Ob es der Kaffee ist, der in der Verwaltung ausgeschenkt wird oder die Schokolade im Schreibtisch des Bürgermeisters: All das gehört dazu, wenn man zu den Fairtrade-Towns gehört. So wie die Gemeinde Roggenburg. Nun wurde sie für weitere zwei Jahre rezertifiziert. Denn: Es handelt sich um eine Auszeichnung auf Zeit, um die sich die Kommunen stets aufs Neue bewerben müssen. „Es ist nicht das Siegel, das in die Breite ausstrahlt, es ist der Nachhaltigkeitsgedanke“, brachte es die Umweltreferentin des Bildungszentrums, Dörthe Fischer, bei einem kleinen Festakt auf den Punkt.
Doch was bedeutet Fairtrade eigentlich? Einfach erklärt, geht es darum, dass Menschen in oft ärmeren Ländern einen fairen Anteil vom Verkaufserlös ihrer Waren erhalten und unter guten Bedingungen arbeiten können. Um als Fairtrade-Town zertifiziert zu werden, müssen fünf Kriterien erfüllt sein, wie Martina Gröger von der Verwaltung auf Nachfrage erläutert. Dazu gehören, um mal zwei zu nennen, unter anderem ein Ratsbeschluss sowie die Bildung einer sogenannten Steuerungsgruppe aus den drei Bereichen: Politik/Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft.
Viele fair gehandelte Produkte sind bekannt - auch in Roggenburg
„Es ist ein steiniger Weg, wenn man Veränderungen im Alltag etablieren will“, meinte Roggenburgs Bürgermeister Mathias Stölzle. Viele fair gehandelte Produkte haben es in die Alltagsgesellschaft geschafft. Aktionen wie der Verkauf fair gehandelter Rosen, das jährliche Fastenessen aber auch eine Vortragsreihe zum Thema unterstützten dies in Roggenburg. Die Steuerungsgruppe lobte er als „vorbildliches Gremium“.
Ausgehend von der „Agenda 2030“ der Vereinten Nationen mit 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung befand Dörthe Fischer: „Fairer Handel und Nachhaltigkeit sind nicht voneinander zu trennen.“ Dies könne Lösungen bieten für aktuelle Probleme. „Es kommt auf die Vorgaben der Politik an, aber auch auf das tägliche Leben und unser Konsumverhalten.“ Die Zertifizierung bezeichnete die Referentin für Umweltbildung als „guten Denkanstoß“. Aus dem Austausch darüber könnten sich neue Ideen entwickeln. Ihr Wunsch: „Vielleicht kommt der eine oder andere auf den Gedanken, sein Konsumverhalten kritischer und nachhaltiger zu verändern.“
Der Klimaschutzmanager des Landkreises Neu-Ulm, Matthias Rausch, hob die Wichtigkeit hervor, neue und bestehende Formate weiterzuentwickeln, aber auch die Dialogfähigkeit mit den Bürgern der Gemeinde, für die er sich bei der Steuerungsgruppe bedankte. „Sie schenken mir persönlich Hoffnung“, sagte er. „Sie möchten die Zukunft aktiv gestalten.“ Hoffnung sei das, was die Zukunft gestalte. „Verlieren Sie sie nie“, appellierte er.