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Prozess zum Doppelmord in Altenstadt: "Es sieht nicht mehr aus wie Selbstmord"

Prozess in Memmingen

Weitere Aussagen im Mordprozess: "Es sieht nicht mehr aus wie Selbstmord"

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    Am dritten Verhandlungstag im Prozess um den mutmaßlichen Doppelmord in Altenstadt beantwortete der Mitangeklagte eine Reihe von Nachfragen.
    Am dritten Verhandlungstag im Prozess um den mutmaßlichen Doppelmord in Altenstadt beantwortete der Mitangeklagte eine Reihe von Nachfragen. Foto: Alexander Kaya (Archivbild)

    Mit einer umfangreichen Aussage hatte der Mitangeklagte am Mittwoch Dynamik in den Prozess um den mutmaßlichen Doppelmord in Altenstadt gebracht. Am Donnerstag ist es zunächst nur schleppend vorangegangen. Erst begann der dritte Verhandlungstag mit Verspätung, weil die Hauptangeklagte fehlte. Dann kam eine Sachverständige nicht, die auf 10 Uhr geladen war. Am Nachmittag beantwortete Joffrey S. schließlich eine Reihe von Nachfragen. Außerdem zitierte der Vorsitzende Richter einige ziemlich eindeutige Bemerkungen aus Chats zwischen den beiden Freunden. 

    Ausführlich hatte der Mitangeklagte am Mittwoch wie berichtet über seine Beziehung zu den Hauptangeklagten Patrick und Julia O. sowie über deren Beziehung zum getöteten Karl O. gesprochen. Für Rückfragen stehe er gerne zur Verfügung, hatte er angekündigt. Aber er wolle zuvor noch Rücksprache mit seiner Verteidigerin und seinem Verteidiger halten. Die 1. Strafkammer unter dem Vorsitz von Richter Bernhard Lang akzeptierte diese Bedingung und legte folglich am Donnerstag eine Liste mit Nachfragen vor. Diese füllte fast eineinhalb DIN-A4-Seiten. 

    Mordprozess Altenstadt: Eine lange Liste mit Nachfragen

    Eine dieser Nachfragen zielte auf die Drohungen des Vaters ab, von denen Patrick O. seinem Freund berichtet hatte. Die beiden kennen sich bereits seit 2013. O. habe ihm erzählt, dass sein Vater einmal auf Julia O. und die Tochter losgegangen sei, sagte S. Außerdem habe er mündliche Morddrohungen formuliert. Zu den Hintergründen des Streits zwischen Vater und Sohn sagte der Mitangeklagte, dass Karl O. eine Hausrenovierung teilweise habe bezahlen wollen, es aber dann doch nicht gemacht habe. Außerdem sei Patrick O. offensichtlich nicht damit einverstanden gewesen, dass eine Schenkung des Hauses vom Vater an den Sohn rückabgewickelt wird. Es sei ihm aber nicht bekannt gewesen, warum sich der Hass auf die Ehefrau von Karl O. ausgeweitet hat, fügte Joffrey S. hinzu. 

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    Im Fall des getöteten Ehepaars in Altenstadt-Untereichen sind am Dienstagmorgen ingesamt drei Personen festgenommen worden, zwei davon in einem Nachbarhaus.

    Dem 32-Jährigen zufolge haben die beiden Angeklagten mit ihm noch gemeinsam gegessen und Videospiele gespielt, bevor sie am Abend vor der Tatnacht von Albstadt nach Altenstadt fuhren. Er sei davon ausgegangen, dass die beiden wie angekündigt Karl O. eine Waffe unterjubeln wollten, damit die Polizei auf ihn aufmerksam wird. "Eine Tötungsabsicht habe ich nicht in Erwägung gezogen", sagte er auf Nachfrage. 

    Doch am nächsten Morgen bekam er Zweifel, welchen Plan seine Freunde wirklich verfolgt hatten. Soweit er sich erinnern kann, sagte Patrick O. Sätze wie: "Jetzt darfst du auf keinen Fall jemanden etwas erzählen" und "Ich habe Scheiße gebaut" sowie "Es sieht nicht mehr aus wie Selbstmord". Ihm sei von "blutigen Pullis" erzählt worden und von "Spuren am Türrahmen", die Patrick O. hinterlassen habe und unbedingt habe beseitigen wollen, führte der Mitangeklagte weiter aus. Anhand dieser Aussage habe er vermutet, dass O. seinen Vater umgebracht habe. Dass auch dessen Lebensgefährtin tot war, habe er erst erfahren, als er von der Polizei befragt wurde. 

    Beleidigungen und scharfe Worte in Chatnachrichten

    Patrick O. sei am Morgen des 22. April sehr aufgebracht gewesen und habe gezittert, berichtete S. Seine Frau habe einen ruhigen Eindruck gemacht: "Sie wirkte auf mich, als sei es ihr unangenehm, dass Patrick mir so viel erzählte." Er habe gewusst, dass das Paar mit der Tochter alibimäßig zu ihm nach Albstadt gekommen war. Ihm sei aber nicht bewusst gewesen, dass er später auch gegenüber der Polizei ein Alibi angeben sollte. 

    Joffrey S. bestätigte auch, dass Aussagen, die der Vorsitzende Richter zitierte, in Chats zwischen ihm und Patrick O. geäußert wurden. Beleidigungen und scharfe Worte machen deutlich, dass Patrick O. seinen Vater und dessen Lebensgefährtin offenbar hasste und den Drohungen etwas entgegensetzen wollte. Es geht daraus auch hervor, dass der wegen Beihilfe angeklagte Softwareentwickler der Bitte seines Freundes nachkam und die Wildkamera ausschaltete, die an dem Wohnhaus in Albstadt hing und Patrick und Julia O. hätte filmen können. 

    Eine Sachverständige vom Landeskriminalamt fehlt unentschuldigt

    Eigentlich hätte am Donnerstag auch eine Fasernsachverständige vom Landeskriminalamt (LKA) in München ans Landgericht kommen sollen. Doch die Frau blieb dem Prozesstermin unentschuldigt fern. Sie war nach Angaben ihrer Sekretärin auf einem Lehrgang, wie Lang berichtete. Beim Prozessauftakt war zu erfahren, dass die Expertin bewusst für den 1. Februar geladen worden war, weil sie eine Reise geplant hat. 

    Nach Absprache mit dem Staatsanwalt brummte der Vorsitzende Richter der Sachverständigen ein Ordnungsgeld in Höhe von 150 Euro oder ersatzweise drei Tage Ordnungshaft auf. Außerdem werden ihr die Mehrkosten auferlegt, die durch die Verzögerung im Prozess entstehen. Sie soll dann am 8. Februar ihre Erkenntnisse präsentieren. Der Prozess wird am 7. Februar fortgesetzt. 

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