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Obenhausen: Die Grafen von Moÿ de Sons und ihr Mausoleum in Obenhausen

Obenhausen

Die Grafen von Moÿ de Sons und ihr Mausoleum in Obenhausen

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    In der Familiengruft in Obenhausen ist am Wochenende Karl Graf von Moÿ de Sons beigesetzt worden.
    In der Familiengruft in Obenhausen ist am Wochenende Karl Graf von Moÿ de Sons beigesetzt worden. Foto: Ralph Manhalter

    Eine illustre Gesellschaft fand sich am vergangenen Samstag in Obenhausen ein, um sich von einem Mann zu verabschieden, dessen Geschlecht eineinhalb Jahrhunderte am Schicksal der Gemeinde regen Anteil nahm. Mit Karl von Moÿ de Sons verstarb der Ur-Urenkel jenes gleichnamigen Grafen, der das Gut Obenhausen am 25. August 1873 von König Ludwig II. von Bayern verliehen bekam.

    Das ursprünglich aus der Picardie stammende Adelsgeschlecht, welches während der Wirren der Französischen Revolution nach Bayern gelangte, stellte mit dem 1827 in München geborenen Karl eine durchaus interessante Persönlichkeit. Nach einem Studium im Jesuitenkolleg in Freiburg trat dieser 1847 in die Armee ein, kam 1855 als Ordonnanzoffizier an den bayerischen Hof, wo er König Maximilian II. oft auf dessen Reisen begleitete. 

    Der Graf zog sich auf sein Lehensgut Obenhausen zurück

    Maximilians Sohn und Nachfolger, Ludwig II. ernannte Karl von Moÿ de Sons zum Oberstzeremonienmeister und erhob ihn ein Jahr später in den Grafenstand. 1885 bis 1887 amtierte er als Gesandter am Quirinal in Rom, bevor sich auf sein Lehensgut Obenhausen ins Privatleben zurückzog. Sein Schloss ließ er 1889 bis 1891 um ein Stockwerk erhöhen. Karl von Moÿ de Sons starb am 5. November 1894 und wurde im wenige Jahre zuvor errichteten Familienmausoleum beigesetzt.

    Die Ehefrau desselben, Gräfin Maria Georgine, machte sich in Obenhausen um die 1896 errichtete "Kinderbewahranstalt" verdient, die durch Ordensfrauen der Dillinger Franziskanerinnen geleitet wurde. Aus dieser Ehe gingen drei Söhne hervor: Ernst (geb. 1861), Maximilian (geb. 1862), sowie Karl (geb. 1864). Gemäß Erbvertrag ging der Besitz des Lehens Obenhausen an den ältesten Sohn, der jedoch im Jahr 1902 dieses an seinen jüngeren Bruder Maximilian (Max) überschrieb. 

    Maximilian Graf von Moÿ de Sons verheiratete sich am 2. Oktober 1889 mit Gräfin Elisabeth von Waldburg-Zeil-Wurzach. In dieser Ehe wurden drei Söhne, sowie vier Töchter geboren, wovon Gräfin Irmgard als eine über die Grenzen hinaus bekannte Malerin die künstlerische Laufbahn einschlug. Bevor sich Graf Maximilian intensiv um seine Obenhausener Besitzungen kümmerte, befand er sich wie sein Vater in bayerischen Diensten. Neben dem Amt als Zeremonienmeister, Kämmerer und Hauptmann der Armee erhielt er 1914 noch die Stelle als Obersthofmarschall des letzten bayerischen Königs Ludwig II..

    Die Nachfolger nahmen rege am Dorfleben in Obenhausen teil

    Maximilian von Moÿ de Sons verstarb am 26. April 1933 im Schloss Obenhausen. In die letzten Lebensjahre fiel die Aufhebung des Lehens im Jahr 1928. Abgesehen von einigen Rechten und etwas Waldbesitz ging die Verwaltung nun vollständig an das Land Bayern über. Die Nachfolger, im Besonderen Graf Wilhelm (1895 – 1977) verbrachten dennoch die meiste Zeit in ihrem Schlossgut, waren in diversen örtlichen Vereinen aktiv und nahmen auch am Dorfleben rege teil.

    In der bayerischen Residenzstadt bestens vernetzt, erteilte Maximilian im Jahr 1895 dem renommierten Architekten Gabriel von Seidl den Auftrag zur Errichtung einer Familiengrabstätte auf dem Friedhof Obenhausen. Der Plan, der ein Bauwerk in einer Mischung aus Heimatstil und Neoromanik vorsah, erfuhr seine Verwirklichung durch den Weißenhorner Baumeister Luitpold Gaiser. Im gleichen Zug erweiterte die Gemeinde Obenhausen den Friedhof im zur Frage kommenden Bereich. 

    Eine Mariendarstellung als Mosaik schmückt das Mausoleum

    Der überaus reizvolle Bau liegt gegenüber dem Südeingang der Pfarrkirche mit Schaufassade zu dieser. Der erhöhte, durch einen Rundbogen eingefasste Mittelteil birgt eine Kapelle mit einer innen halbrunden, außen polygonalen Apsis. In dieser befindet sich ein Altar mit einem neugotischen Kruzifix. Die beiden rechts und links angrenzenden Seitenloggien sind ebenso wie der Eingangsbereich durch ein Gitter abgegrenzt. Am auffälligsten jedoch ist sicherlich die aus Mettlacher Keramik in Mosaikform zusammengesetzte Mariendarstellung in ihren Gelb-, Blau- und Rottönen. 

    Im runden Turm befindet sich neben der Glocke auch der Abgang zur eigentlichen Gruft. Die Wendeltreppe ist relativ eng, sodass die Särge selbstverständlich nicht auf diesem Weg in das Untergeschoss gebracht werden konnten. Stattdessen weist der Vorraum der Kapelle eine Aussparung aus, welche früher mit einem schweren Sandstein abgedeckt werden konnte. Dieser liegt nun, bedingt durch einen massiven Bruch seiner Funktion beraubt, in der rechten Seitenloggia. Stattdessen versperrt jetzt ein einfacher Metallrost den Ablass zur Grabstätte. Seit Samstag ruhen nun auch die sterblichen Überreste des Grafen Karl im Kreis seiner Vorfahren. Er starb im Alter von 81 Jahren in seiner Wahlheimat Wiesbaden. 

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