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Obenhausen: Es fährt (k)ein Zug nach Nirgendwo

Obenhausen

Es fährt (k)ein Zug nach Nirgendwo

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    Geisterhaft geht es in der Rothtalhalle bei der Theateraufführung des TSV Obenhausen zu. Unser Bild zeigt Melanie Schwarz und Johannes Neuhäusler.
    Geisterhaft geht es in der Rothtalhalle bei der Theateraufführung des TSV Obenhausen zu. Unser Bild zeigt Melanie Schwarz und Johannes Neuhäusler. Foto: Ralph Manhalter

    Wem ist nicht schon einmal der Stoßseufzer gedanklich oder verbal entfahren, man möge doch die Zeit zurückdrehen können. Das ist realisierbar – vorausgesetzt allerdings, man wohnt a) in Niederhinterbergkirchtalhausen und b) trifft zufällig am dortigen Bahnhof auf eine seltsame, ja sprichwörtlich aus der Zeit gefallene Person. Obwohl schon lange keine Züge mehr auf den Gleisen fahren, ist dieser Bahnhof der Treffpunkt für alle, die ihr gewisses Packerl mit sich herumtragen: Unerfüllte Liebe trifft auf die Reingschmeckte, überfordertes Gemeindeoberhaupt auf ein Landstreicherpärchen, welches sich aus den Mülltonnen ernährt. Doch bevor das Stück „Gleisgeisterei“ von Ralph Wallner in der ausverkauften Rothtalhalle zum Sozialdrama mutieren kann, entpuppt es sich sukzessive als eine Zeitreise zurück in die Vergangenheit.

    Der Gleisgeist dreht die Zeit zurück

    Auslöser ist der ominöse Fremde Giacomo da Capo (Fabian Egle), gewählter Beruf: Gleisgeist mit der besonderen Fähigkeit, die Uhren zurückstellen zu können. Die magische Zahl hierzu heißt drei: Vor drei Jahren nämlich fuhren und hielten am Bahnhof noch die Züge, ebenfalls vor dieser Zeitspanne gewann Brunhilde Bremsbichler (Anita Lechner) mit einem Los ein Vermögen, welches ihr eine gewisse Überheblichkeit bescherte und vor drei Jahren musste der wortkarge Kiosk-Hans (Karl-Heinz Aumann) unter seelischen Schmerzen mit ansehen, wie der Bürgermeister (Jürgen Walburger) der vom Kioskbesitzer heißbegehrten Mona (Sonja Küffel-Weber) einen Heiratsantrag machte.

    Schon bald gibt der Gleisgeist eine Probe seines Könnens, der Zuschauer fühlt sich an den Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“ erinnert. Doch während dort der Wandel von Zyniker zum Romantiker gelingt, scheint bei der „Gleisgeisterei“ gerade der Kiosk-Hans von jeder Fertigkeit, über sich hinauszuwachsen, befreit zu sein. Neben der senilen, herzensguten Radiesla-Resi (Angelika Sauter) sind es noch die robuste Ursl Summwieser (Melanie Schwarz) sowie vor allem die beiden Landstreicher Schranken-Susi (Joanna Stefan) und Weichen-Wastl (wie immer fulminant in der Gestik: Johannes Neuhäusler), die das Bahnhofsareal immer wieder aufsuchen. Irgendwann findet tatsächlich wieder ein Zug den Weg durch den Ort. Die simulierten Gleise vor der Bühne werden umwoben von Sprühnebel.

    Bahnhofsflair in der Rothtalhalle

    Das Bühnenbild zeigt einen Dorfbahnhof, wie ihn sicher viele von uns noch kennen – Kartenschalter, Fahrplan, und WC eingeschlossen. Der Clou: Statt des obligatorischen Pausengongs war das Pfeifen eines Zuges zu hören; der Speise- und Getränkeverkauf in der Rothtalhalle wurde zur DB-Gaststätte umfunktioniert und sogar auf dem Flyer zur Aufführung posierten die Darsteller vor dem Hintergrund einer Eisenbahnlandschaft. Mit viel Fantasie und Herzblut ist es der Theatergruppe des TSV Obenhausen wieder einmal gelungen, den Nerv ihres Publikums zu treffen.

    Weitere Aufführungen am Freitag, 3. Januar, 19 Uhr, sowie am darauffolgenden Samstag um 18 Uhr in der Rothtalhalle Buch. Karten gibt es bei Manuela Schwenk, Illertisser Str. 7, Obenhausen, Telefon 0172 9017768 und an der Abendkasse.

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