„Wir würden gerne Bürgerwindkraftanlagen bauen“, fasste Roggenburgs Bürgermeister Mathias Stölzle die Meinung des Gemeinderats in dessen jüngster Sitzung zusammen. Zwei potenzielle Flächen – „Steigmähder“ nordöstlich von Ingstetten und „Kälblesberg“ zwischen Roggenburg und Rennertshofen – die vom Regionalverband Donau-Iller als sogenannte „Vorranggebiete für Windkraft“ vorgesehen sind, sieht der aktuelle Entwurf für die Fortschreibung des Regionalplans der Region Donau-Iller hinsichtlich der Nutzung der Windkraft noch vor. Allerdings: Beide Areale liegen in unmittelbarer Nachbarschaft zur ehemaligen Abteikirche: „Sie ist ein Kulturraum prägendes Denkmal, das einen besonderen Schutzstatus innehat“, erläuterte Bürgermeister Stölzle.
Mögliche Windkraftstandorte in Roggenburg wurden noch einmal überprüft
Diese Woche stellte der Ortschef dem Gremium die Ergebnisse zweier Sichtbarkeitsanalysen aus denkmalschützerischen Belangen für die beiden potenziellen Flächen vor. Dabei wurden die optischen Zusammenhänge zwischen dem Klostergebäude und den zwei Arealen untersucht. Es ging demnach darum, Sichtbeeinträchtigungen durch die möglichen Windräder auf die ehemalige Abteikirche zu prüfen, die als besonders landschaftsprägend gilt.
Das Gutachten resultiert laut Stölzle aus einem Vorgespräch zwischen dem Büro Naturenergie Zeilinger, dem Kooperationspartner, mit dem die Gemeinde mögliche Bürgerwindkraftanlagen realisieren würde, und der Unteren Denkmalschutzbehörde.
In einer ersten öffentlichen Auslegung der Unterlagen für die Fortschreibung des Regionalplanes können die „Träger öffentlicher Belange“ nun ihre Stellungnahme abgeben. Der Roggenburger Gemeinderat wiederholte seine bereits in den Vorverfahren eingebrachte Sicht der Dinge.
Das Gremium hat dazu eine eindeutige Meinung: „Im Spannungsfeld zwischen dem Schutz kultureller Werte und der Umsetzung erneuerbarer Energien zur Erreichung der gesetzlichen Klimaschutzziele und der Energiewende“, heißt es im Beschluss, befürworte der Gemeinderat die Ausweisung der beiden potenziellen Standorte.
Roggenburger Gemeinderat sieht keine erheblichen Sichteinschränkungen durch Windräder
„Es gibt Perspektiven, die schwierig sind“, sagte der Bürgermeister. Gleichzeitig hob er die natürliche Topografie hervor: Oft würden sich insbesondere auf den Wanderwegen, den ausgewiesenen Radverbindungen und im Straßenverkehr die Sicht auf die Klosterkirche bereits nach wenigen Metern verändern.
„Streckenverläufe, an denen auf Dauer unzumutbare Wahrnehmungen zwischen Denkmal und den möglichen Windenergieanlagen vorliegen, sieht der Gemeinderat nicht“, betont das Gremium in seiner Stellungnahme. Und weiter: „Nach Auswertung der Sichtbarkeitsanalysen, lägen ‚trotz teilweise deutlicher Sichtbeziehungen keine erheblichen Beeinträchtigungen für das besonders landschaftsprägende Baudenkmal Klostergebäude Roggenburg vor.‘“
Das Kloster Roggenburg steht hinter den Windkraftanlagen
Und was sagt das Kloster Roggenburg dazu? Auch die Prämonstratenser wurden von der Unteren Denkmalschutzbehörde um eine Stellungnahme gebeten. Das Priorat als höchstes Entscheidungsgremium habe sich in einer Sitzung im Juli mit dem Gutachten beschäftigt, so der Bürgermeister. Das Ergebnis: „Das Prämonstratenser-Kloster Roggenburg unterstützt und begrüßt das Vorhaben.“
Ein weiteres Argument, das Mathias Stölzle ebenfalls ansprach: „Es handelt sich dabei um eine befristete Technologie.“ Die Windkraftanlagen würden zwischen 20 und maximal 30 Jahren betrieben und dann zurückgebaut. Das Baudenkmal selbst werde auf Dauer erhalten bleiben. Die Sichtbeziehung zur Abteikirche sei also von vorneherein auf diesen Zeitraum befristet.
„Es handelt sich um einen Baustein, damit das Denkmalamt eine Abwägung machen kann, ob Windkraft möglich ist oder nicht“, resümierte der Bürgermeister die Stellungnahme der Gemeinde.
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