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Rennertshofen/Buch: Stiftung bietet historischen Pfarrhof in Rennertshofen zum Verkauf an

Rennertshofen/Buch

Stiftung bietet historischen Pfarrhof in Rennertshofen zum Verkauf an

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    Das Rennertshofer Pfarrhaus wird seit Jahren nicht mehr genutzt. Die katholische Kirchenstiftung St. Stephan bietet das 
spätbarocke Bauwerk samt Nebengebäuden jetzt zum Kauf an.
    Das Rennertshofer Pfarrhaus wird seit Jahren nicht mehr genutzt. Die katholische Kirchenstiftung St. Stephan bietet das spätbarocke Bauwerk samt Nebengebäuden jetzt zum Kauf an. Foto: Claudia Bader

    Mit dem hierzulande selten zu sehenden Mansarddach samt Zwerchgiebel bildet das ehemalige Pfarrhaus einen markanten Blickfang im Bucher Ortsteil Rennertshofen. Im Innern machen zwei große Altarbilder und kirchliche Gemälde auf die geschichtsträchtige Bedeutung dieses Baudenkmals aufmerksam. Seit Herbst 2019 steht das Anwesen leer. Nach Rücksprache mit der Diözese Augsburg bietet die katholische Kirchenstiftung St. Stephan das dreigeschossige spätbarocke Gebäude mit einer Wohnfläche von 420 Quadratmetern samt Nebengebäuden und Garten mit einem Umgriff von insgesamt 3500 Quadratmetern zum Verkauf an.

    Errichtet wurde das ehemalige Pfarrhaus in Hanglage um das Jahr 1781 nach Plänen von Architekt Joseph Dossenberger. Damals waren die Patronats- und Pfarrrechte über das Dorf Rennertshofen noch nicht lange im Besitz des nur vier Kilometer nördlich gelegenen Klosters Roggenburg, wie die Chronik verrät. Ursprünglich lagen diese Rechte bei den Herren von Nordholz, die auf dem Erbwege Herren von Erolzheim geworden waren. Im Jahr 1771 konnte der als tüchtiger Bauherr bekannte und vor allem des Wallfahrtheiligtums in Schießen. Auch der prächtige Pfarrhof von Breitenthal wurde auf sein Betreiben errichtet.

    Das Kloster Roggenburg zeigte mit dem Gebäude in Rennertshofen deutlich Präsenz

    Laut Überlieferungen war der Rennertshofer Pfarrhof aber nicht nur die Wohnstätte des jeweiligen Pfarrvikars, sondern auch ein repräsentatives Verwaltungsgebäude der "Vogtei am Berg", mit der die Präsenz des Klosters Roggenburg klar ersichtlich war. Auch auf einem im Innern des Pfarrhofs angebrachten Porträt ist Abt Lienhardt als tüchtiger Bauherr dargestellt. Auf dem Tisch vor ihm liegt eine Ansicht des Gebäudes. Dieses ist allerdings auf der Südseite durch einen großen Querflügel erweitert sowie auf der Nordseite mit einem repräsentativen Barockgarten vervollständigt. In der 1823 entstandenen Uraufnahme ist der Pfarrhof von Rennertshofen mit dem noch heute östlich vor dem Pfarrhof stehenden Wirtschaftsgebäude zu sehen. Ergänzt wird die Anlage von einem großen Stadel an der Südseite des Grundstücks. Zusammen mit den noch heute bestehenden Wirtschaftsgebäuden bildet es einen L-förmigen Baukomplex.

    Eine an der Südfassade des Rennertshofer Pfarrhofs auf einer Kalksteinplatte angebrachte Bauinschrift beschreibt Abt Georg Lienhardt als 
tüchtigen Bauherrn und Erneuerer des Klosters Roggenburg.
    Eine an der Südfassade des Rennertshofer Pfarrhofs auf einer Kalksteinplatte angebrachte Bauinschrift beschreibt Abt Georg Lienhardt als tüchtigen Bauherrn und Erneuerer des Klosters Roggenburg. Foto: Claudia Bader

    In seinem Artikel "Heimatgeschichtliche Beiträge für Rennertshofen" äußert der Memminger Oberlehrer Karl Grünbauer die Vermutung, dass das dortige Pfarrhaus auch die Sommerresidenz der Roggenburger Äbte gewesen sei. Ob der als rastloser Erbauer geltende Abt Lienhardt allerdings einen Sommer in Rennertshofen verbracht hat, ist nicht nachgewiesen. Nicht bekannt ist auch, ob der Abt jemals freiwillig das Kloster Roggenburg und dessen Bibliothek verlassen hat. Lienhardt war nämlich nicht nur ein Bauabt, sondern hat auch ein umfangreiches literarisches Werk hinterlassen. Unter seiner Regie wurde der Rennertshofer Pfarrhof aber nicht mehr ausgestattet. Dies belegen die beiden bereits der Stilepoche des Klassizismus angehörenden einfachen Stuckdecken im ersten Stock des Pfarrhofs. Lienhardt starb im Dezember 1783 bereits zwei Jahre nach Abschluss der Bauarbeiten in Rennertshofen an einem Schlaganfall. Mit der Säkularisation im Jahr 1802 wurden die Klöster ihrer Besitztümer enteignet und das stattliche Gebäude später als Pfarrhof des Dorfes Rennertshofen genützt.

    Im derzeitigen Zustand kann der Pfarrhof nicht vermietet werden

    Seit Pfarrer Edmund Heckel im Herbst 2019 seinen Ruhestand angetreten hat, werde der Pfarrhof, der sich im Besitz der Kirchen- und Pfarrpfründestiftung St. Martin befindet, nicht mehr als Wohnung genützt, informiert die Rennertshofer Kirchenpflegerin Karin Schrapp auf Nachfrage unserer Redaktion. Da das Gebäude bisher nur über einzelne Holzöfen beheizt wurde und auch viele weitere Renovierungsarbeiten anstehen, könne es im derzeitigen Zustand nicht vermietet werden.

    Laut Auskunft des stellvertretenden Leiters der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit und Medien, Nicolas Schnall, ist dem Bistum Augsburg sehr an kirchlichen Gebäuden wie Pfarrhöfen, die aufgrund des demografischen Wandels und der Entwicklung der Pfarreien zu großen Seelsorgeeinheiten weniger genutzt werden, gelegen. Die vielfach auch als Baudenkmäler ausgewiesenen Gebäude und Liegenschaften sollen Schnall zufolge perspektivisch weiterentwickelt und einer künftigen Nutzung im kirchlichen Sinne zugeführt werden. Sofern in Einzelfällen eine Instandsetzung nicht zu rechtfertigen ist, würden die Bauwerke nach öffentlicher Bekanntgabe auch an Dritte veräußert oder im Erbbaurecht abgegeben. Laut der Verkaufsanzeige, die in unserer Zeitung veröffentlicht wurde, beträgt die Kaufpreisvorstellung für das Anwesen in Rennertshofen 730.000 Euro. Interessentinnen und Interessenten haben demnach die Gelegenheit, bis 30. September ein Angebot beim katholischen Pfarramt St. Stephan abzugeben.

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