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Illertissen: Todesfalle Bahnübergang

Illertissen

Todesfalle Bahnübergang

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    Vorsicht, Bahnübergang: Wer Signale igoniert, wird zur Kasse gebeten.
    Vorsicht, Bahnübergang: Wer Signale igoniert, wird zur Kasse gebeten. Foto: Karl-Josef Hildenbrand dpa

    Ende Dezember vergangenen Jahres wurden in Günzburg zwei 15-jährige Mädchen bei einem tragischen Bahnunfall getötet. Danach kochten die Diskussionen über mögliche Sicherheitsdefizite hoch. Im Bereich der Polizeiinspektion Illertissen kam es in den vergangenen Monaten zwar zu keinem vergleichbaren Fall – aber das tägliche Risiko an den Gleisen ist da. Die tödliche Gefahr wird nach Ansicht von Hauptkommissar Werner Bräuer von der Illertisser Polizei häufig unterschätzt. Unsere Zeitung war mit dem erfahrenen Beamten entlang der Bahnstrecke zwischen Vöhringen und Illertissen unterwegs.

    Missachtung des Rotlichtes

    „Die Missachtung des Rotlichtes ist an der Tagesordnung“, weiß Bräuer. Sehr häufig queren Menschen zu Fuß, auf dem Fahrrad oder mit dem Auto die Gleise noch im letzten Moment. Er selbst kann das auf seinem Weg zum Dienst nur zu oft aus eigener Anschauung feststellen. „Obwohl das Warnlicht am Übergang bereits Gelb blinkt“, sagt Bräuer, „laufen oder fahren Verkehrsteilnehmer über die Gleise.“

    Das kann gerade noch gut gehen – oder aber verheerende Folgen haben. Vielen ist offensichtlich das tödliche Risiko gar nicht bewusst, oder sie ignorieren die Gefahr schlechterdings. Die Intercity-Züge düsen auf der Illertalstrecke mit bis zu 140 Stundenkilometern – also wesentlich schneller als bei dem tödlichen Unfall in Günzburg. Bräuer kann ein Lied davon singen, wie leichtsinnig sich oft junge Menschen an der Bahnstrecke verhalten: „Die haben ihre Ohrhörer auf oder sind mit ihrem Smartphone beschäftigt.“ Ein heranrasender Zug könnte gar nicht mehr rechtzeitig wahrgenommen werden.

    Sicherheitseinrichtungen eigentlich ausreichend

    Eigentlich seien die Sicherheitseinrichtungen an den Bahnübergängen nach Ansicht des Polizeikommissars ausreichend: Immerhin sind die meisten stark frequentierten Übergänge mit Blinklichtern und mindestens Halbschranken versehen. Doch selbst diese Vorkehrungen helfen nichts, wenn sie missachtet werden. Das bestätigt auf Anfrage auch Rainer Schlemmer von der Bundespolizei in Nürnberg, die für die Sicherheit der Bahneinrichtung zuständig ist.

    Noch wesentlich problematischer sind Schleichwege über die Gleise: Bräuer demonstriert an zwei Beispielen, warum Menschen sich immer wieder in Lebensgefahr begeben: Am Bahnhof Bellenberg führt ein Trampelpfad südlich der Bahnsteige von der westlichen Seite der Gleise auf die östliche. Die Stelle werde vor allem von jüngeren Zugreisenden benutzt und zwar nur, um ein paar Meter Umweg zu sparen.

    Gefährliche Stellen

    Ein weiterer neuralgischer Punkt: Die Adalbert-Stifter-Straße in Vöhringen. Dort wurde zur sicheren Überquerung der Bahngleise eigens eine Fußgängerbrücke gebaut – sogar mit Aufzug für Behinderte. Und doch queren immer wieder Personen circa 100 Meter weiter nördlich die Schienen – weil sie so den kürzeren Weg zur östlich der Bahnlinie gelegenen Siedlung haben, weiß Bräuer. Eine andere Stelle befindet sich in der Straße Am Bahndamm unweit des dortigen städtischen Kindergartens.

    Schleichwege sind lebensgefährlich

    Aber alle diese Schleichwege sind lebensgefährlich und sie können für die Benutzer richtig teuer werden. Im günstigsten Fall wird ein Überqueren der Gleise mit 25 Euro geahndet, informiert Bundespolizeisprecher Schlemmer. Und dann geht’s drastisch nach oben: Nehmen Fußgänger und Radler Übergänge nach Aufleuchten des Gelblichtes oder bei geschlossenen Schranken, gilt das als Straftat: 350 Euro und vier Punkte sind fällig, beim Auto kostet es 700 Euro, vier Punkte und ein dreimonatiges Fahrverbot.

    Noch deutlich gravierender sind die Folgen, sollte ein Zugführer durchs Überqueren der Gleise zur Notbremsung gezwungen werden. Nach Erkenntnissen der Bundespolizei sind es oft gerade Anlieger, die aus Bequemlichkeit oder Leichtsinn Bahnstrecken entgegen jeder Vernunft queren.

    Kein Interesse an Sicherheit

    Erschreckend ist bei vielen Verkehrsteilnehmern, dass ihre Kenntnis in Bezug auf die Sicherheitsvorschriften offensichtlich völlig unzureichend sind: „Manche wissen nicht einmal, welche Bedeutung das Andreaskreuz hat“, weiß Illertissens Polizeisprecher Bräuer.

    Da grenzt es fast an ein Wunder, dass an den zahlreichen Bahnübergängen im südlichen Landkreis nicht viel mehr schlimme Unfälle passieren.

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