Seit Jahrzehnten sind sie der Grund für hitzige Debatten in Senden: elf Pappeln in der Illerstraße auf Höhe des Webereiparkplatzes waren immer wieder Gegenstand von Auseinandersetzungen zwischen der Stadt und Anwohnern. Nach der jüngsten Sitzung des Planungs-, Bau- und Umweltausschusses am Dienstag ist endlich klar, was mit ihnen passieren soll: Die Großbäume werden gefällt. Während der Beschluss bei vielen im Gremium für Erleichterung sorgte – schließlich diskutiert man in Senden seit etwa 20 Jahren wegen der Bäume – zeigten sich einige Mitglieder empört über den Beschluss. Die Grundlage, auf der er gefällt wurde, bezeichneten einige sogar als „unerhört“.
Laut Stadtverwaltung wurde im Rahmen einer fachlichen Begutachtung mithilfe von Bohrkernproben festgestellt, dass die Bäume in der Illerstraße stellenweise Verrottungen im Stamm aufweisen. Statt jedoch nur die betroffenen Bäume zu fällen, lautete die Empfehlung, gleich alle Pappeln zu fällen. Stadtbaumeister Eberhard Koch merkte dazu an, dass einzelne stehende Bäume eine zusätzliche Gefahr darstellen könnten, weil sie dem Wind mehr ausgesetzt wären. „Das wäre eine erhebliche Gefährdungssituation im Verkehr und für Anwohner“, betonte Koch. Zudem beeinträchtigten die Pappeln die bereits „vorausschauend gepflanzten“ Linden in ihrem Wachstum. Die eindeutige Empfehlung: Die alten Pappeln sollen allesamt weg.
Baumbestand in Illerstraße sorgt für Kontroversen im Gremium
Für eine Fraktion war diese Empfehlung unverständlich und nicht ausreichend nachvollziehbar. Das Gutachten, das als Grundlage für die Entscheidungsfindung dienen sollte, sei dem Rat nicht vorgelegen, erklärt Stadtrat Hans-Peter Werner (Grüne). Dementsprechend könne sich das Gremium kein fundiertes Bild zum Zustand der Bäume und dem tatsächlichen Handlungsbedarf machen. Ein „unerhörtes“ Vorgehen, findet auch sein Fraktionskollege Helmut Meisel. Werner, der angab, sich das 33-seitige Gutachten vor der Sitzung selbst beschaffen zu haben, zweifelte die Dringlichkeit einer Fällung bei der Mehrzahl der Bäume an. „Wir fällen elf Großbäume, die in Senden scheinbar keine Lobby haben“, meinte er.
„Die Pappeln haben ihre Lebensdauer überschritten“, entgegnete Bürgermeisterin Claudia Schäfer-Rudolf (CSU) den Protesten der Grünen-Fraktion. Dass man in Senden jedoch generell Bäume haben wolle, zeige sich etwa an den gepflanzten Linden. Stadtrat Georg Schneider (SPD) erinnerte seine Ratskollegen zudem an frühere Baumpflegemaßnahmen – und daran, wie lange die Großbäume bereits als wiederkehrendes Thema im Rat herumgeistern. Seines Erachtens habe die Verwaltung dem Rat auch ohne ein ihm vorliegendes Gutachten „glaubhaft versichert“, mit der Fällung die richtige Entscheidung zu treffen. „Irgendwann ist einfach der Zeitpunkt gekommen, dass man eine Entscheidung fällt, die auch zugunsten der Linden geht.“ Man braucht zwar Bäume in Senden, betonte die Bürgermeisterin wiederholt, „aber sie sollen keine Gefährdung darstellen und gescheit aussehen.“
Linden statt Pappeln: an der Illerstraße sollen weiter Bäume stehen
„Gescheit aussehen“ sollen künftig etwa fünf weitere Linden, die anstelle der Pappeln an der Illerstraße eingepflanzt werden und für eine geordnete Erscheinung sorgen sollen. Mit drei Gegenstimmen verabschiedete das Gremium schließlich den Beschluss, die elf Pappeln für etwa 12.500 Euro fällen zu lassen.
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