Einem bekannten Sprichwort zufolge soll man „die Kirche im Dorf lassen“. In Wullenstetten würde man diesem Rat gern folgen: Denn die Pfarrkirche Mariä Verkündigung prägt das Ortsbild des Sendener Stadtteils entscheidend – und das bereits seit mehreren hundert Jahren. Während das Alter von mehr als 400 (beziehungsweise 500 Jahren im Fall des Kirchturms) einerseits den Charme des Gebäudes ausmacht, bereitet es der Wullenstetter Gemeinde mittlerweile einige Probleme: Besonders der Dachstuhl von Mariä Verkündigung muss dringend saniert werden. Die Empore ist bereits seit Jahren gesperrt. Was für die Sanierung fehlt, ist jedoch – wie in vielen ähnlichen Fällen – das Geld.
Pfarrgemeinde Wullenstetten müsste einen großen Teil der Kosten selbst stemmen
Denn die Kosten, die hier voraussichtlich auf die Pfarrgemeinde zukommen, sind beachtlich: Laut einer Schätzung dürften für die Sanierung des Gebäudes etwa 1,05 Millionen Euro anfallen. Rund 60 Prozent davon, also ungefähr 515.000 Euro, trägt die Diözese Augsburg. Auch die Stadt Senden übernimmt mit 121.000 Euro einen gewissen Anteil. Die restlichen knapp 415.000 Euro muss die Wullenstetter Gemeinde selbst stemmen. Und diese Summe zusammenzubekommen - „so einfach ist das nicht“, sagt Helmut Brosch von der Wullenstetter Kirchenverwaltung unserer Redaktion.
Hinzu komme, dass die Schätzung bereits ein wenig älter ist. Die entsprechenden Werte dürften aufgrund der Inflation und anderen Kostensteigerungen also um mindestens 30 Prozent darüber liegen, sagt Brosch. „Das sind wir dann locker bei über 500.000 Euro.“
Ohne Sanierung könnte Kirche in Wullenstetten aus Sicherheitsgründen gesperrt werden
Ohne Sanierung besteht eine gewisse Gefahr, dass man das Gebäude irgendwann aus Sicherheitsgründen nicht mehr betreten darf. Etwa dann, wenn sich Teile der Decke ablösen sollten. „Wir wollen keine harten Hüte verteilen müssen“, sagt Brosch scherzhaft und meint damit Bauhelme. Klar ist, dass in einem solchen Fall Expertinnen und Experten die Lage beurteilen müssten. Und bei zu großer Gefahr, den Besuch der Wullenstetter Kirche verbieten könnten.
Dass die Pfarrkirche in Wullenstetten dringend renoviert werden muss, ist ein Problem, das bereits seit Jahren bekannt ist. „Wir hatten schon einen Starttermin für 2019“, berichtet Brosch. Die Bauarbeiten verzögerten sich dann jedoch, wurden verschoben und schließlich kam die Pandemie dazwischen. Nun startet die Gemeinde den nächsten Anlauf, um das benötigte Geld zusammenzubekommen, einen konkreten Plan gebe es dafür bisher nicht. Allein der Verkauf der Immobilien, die die katholische Kirchenstiftung Wullenstetten besitzt, könne die Summe zum Beispiel vermutlich nicht decken. Und ein „ominöser Spender“, der die Kosten übernimmt, sei laut Brosch auch nicht in Sicht.
Am vielversprechendsten sei in seinen Augen der Förderverein, der derzeit gegründet wird. Brosch habe gehört, dass er bereits großen Zuspruch erhalten habe. Die Idee sei, dass der Verein Spenden für die Sanierung sammelt und in diesem Zusammenhang beispielsweise Feste organisiert. Daran, dass die meisten Wullenstetterinnen und Wullenstetter ihre Kirche retten wollen, besteht für Brosch jedoch kein Zweifel: „Die Leute wollen das, sie hängen an ihrer Kirche“.
Termin: Am kommenden Sonntag, 28. Juli, um 10 Uhr wird die langjährige Messnerin Helene Ölberger bei einem Gottesdienst in der Pfarrkirche Mariä Verkündigung mit anschließendem Stehempfang in den Ruhestand verabschiedet.
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