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Von Apfelmus bis Politik: Michl Müllers kuriose Reise durch den Alltag

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    Der fränkische Kabarettist Michl Müller, der sich selbst "Dreggsagg" nennt, unterhielt sein Publikum in Senden drei Stunden lang mit sehr lustigen Geschichten.
    Der fränkische Kabarettist Michl Müller, der sich selbst "Dreggsagg" nennt, unterhielt sein Publikum in Senden drei Stunden lang mit sehr lustigen Geschichten. Foto: Stefan Kümmritz

    Der „Dreggsagg“ war da. Im Sendener Illertal-Forum, dem Bürgerhaus, ist er aufgetreten. Und er hat das Publikum im nicht ausverkauften Saal begeistert, dieser Michl Müller aus Franken, der sich selbst „Dreggsagg“ nennt. Er ist halb Kabarettist und halb Comedian, auch aufgrund seiner eigenen Fernsehserie ist er deutschlandweit bekannt. Ins Bürgerhaus haben es nicht alle seine Fans geschafft, aber Reinhold und Jeanette aus Dischingen bei Heidenheim, die waren da – und mussten in der ersten Reihe sitzend für einigen Schabernack, den Müller im Rahmen seiner dreistündigen, atemberaubenden Solo-Show für sie parat hatte, herhalten.

    Offensichtlich nahmen die beiden es mit Humor. Jeder hatte seinen Spaß an dem pausenlosen Geplauder des 52-Jährigen, seinen hinreißenden Geschichten, die voll aus dem ganz normalen Leben gegriffen waren, seinen Liebesliedern der eigenen Art, und seiner Gestik sowie Mimik, selbst wenn man nur einen Platz in den hintersten Reihen des Veranstaltungsraums hatte. Dabei ging es kaum einmal etwas „dreggig“ zu, was dem einzigartigen Auftritt des Bad Kissingers keinen Abbruch tat.

    Auch Hubert Aiwanger bekam an dem Abend in Senden sein Fett ab

    Michl Müller weiß, wer er ist, und dass er gut ist. Und so sollen die Besucher und Besucherinnen zu Beginn gleich aufstehen und laut klatschen, damit er seine Show mit einem Schlager singend starten kann. Das Publikum spielt mit, natürlich. Und er? Er nimmt erst einmal die Politik und ihre Protagonisten aufs Korn. „Ab 1. April ist hier das Kiffen erlaubt“, sagt er, „aber da hat keiner gewusst, wo man das Zeug herbekommt. Nur Olaf Scholz wusste es ...“ Auf die Bundesregierung wollte der Kabarettist gar nicht groß schimpfen, denn die Opposition tauge ja auch nichts. Na und der Ober-Freie Hubert Aiwanger bekam auch sein Fett ab, wurde von Müller „Bulldog-Minister“ genannt und wegen seines Leugnens verhöhnt, Verfasser des berühmt gewordenen antisemitischen Flugblatts zu sein. Der AfD attestierte er, die russisch-chinesische Mafia zu sein.

    Fast den ganzen Abend hindurch kam bei ihm die abenteuerliche Geschichte auf, wie er mithilfe seines befreundeten Architekten Rudi, der die seltsamsten und undurchführbarsten Vorschläge bringt, sein Elternhaus sanieren will. Da kommen die Besucher und Besucherinnen aus dem Staunen und herzhaftem Lachen nicht heraus. Man denke nur an Rudis Idee, die Böden im Haus mit Fließzement zu gestalten. Aus dicken Rohren würde dieser in Müllers Heim geleitet und würde sich natürlich überall verbreiten. Abgelehnt, sagt Müller mit seiner markanten Stimme und mit bestimmenden Worten, bei denen man seine fränkische Herkunft heraushören kann.

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    Wunderbar ist die Geschichte von Michl Müller, wie er dem neuen Trend der Hausarbeit von Männern nachkommen will und beschließt, selbst Apfelmus zu machen. Einen Riesentopf voll habe er produziert. „Um 17 Uhr kam meine Frau heim und ich war stolz wie Bolle“, berichtete er. „Und dann kam die Schande. Meine Frau probierte das Mus mit dem kleinsten Löffel und moserte, dass da lauter Fitzelchen drinnen seien und ob ich die Äpfel nicht geschält habe. Seitdem esse ich kein

    Und dann noch diese blöden Fernsehserien. In Müllers Fokus stand vor allem „Bauer sucht Frau“. Etwas irritiert fragte er: „Wo bekommen die eigentlich all die Bauern her? Und die Frauen, die da mitmachen, an denen hat doch der Biber genagt.“ Ach, was dem Kabarettisten so alles missfiel: Waldbaden, die Hochzeit von Pia, deren Brautkleid ein „Hauch von nichts“ war, mit Janik, der den „beschissensten Namen“ der Welt hat, die Kaffeepackungen, deren gemahlener Inhalt nicht in die dafür vorgesehene Dose passt und der Löffel dann ganz unten ist (wer kennt das nicht?), die Lichtschalter, die man gar nicht braucht, wenn man heutzutage das Licht mit dem Handy ein- und ausschalten kann, das Pieseln ins Meer, das typisch deutsche Übergangsjäckle oder die massenhaften Wellensittiche in unserem Land, gegen die Hitchcocks „Vögel“ ein „Scheißdreck“ seien. 

    Und dann war Müller wieder beim Hausumbau, bei dem ihn einiges nervte, zum Beispiel: „Wir haben einen Schrottcontainer aufgestellt. Da kamen sämtlich Leute im Umkreis von 30 Kilometern, die auch bauten und warfen ihren Schutt hinein. Die Gelegenheit war günstig, kostete ja nichts.“ Für diese und ähnliche Geschichten gab es vom Publikum viel Gelächter und schließlich tosenden Applaus. Für einen, der souverän und ohne je zu stocken, wahre Köstlichkeiten der verbalen Art zum Besten gibt. 

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