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Schießen: So soll das Leben in den Schießener Senioren-WGs aussehen

Schießen

So soll das Leben in den Schießener Senioren-WGs aussehen

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    In diesem alten Bauernhof in Schießen entstehen Senioren-WGs, die 24 älteren Menschen ermöglichen sollen, ihren Lebensabend im Heimatort zu verbringen.
    In diesem alten Bauernhof in Schießen entstehen Senioren-WGs, die 24 älteren Menschen ermöglichen sollen, ihren Lebensabend im Heimatort zu verbringen. Foto: Angela Häusler

    Es soll einmal ganz familiär zugehen in den beiden Senioren-WGs, die Günther Gerstlauer und Mitstreiterin Ida Schütz im Roggenburger Ortsteil Schießen planen: 24 Bewohner werden dort in zwei Wohngruppen leben – und doch unabhängig sein. Das Projekt "Wohngemeinschaften am Osterbach“ soll Menschen mit Pflegebedarf ab 2024 direkt am Ort eine Heimat bieten. Erste Anfragen sind schon eingegangen.

    Wo jetzt noch ein verlassener Hof und ein Stadel stehen, soll sich in zwei Jahren der Neubau befinden: 24 Zimmer hat Bauherr Gerstlauer in dem dreistöckigen Haus für die künftigen Mieter eingeplant, dazu mehrere Bäder sowie Küche, Wohn- und Essbereiche, die gemeinsam genutzt werden. Balkon beziehungsweise Terrasse und den Garten können die Mieter ebenfalls nutzen. Alles in allem entfallen da 40 Quadratmeter auf einen Bewohner.

    Soziales liegt dem Bauherrn Günther Gerstlauer in Schießen am Herzen

    Gerstlauer, von Beruf Industriemeister, will diese Vision auf dem stillgelegten Bauernhof seiner Schwiegereltern Wirklichkeit werden lassen. Vor zwei Jahren hat er begonnen, diese Pläne zu schmieden. "Jedem, der es möchte, wollen wir damit ein Angebot machen können“, sagt der 47-Jährige, dem der Einsatz für andere schon seit seiner Zeit als Zivildienstleistender im Krankenhaus ein Anliegen ist, "ich komme immer wieder aufs Soziale zurück“, sagt er. Senioren ein Zuhause geben, in dem sie auch im Pflegefall bleiben können, diese Idee peilt der Initiator nun an. Und wird damit wohl der erste private Anbieter von Senioren-WGs im Kreis Neu-Ulm sein.

    "Ich bin extrem überrascht, wie viel Interesse schon da ist, aus dem ganzen Gemeindegebiet“, sagt Gerstlauer über das Vorhaben, für das er im Dezember im Roggenburger Gemeinderat grünes Licht bekam. Losgehen soll der Bau im Juli 2022, Ende 2023 ist alles fertig gebaut, wenn die Umsetzung so klappt, wie geplant. Dann kann der Betrieb starten

    Bayern fördert das Schießener Senioren-Projekt mit 1,44 Millionen Euro

    Ermöglicht wird diese Privatinitiative durch ein Förderprogramm des Bayerischen Landesamts für Pflege, das sich "Pflege so nah“ nennt. Das Programm hat zum Ziel, flächendeckend Pflegeplätze zu schaffen, die im "sozialen Nahraum“, also im bisherigen Lebensumfeld der Betroffenen, liegen. Der Freistaat fördert das Roggenburger Projekt mit 1,44 Millionen Euro, im Sommer nahm Gerstlauer vom bayerischen Gesundheitsminister Klaus Holetschek den symbolischen Scheck entgegen. Insgesamt wurden im Rahmen des Förderprogramms bisher mehr als 2000 Pflegeplätze neu geschaffen, jährlich schüttet das Ministerium dafür 60 Millionen Euro aus. Die Kriterien für die Berücksichtigung sind streng – alles muss akribisch geplant und dokumentiert werden, berichtet Gerstlauer. Für die Umsetzung seiner Idee hat er nicht nur einen Architekten, sondern mit Ida Schütz auch eine erfahrene Pflegefachkraft gefunden. Sie und Gerstlauer hätten sehr ähnliche Vorstellungen, was die künftige Heimat der Senioren angeht, berichtet Schütz, ausgebildete Fachwirtin für Organisation und Führung im Sozialwesen.

    Günther Gerstlauer hatte die Idee zu den Senioren-WGs, Ida Schütz als ausgebildete Fachwirtin für Organisation und Führung im Sozialwesen bringt das nötige Fachwissen mit.
    Günther Gerstlauer hatte die Idee zu den Senioren-WGs, Ida Schütz als ausgebildete Fachwirtin für Organisation und Führung im Sozialwesen bringt das nötige Fachwissen mit. Foto: Angela Häusler

    So werden es keine Heimbewohner, sondern Mieter sein, die in die Wohngemeinschaften einziehen, betonen Gerstlauer und Schütz. Denn anders als in einem Pflegeheim kann in den Wohngemeinschaften jeder Senior seinen Tag verbringen, wie er es möchte, so Ida Schütz, die für die Betreuung und Pflege der Bewohner verantwortlich sein wird. Die 31-Jährige ist derzeit als Pflegedienstleiterin tätig. Insgesamt 9 Pflegefachkräfte und 16 zusätzliche Betreuer sollen später einmal im Haus tätig sein.

    "Die Leute sollen selbstbestimmt leben können, ohne die Vorschriften eines Heims“, sagt Schütz. Sie können also ein- und ausgehen wie sie möchten, Besuch einladen oder die Küche nützen. Jeder Mieter bringt seine eigenen Möbel fürs Zimmer mit. Klar sei aber auch, dass in einer Wohngemeinschaft mit elf anderen Menschen Arrangements getroffen werden müssen, so Schütz. Doch die Gemeinschaft bewahrt vor der Einsamkeit, die viele Pflegebedürftige belastet, wenn sie alleine wohnen. Auch Angehörige werden sich einbringen können.

    Künftige Mieter sollen ganz individuell nach ihrem Bedarf unterstützt werden

    Gedacht sind die ambulant betreuten WGs für Erwachsene, die einen Pflegegrad haben, also bereits Hilfe im Alltag brauchen. Im Alter weit weg in ein Pflegeheim ziehen zu müssen, ist für viele Senioren eine unschöne Vorstellung, weiß die Altenpflegerin. Wird der Pflegebedarf im Lauf der Zeit größer, müssen die Leute aber nicht ausziehen, sondern werden weiterhin im Haus betreut.

    So wenig wie möglich, so viel wie nötig, dieses Motto gilt für die Hilfsleistungen, die die Bewohner in Anspruch nehmen können. Sie sollen von der Hilfe beim Frühstück machen bis zur Rundumversorgung reichen, wenn sie denn gebraucht wird.

    Vonseiten der Kommune hat Gerstlauers Projekt bereits viel Zustimmung erhalten – die Gemeindeverwaltung begrüßt den Vorstoß, der einen Leerstand im Schießener Ortskern wieder belebt. Zumal die Wohngemeinschaften dem Ziel der Gemeinde, in Roggenburg ein lebendiges Umfeld gerade für Senioren zu schaffen, entgegenkommt. "Gut alt werden können in

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