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Roggenburg: Der Buchsbaumzünsler frisst sich durch den Klostergarten in Roggenburg

Roggenburg

Der Buchsbaumzünsler frisst sich durch den Klostergarten in Roggenburg

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    Lange sah es so aus, als würde der Buchsbaumzünsler den Klostergarten in Roggenburg verschonen. Doch auch dort ist der Schädling nun aktiv.
    Lange sah es so aus, als würde der Buchsbaumzünsler den Klostergarten in Roggenburg verschonen. Doch auch dort ist der Schädling nun aktiv. Foto: Dagmar Hub

    Am Tag des offenen Denkmals konnten sich Besucherinnen und Besucher am 10. September die nach barocken Vorlagen angelegten Gärten des Klosters Roggenburg anschauen. Ob die im nächsten Jahr noch so aussehen werden, wie sie einst angelegt wurden, ist ungewiss - der Buchsbaumzünsler tut sein unerbittliches Fraß-Werk auch in den Gärten von Schlössern und Klöstern. 

    Pater Stefan Kling, Prior von Roggenburg, berichtet, dass es lange so aussah, als bliebe der Ort vom Buchsbaumzünsler verschont. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts wurde der Schädling nach Mitteleuropa eingeschleppt. Doch nun gibt es offenbar auch in Roggenburg keine Buchsbaumpflanze mehr, die nicht von der invasiven Spezies befallen ist. Was nun mit den Buchsbäumen der Klostergärten geschieht, ist noch unklar - die Schäden jedenfalls sind beträchtlich. 

    Auch im Klostergarten in Oberelchingen macht das kleine Tier Probleme

    Grau sind die Pflanzen geworden. „Gottlob haben wir keine der zu den schönen barocken Schnörkeln geschnittenen Buchsbäume“, sagt der Prior. Aber dennoch: Kugeln, „Mäuerchen“ aus Buchs und zylindrische Formen finden sich im Garten. Pater Stefan zufolge haben die Gärtner, die sich um die Gartenanlagen des Klosters kümmern, alles versucht, was ohne chemische Keule möglich ist. 

    So sieht der kleine weiße Schmetterling aus, dessen Raupen die Buchsbäume befallen.
    So sieht der kleine weiße Schmetterling aus, dessen Raupen die Buchsbäume befallen. Foto: Dagmar Hub

    Was man da generell tun kann, verriet die Biologin Sybille Braun beim Tag des offenen Denkmals im Klostergarten Oberelchingen, dessen Buchs ebenfalls von den Raupen des kleinen weißen Schmetterlings befallen ist: Der Buchsbaumzünsler schätze es gar nicht, wenn man Lavendelöl mit Wasser mischt und auf den Buchs sprüht, sagte Braun. Denn er sehe dann: „Buchs, lecker!“ und rieche Lavendel, was die Schädlinge sehr irritiere. Weiße Tücher sollen nützlich sein. Auch helfe es, den Garten so zu gestalten, dass sich dort möglichst viele Vögel, insbesondere Meisen, aufhalten - denn die haben bereits die neue Gewohnheit entwickelt, Raupen dieses Schmetterlings an ihre Jungen zu verfüttern, auch wenn kleinen Tiere beim Kahlfraß an den Pflanzen Gifte des Buchsbaumes in sich aufnehmen. Brauns Rezept, die Pflanzen mit dem Hochdruckreiniger abzusprühen und die Raupen dann abzusammeln, wurde in Roggenburg ebenfalls bereits ausprobiert. 

    Der Buchs gilt als Pflanze, die Böses abhält

    Ob eine Neupflanzung - nicht mit Buchsbaum, sondern mit Alternativen - im Roggenburger Klostergarten nötig wird, ist noch nicht klar. Schade wäre es, denn Buchs ist nach alter Tradition die Pflanze, die Böses von den anderen angepflanzten Gewächsen und den Teufel von Gebäuden abhalten soll, bei denen sie gedeiht. Deshalb werden Buchsbaumzweige auch gern zum Beispiel in Palm- und Kräuterbuschen in der Kirche verwendet. Das ist aktuell nicht unproblematisch, weil mit den Buschen die Schädlinge weitergetragen werden. 

    Im Christentum gilt Buchs als Symbol Mariens, weil die Pflanze auch im Winter grün ist. Auch deshalb finden sich in Klostergärten viele Exemplare. Schon bei den Römern und Ägyptern galt Buchs als magische Pflanze, und in der mittelalterlichen Gesellschaft bot sie besonderen Schutz, weil alle an die gleichen Regeln glaubten: Ein Bad in einem Absud aus Buchs sollte böse Wünsche oder Flüche eines anderen Menschen von der eigenen Person abhalten und an den Aussendenden zurückschicken. 

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