Mit herrlichen Klängen an Oboe (Bettina Klinglmayr) und Orgel (Maximilian Pöllner) ist am Ostermontag die Reihe Roggenburger Sommer in der Kirche Mariä Geburt im Ortsteil Schießen eröffnet worden. Veranstaltet wird diese vom Bildungszentrum für Familie, Umwelt und Kultur und dem Verein der Freunde des Klosters Roggenburg. Pater Stefan Kling, Orgel- und Glockensachverständiger sowie Leiter des Amtes für Kirchenmusik der Diözese Augsburg, begrüßte die Zuhörenden persönlich und stand später auch für Fragen zur Verfügung.
Denn einer der Glanzpunkte war das Konzertinstrument, die 1995 renovierte Barockorgel, die Johann Nepomuk Holzhey 1796 bis 1798 in der einstigen Wallfahrtskirche Schießen gebaut hat. Als eingespieltes Duo haben Maximilian Pöllner und Bettina Klinglmayr sie zum Strahlen gebracht. Denn die solistische Oboe fügte sich abwechselnd und wie selbstverständlich auch ins Klangvolumen der Orgel ein. Nur schade, dass kaum drei Dutzend Gäste diesen Klanggenuss hören wollten. Vielleicht lag es am unwirtlichen Wetter, welches der Pater humorvoll kommentierte: „Der Roggenburger Sommer beginnt wieder einmal sehr kalt.“ Umso mehr versprach er herzerwärmende, himmlische Klänge.
Bei der Barockorgel lassen sich die Klangebenen gut heraushören
Als bekanntester Barockkomponist insbesondere für Orgel durfte Johann Sebastian Bach (1685 bis 1750) nicht fehlen. Eine Auswahl an Werken des Komponisten für jeweils unterschiedliche Klangsprache durchzog das Programm. Typischerweise zeichnet sich die Barockorgel durch ihre gut wahrnehmbaren Klangebenen aus. Diese ließen sich beim Adagio des Doppelkonzerts für Oboe und Violine in d-Moll gut heraushören, indem die Orgel zwischen der Begleitrolle zur Oboe und ihrem eigenen Solopart hin und her wechselte. Ähnlich war es beim Concerto in C-Dur für zwei Manuale und Pedal, indem das Pfeifeninstrument auf drei Ebenen mit sich selbst konzertierte. Und bei der bekannten Toccata und Fuge in d-Moll brillierte Maximilian Pöllner mit technisch perfekter Artikulation. Damit verlieh er dem Werk einen besonders transparenten Klang, wie es in der historisch informierten Interpretation angestrebt wird.
Eine Glanznummer für Bettina Klinglmayr war etwa Francesco Geminianis (1687 bis 1762) Sonate für Oboe und Basso continuo in e-Moll, indem die Oboe mal solistisch hervortrat oder mit dem Orgelspiel verschmelzen konnte. So auch bei Domenico Cimarosa (1749 bis 1801), in dessen Konzert für Oboe und Orgel in c-Moll die Solistin trotz bewegter Tonfolgen ihr Instrument bis zum Schluss in den höchsten Lagen kraftvoll zum Strahlen brachte.
Stehende Ovationen für die meisterlichen Vorträge in Schießen
Musikalische Kontraste gab es beim Allegretto der Sonate für Orgel und Oboe von Camille Saint-Saëns (1835 bis 1921): Hier spielte die Oboe mit geradezu stimmenhafter Dynamik ihren Part. Dabei begleitete die Orgel sie diesmal in romantisch schwelgerischer Weise. Noch verträumter wurde es bei Gabriels Oboe von Ennio Morricone (1928 bis 2020), indem sich beide Instrumente im gegenseitigen Schwelgen zu überholen schienen. Zwischen den Duoauftritten standen immer wieder reine Orgelstücke auf dem Programm, so auch die Bergamasca von Samuel Scheidt (1587 bis 1654), einem früheren Vertreter des Barock. Für den versierten Organisten war es eine weitere Möglichkeit, die Transparenz und Klarheit von Barockorgeln vorzuführen. Für ihre meisterlichen Vorträge gab es für die beiden Auftretenden stehende Ovationen und für das Publikum zum Dank eine Zugabe.