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Obenhausen: Der Schlossherr von Obenhausen lieh dem König einst viel Geld

Obenhausen

Der Schlossherr von Obenhausen lieh dem König einst viel Geld

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    Das Schloss Obenhausen mit Park gehörte einst Hans Baumgartner.
    Das Schloss Obenhausen mit Park gehörte einst Hans Baumgartner. Foto: Ralph Manhalter

    Man benötige Geld, viel Geld. Macht, wenig Skrupel, einflussreiche Freunde oder Gönner und eine Vorliebe für ein luxuriöses Leben. Fertig wäre der vorbildliche Renaissancefürst des 15. und 16. Jahrhunderts. Eine entsprechende Hofhaltung, wie sie aus Italien bekannt ist, fand in Obenhausen sicherlich nicht statt, dennoch konnte der kleine Herrschaftssitz im Rothtal unter dem Augsburger Kaufmannsgeschlecht der Baumgartner den Duft der damals modernen Welt atmen. 

    Für 8100 Gulden bot König Ferdinand I. den Ort Hans Baumgartner als Pfand an, wobei der Wildbann (das Jagdrecht) hier noch gar nicht enthalten war. In dieser Handelsfamilie war man indessen mit derartigen Beträgen durchaus vertraut. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts führten die Baumgartner zusammen mit den Fuggern und Welsern den Augsburger Handel, deren Mitglieder zumeist verwandtschaftliche Beziehungen zueinander pflegten. Regina Fugger war die erste Frau des neuen Obenhausener Besitzers, der 1538 selbst in das Augsburger Patriziat aufgenommen wurde. Ebenso wie die Fugger investierten die Baumgartner in den Tiroler Bergbau, waren also in regem Kontakt mit den Habsburger Kaisern. Nicht zuletzt aus diesem Grund fiel die Wahl bei der Vergabe Obenhausens auf diese Familie. 

    Die Baumgartner standen hoch im Ansehen des Königs

    Und die Entscheidung war nicht schlecht: Wenige Jahre später, 1539, benötigte König Ferdinand ein Darlehen über 2000 Gulden, welches die Baumgartner ihm gewährten. Allerdings mussten diese hierfür selbst Kapital aufnehmen und mit acht Prozent verzinsen, welche jedoch vom König rückerstattet werden sollten. Nach dem Ableben des Obenhausener Vorbesitzers, Konrad von Rot, musste gemäß Vertrag die Herrschaft von dessen Nachfolgern geräumt werden. Hans Baumgartner entschuldete sich bei Heinrich von Rot, Konrads Sohn, mit 250 Gulden für getätigte Arbeiten, die nun den neuen Ortsherren zugutekamen. Wie sehr die Baumgartner im Ansehen des Habsburger Königs standen, belegt die Tatsache, dass König Ferdinand einem Sohn des jetzigen Inhabers ein lebenslanges Besitzrecht über das Gut einräumte, dessen Nachkomme wiederum sollte weitere drei Jahre hierüber verfügen dürfen.

    
Eine Reproduktion des Kupferstichs von Hans Baumgartner (Künstler Hans Burgkmair).
    Eine Reproduktion des Kupferstichs von Hans Baumgartner (Künstler Hans Burgkmair). Foto: Ralph Manhalter

    Durch die Einsetzung in die Herrschaft, zuerst der Rot, gefolgt von den Baumgartner, konnten die Habsburger ihre Interessen im schwäbischen Raum wahren, zumal gerade auch die Reichsstadt Ulm äußerst bestrebt war, auch im Südosten ihr Territorium zu erweitern. Eigentlich sollten die Baumgartner durch diese kaiserliche Begünstigung für Generationen abgesichert sein, aber es kam ganz anders. 

    Die nächste Generation gerät in finanzielle Schwierigkeiten

    Nach der Übergabe Obenhausens an Hans' Söhne, Georg und David Baumgarter, im Jahr 1549 erhielten diese zunächst den noch ausstehenden Wildbann verliehen. Aber schon wenige Jahre später setzte, bedingt durch wirtschaftliche Fehlplanungen vor allem im Bergwerksgeschäft als auch durch regelrechte Misswirtschaft und Verschwendung, ein rapider Vermögensverfall ein. Hans Baumgarter verstarb 1552 in Schwabmünchen; seine Söhne hatten indessen mit enormen politischen sowie finanziellen Problemen zu kämpfen. Zwischenzeitlich war die Schuldenlast der Familie auf 18.000 Gulden angewachsen. David Baumgartner geriet in Sachsen in Verstrickungen mit den sogenannten Grumbachischen Händeln, eines letzten Bruches des vereinbarten Landfriedens. Weil er den fränkischen Ritter Wilhelm von Grumbach, über den die Reichsacht lag, unterstützte, wurden beide zusammen im April 1567 in Gotha enthauptet. 

    Georg Baumgartner blieb nichts anderes übrig, als 1568 Obenhausen an seine Gläubiger abzutreten. Als Bürge seines nun erst recht nicht mehr zahlungsfähigen Bruders kam er in Augsburger Schuldhaft, nach deren Entlassung 1570 er bald darauf verstarb. Ob in Obenhausen auch rauschende Feste gefeiert wurden, ist leider nicht überliefert. Zumindest der Weiher des Schlosses dürfte aber in jener Zeit neu angelegt worden sein.

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