Für Vierbeiner gibt die Hundetrainerin aus Osterberg alles
Franziska Stütz hat sich in Osterberg mit einer Hundeschule selbstständig gemacht. Auch in der Ukraine setzte sie sich schon für die Rechte von Tieren ein.
Wenn Hündin Tessa heute ohne Angst hinaus in den Garten rennt, wenn sie Gäste zwar lautstark bellend begrüßt, sich aber bald darauf von ihnen streicheln lässt, so war das vor einem Jahr noch undenkbar. Denn Tessa stammt aus der Ukraine und war vom Krieg stark traumatisiert. Bei einer Hilfsaktion für Tiere aus dem Kriegsgebiet traf Franziska Stütz auf den komplett verängstigten Hund. Seit einem Jahr nun hat er bei ihr in Osterberg ein Zuhause und ein neues Leben bekommen. Die 29-Jährige ist Hundetrainerin und hat sich Anfang des Jahres mit einer Hundeschule selbstständig gemacht.
„Hundetraining mit Herz“ – so wirbt Franziska Stütz auf ihrem Flyer für ihre Hundeschule. Dass sie ein Herz für Hunde hat, wird im Laufe des Gesprächs immer deutlicher. Stütz ist in Niederrieden aufgewachsen, wo zur Familie auch ein Hund gehörte. „Für mich war immer klar, dass ich später einen eigenen Hund haben und wenn möglich auch mit Tieren arbeiten möchte“, erzählt sie. Doch sie studierte zunächst Gesundheits- und Tourismus-Management und arbeitete anschließend in dem Bereich.
So entstand die Hundeschule von Franziska Stütz in Osterberg
Ende 2019 dann erfüllte sie sich ihren Traum vom ersten eigenen Vierbeiner. Der damals eineinhalb Jahre alte Teddy, ein Mischlingshund aus Bulgarien, zog bei ihr ein. „Die beste Entscheidung meines Lebens. Einen besseren Hund hätte ich mir nicht wünschen können“, schwärmt sie. Durch Teddy habe sie „unendlich viel gelernt“ und sich auch immer mehr mit dem Thema Hundetraining beschäftigt. Schockiert habe sie dabei aber festgestellt, dass viele Menschen meinen, man müsse den Hund „dominieren“ und „ihn gewaltsam zu einem Verhalten bringen“.
Der Entschluss, Hundetrainerin zu werden, reifte. 2020 begann Franziska Stütz eine zweijährige Ausbildung, der sich ein Praktikum und verschiedene Weiterbildungen anschlossen. Im Januar dieses Jahres eröffnete sie ihre eigene Hundeschule. Ein durchaus mutiger, aber absolut richtiger Entschluss, wie sie heute sagt. Vom Einzeltraining, Gruppenangebote, bis zu Erste Hilfe bei Hunden oder Tierschutzunterricht mit Kindern, etwa in Kindertagesstätten – das Angebot der Hundetrainerin ist vielseitig. Für das Training selbst ist sie mobil. Auch der Platz einer befreundeten Hundeschule in Nordholz steht dafür zur Verfügung.
Hundetrainerin aus Osterberg setzt auf gewaltfreien Umgang mit den Tieren
Ihre Grundsätze und Arbeitsweise formuliert sie so: „Ein gewaltfreier und fairer Umgang mit dem Hund steht für mich an erster Stelle. Anstatt ein Verhalten einfach zu unterbinden, suchen wir gemeinsam nach der Ursache und arbeiten daran.“ Schmerz- und Schreckreize kämen daher bei ihr nicht zum Einsatz. Ebenso wenig wie Rangordnungs- und Dominanztheorien.
Spezialisiert ist sie unter anderem auch auf das Training mit Tierschutzhunden und ängstlichen Hunden. Tessa war so ein Hund. „Woher sie ursprünglich kommt, ist unbekannt“, sagt dazu Stütz, die neben Hundetrainerin auch Geschäftsführerin von Animals United, einer bundesweiten Tierrechtsorganisation mit Sitz in München ist. Die Organisation beteiligte sich im März und April 2022 an Hilfsaktionen für Tiere aus der Ukraine. So fuhr sie zweimal mit an die ukrainische Grenze.
Im Auffanglager an der ukrainischen Grenze lernt sie Tessa kennen
Bevor Hündin Tessa von Tierschützern an die Grenze in ein Auffanglager gebracht wurde, lebte sie in einem Tierheim nahe Kiew. Wie Stütz berichtet, stand der Ort unter Beschuss. Für alle ein Martyrium. So auch für Tessa, die in ihrem Freigehege dem Lärm der Bomben und Sirenen ungeschützt ausgesetzt war. „Von den 450 Tieren im Tierheim überlebten nur 150“, berichtet die Osterbergerin. Denn auch die Versorgung der Tiere war eingestellt worden.
Im Auffanglager lernte Franziska Stütz dann Tessa kennen. Vom ersten Moment an habe sie da eine Verbundenheit gespürt, erinnert sie sich. Dabei war die Hündin das wohl ängstlichste aller Tiere dort. „Sie hat die Ecke ihrer Box nicht verlassen und hatte so panische Angst, nach draußen zu gehen, dass sie jedes Mal geschrien hat“, erinnert sie sich.
Nach der vorgeschriebenen Quarantäne konnte sie Tessa im Mai 2022 zu sich nach Osterberg holen. Dort bekam das Tier ein sicheres Zuhause, Fürsorge und – wie Stütz es beschreibt - sanftes und auf sie angepasstes Training. Langsam, Schritt für Schritt sei sie dann mutiger geworden. Heute scheint Tessa den traumatischen Teil ihres Lebens verarbeitet zu haben. „Ja, sie ist eine kleine Kämpferin“, freut sich Stütz. Dabei streichelt sie ihre beiden Vierbeiner, die während des Gesprächs immer wieder ihre Nähe suchen und die längst auch Freunde geworden sind.
Unter www.hundetraining-mit-franzi.de gibt es weitere Informationen.
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