Eigentlich sollte das Schaufenster den Blick auf Feinkost aus Israel freigeben. Doch nun versperrt eine große, rasch mit zwei Latten zusammengeschraubte Spanholzplatte die Sicht auf die Regale und Auslagen im Innern des Lebensmittelgeschäfts in Senden. Die Platte verdeckt die Spuren einer Attacke am Wochenende: Jemand hat in der Nacht zum Samstag Steine gegen die Fensterscheiben des Ladens an der Hauptstraße geworfen. Die Polizei geht momentan von einem antisemitischen Motiv aus.
Noch am Samstag hat deshalb das Kommissariat Staatsschutz der Kriminalpolizei Neu-Ulm die Ermittlungen in dem Fall übernommen. Vonseiten der Staatsanwaltschaft werden die Ermittlungen vom Antisemitismusbeauftragten der Bayerischen Justiz, angesiedelt bei der Generalstaatsanwaltschaft München, geführt.
Attacke auf Geschäft in Senden: Polizei sucht Zeugen
Dem Bericht der Polizei zufolge ereigneten sich die zwei Steinwürfe gegen 2 Uhr nachts. Die Schaufensterscheibe wurde stark beschädigt - ein langer Riss im Fensterglas neben der Holzplatte zeugt noch davon. Der Schaden beläuft sich auf schätzungsweise 5000 Euro. Der oder die Täter konnten unerkannt flüchten. Die Polizeiinspektion Weißenhorn veröffentlichte einen Zeugenaufruf. Wer etwas beobachtet hat, soll sich telefonisch unter der Nummer 07309/96550 melden.
Die Steinwürfe finden in einer Zeit statt, in der es vielerorts in Deutschland zu Kundgebungen und Protestaktionen vor dem Hintergrund des eskalierten Nahostkonflikts kommt. Laut Polizei gibt es auch bei der Sendener Tat Hinweise auf einen möglichen politischen Hintergrund. "Nach derzeitigem Ermittlungsstand wird von einem antisemitischen Motiv ausgegangen, die Ermittlungen werden jedoch in sämtliche Richtungen geführt."
Sendens Bürgermeisterin verurteilt Attacke auf Facebook
Sendens Bürgermeisterin Claudia Schäfer-Rudolf nahm am Sonntag in den sozialen Netzwerken zu den Steinwürfen Stellung. Sollte sich der Verdacht eines antisemitischen Hintergrunds bestätigen, stellten sie "einen Angriff auf unsere auf christlichen Werten aufgebaute Kultur des Miteinanders dar", schreibt Schäfer-Rudolf auf Facebook. "Das kann ich nur auf das Schärfste verurteilen und weiß dabei viele, viele Menschen in unserer Stadt an meiner Seite."
Die Bürgermeisterin sichert den Betroffenen rückhaltlose Unterstützung zu. "Die Tragik des Nahostkonflikts, der brutale Terror der Hamas, das Leid aller Unschuldigen und Unbeteiligten rechtfertigen durch nichts einen Angriff gegen ein israelisches Geschäft in unserer Stadt, sondern sorgen nur für Angst und Leid für noch mehr Menschen."
Der Inhaber des Lebensmittelgeschäfts, dessen Werbeschild das Bild einer Friedenstaube ziert, war am Sonntag für unsere Redaktion nicht zu erreichen.