jedesheim

    Ihren Kindern spontan Ersatz ermöglicht haben drei Mütter in Jedesheim: Quasi über Nacht organisierten sie in Eigenregie und selbstverantwortlich einen Mini-Kinderfestumzug. Die Kleinen hätten ihrem Unmut Luft gemacht, nachdem sie erst die Absage des historischen Spektakels und kurz danach das EM-Aus für die deutsche Nationalelf zu verkraften hatten, beschreibt eine Mutter humorvoll die schlechte Laune in ihrer Familie.

    Von zwei weiteren gleichgesinnten Mamas gab es Unterstützung, Freitagnacht gegen 21 Uhr standen sie vor der Türe ihrer Rektorin, um sich die Schlüssel und die Erlaubnis zum Holen der Kinderfestkostüme zu erbitten. Die Schulleiterin betonte, dass es sich um eine außerschulische Veranstaltung handele, und gab grünes Licht. Gegen 22 Uhr wurden weitere Helfer und Helferinnen organisiert und das verkehrstechnische Absichern des Umzugs geklärt. Das Verpflegungsteam des Sportvereins befand sich sowieso in Bereitschaft fürs Kinderfest.

    Auch fünf Tiefenbacher Kinder liefen beim spontanen Kinderumzug in Jedeshheim mit

    So wurden Samstag früh nur noch Semmeln besorgt, ein Plakat am Dorfladen aufgehängt, und die improvisierte Fete an der Gemeindehalle war startklar. Um 10.30 Uhr trafen sich die Kinder in der Grundschule am Sonnenhang zum Umziehen, wobei die frisch geflochtenen Haarkränze für die Mädchen erfreulicherweise doch nicht umsonst waren. Von 77 Grundschulkindern kamen etwa 67. Sie zogen in keltischen oder römischen Gewändern über Kirchstraße, Pfarrer-Steiner Straße, am Dorfladen vorbei und entlang der Bayernstraße zur Gemeindehalle.

    Die Idee der Jedesheimer Mütter war sogar bis nach Tiefenbach gedrungen, sodass auch von dort fünf Kinder begeistert mitliefen. Begleitet von viel Publikum und großem Applaus traf der Umzug gegen 11.45 Uhr an der Gemeindehalle ein. Dort warteten Pommes und Schnitzelsemmeln darauf, verzehrt zu werden. Etwa zwei Stunden wurde gefeiert und auf dem Spielplatz getobt. Als es gegen 15 Uhr zu regnen anfing, war das improvisierte Kinderfest schon zu Ende und alles aufgeräumt.

    Kinderfestkoordinator Batzner nennt es „eine gute Idee“, die dank glücklicher Umstände mit rund 70 Kindern der Schule am Sonnenhang gelungen ist. Aber beispielsweise nicht mit rund 400 Beteiligten, die allein die Bischof-Ulrich-Grundschule besuchen, zu bewerkstelligen gewesen wäre.

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