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Landkreis Neu-Ulm/Ulm: Kliniken unter neuer Leitung: Die Zukunft wird im Geheimen diskutiert

Landkreis Neu-Ulm/Ulm

Kliniken unter neuer Leitung: Die Zukunft wird im Geheimen diskutiert

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    Ziel des Gestaltungsprozesses für die Kreisspitalstftung ist es, Perspektiven für jeden Standort im Kreis Neu-Ulm sowie für jede Mitarbeiterin und jeden Mitarbeiter zu entwickeln.
    Ziel des Gestaltungsprozesses für die Kreisspitalstftung ist es, Perspektiven für jeden Standort im Kreis Neu-Ulm sowie für jede Mitarbeiterin und jeden Mitarbeiter zu entwickeln. Foto: Alexander Kaya (Archivbild)

    Hinter verschlossenen Türen haben Kreissrätinnen und Kreisräte in dieser Woche über die Zukunft der medizinischen Versorgung im Landkreis Neu-Ulm diskutiert. Im Kern ging es dabei um die Frage, wie man die Einrichtungen der Kreisspitalstiftung (KSS) Weißenhorn weiterführen und das hohe finanzielle Defizit senken kann. Bei dem angestoßenenen "Gestaltungsprozess", wie das Landratsamt Neu-Ulm ihn bezeichnet, spielt natürlich auch die gesamte Kliniklandschaft in der Region eine Rolle. Angesichts der von der Bundesregierung geplanten Krankenhausreform stellt sich auch im Kreis Neu-Ulm, dem Alb-Donau-Kreis und in Ulm die Frage: Wie können die vorhandenen Kliniken und medizinische Einrichtungen wie zum Beispiel die Geriatrische Reha in Illertissen fortbestehen? 

    Am frühen Freitagabend informierte das Landratsamt Neu-Ulm in einer Pressemitteilung über die ersten Ergebnisse im Gestaltungsprozess „KSS Zukunft“. Bei einer intensiven Strategieklausur mit den Mitgliedern des Ausschusses für Gesundheit und Krankenhauswesen des Landkreises Neu-Ulm (AGK) wurden demnach verschiedene Szenarien für die einzelnen Häuser der Kreisspitalstiftung erarbeitet und priorisiert. Für diese Szenarien soll nun durch eine neue Klinikleitung und einen sogenannten Trägerkreis eine weitere und genauere Prüfung unter anderem auf Umsetzbarkeit und mögliche Auswirkungen erfolgen. Das hat der Ausschuss am Freitag in einer nichtöffentlichen Sitzung beschlossen. Ebenso wurden weitere Prüfaufträge beschlossen, um eine fundierte Grundlage für anstehende Entscheidungen zu erhalten. Der Trägerkreis wurde eigens eingesetzt, um das Klinikteam in strategischen Fragen zu unterstützen. Ihm gehören die Landrätin Eva Treu, ihr Stellvertreter Erich Winkler (beide CSU), der Vorsitzende des Klinikbeirats, Vertreter der Landkreisverwaltung und zwei externe Berater an.

    Alle Beteiligten haben eine strikte Vertraulichkeit vereinbart

    „Ich danke allen für den konstruktiven Austausch. Jetzt heißt es, intensiv weiterzuarbeiten und bis zur nächsten Sitzung des AGK im Juni die Prüfaufträge umzusetzen“, wird Treu in der Mitteilung zitiert. Daraus soll dann ein Empfehlungsbeschluss an den Kreistag hervorgehen, der in seiner öffentlichen Juli-Sitzung darüber entscheiden wird. „Die Entscheidung soll definitiv vor der Sommerpause fallen“, sagt Treu, so dass es direkt nach dem Kreistagsbeschluss an die Umsetzung gehen kann. Sowohl zu Beginn, als auch im Verlauf und während der Umsetzungsphase legt die Landrätin nach eigenen Anhaben Wert darauf, über den aktuellen Stand zu informieren - nach dem Grundsatz: zuerst die Beteiligten, dann die Öffentlichkeit. „Zwar werde ich mich öffentlich im Moment nicht zur inhaltlichen Diskussion äußern und alle Beteiligten haben eine strikte Vertraulichkeit vereinbart, dennoch ist es mir wichtig, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie alle, die direkt oder indirekt beteiligt sind, erfahren, wie der Prozess verläuft“, teilt sie mit. 

    Aktuell findet der Prozess nach Angaben des Landratsamts nichtöffentlich statt, da sensible Daten wie zum Beispiel detaillierte Wirtschaftsinformationen der KSS betrachtet werden. Auch soll dadurch Spekulationen, die negative Auswirkungen haben können, vorgebeugt werden. Wie aus der Kreispolitik zu vernehmen ist, wird befürchtet, dass Beschäftigte den Kliniken im Kreis Neu-Ulm den Rücken kehren, wenn weitere Meldungen mit vermeintlich negativem Tenor kommen. Wie zum Beispiel das Nicht-Zustandekommen der geplante Kooperation zwischen der Donauklinik und dem Universitätsklinikum Ulm, über das unsere Redaktion berichtet hatte. Personal gelte als der Schlüssel, um Abteilungen aufrecht erhalten zu können, heißt es. Unter anderem deshalb hatten Bereichsleitungen der Donauklinik Neu-Ulm erstmals einen Maibaum aufgestellt. Um ein Zeichen für den Erhalt des Standorts zu setzen.

    Neue Leitung der Kreisspitalstiftung Weißenhorn besteht aus drei Personen

    Die Landrätin betont: „Mit diesem Prozess sollen die Einrichtungen unserer Kreisspitalstiftung zukunftsfähig gemacht werden." Dass es gerade mit Blick auf das finanzielle Defizit der Kreisspitalstiftung in den vergangenen Jahren kein „weiter so“ geben könne, darüber herrschte Einigkeit bei allen Beteiligten der Strategieklausur. Hinzu kommen die geänderten Rahmenbedingungen durch die geplante Krankenhausreform des Bundes, durch die zusätzliche negative Auswirkungen vor allem für kleinere Häuser wie es im Landkreis Neu-Ulm gibt, befürchtet werden. Ziel des Gestaltungsprozesses im Kreis Neu-Ulm sei es, Perspektiven für jeden Standort sowie jede Mitarbeiterin und jeden Mitarbeiter zu entwickeln. 

    Für die Sanierung haben die Mitglieder des Krankenhaus-Ausschusses eine neue Klinikleitung eingesetzt. Drei Personen wurden als Stiftungsdirektoren der Kreisspitalstiftung Weißenhorn bestellt: Dr. Bastian Fiederling (Verwaltungsdirektor), Dr. Michael Glück (Ärztlicher Direktor) und Jürgen Lehmann (Verbundpflegedirektor). Sie werden das operative Geschäft der KSS leiten und während des Gestaltungsprozesses eng mit dem Trägerkreis zusammenarbeiten.

    Kooperationen sollen Lücken füllen und Doppelstrukturen vermeiden

    Künftig sollen die Kliniken in der Region auch über Kreisgrenzen und die Landesgrenze zwischen Bayern und Baden-Württemberg hinweg kooperieren. Am Freitag infomierte das Landratsamt des Alb-Donau-Kreises über den Lenkungsausschuss „Regionale Gesundheitsversorgung Alb-Donau, Ulm und Neu-Ulm“, der sich nun eine Geschäftsordnung und damit ein klares Programm gegeben hat. Die Arbeit des Ausschusses soll demnach eine umfassende und koordinierte medizinische Versorgung sicherstellen, indem die einzelnen Einrichtungen ihre Aufgaben, Spezialisierungen und Leistungen künftig stärker aufeinander abstimmen. "So können die Bedürfnisse der Bevölkerung weiterhin erfüllt und Lücken im Behandlungsangebot genauso vermieden werden wie unnötige Doppelstrukturen", schreibt das Landratsamt. 

    Mitglieder im Lenkungsausschuss sind der Alb-Donau-Kreis als Träger des Alb-Donau Klinikums mit seinen drei Standorten in Ehingen, Blaubeuren und Langenau, der Landkreis Neu-Ulm mit seinen Kliniken in Neu-Ulm, Weißenhorn und der Geriatrischen Reha in Illertissen, das Universitätsklinikum Ulm sowie das Bundeswehrkrankenhaus Ulm. Sitz des Lenkungsausschusses wird das Bundeswehrkrankenhaus. Laut Pressemitteilung unterstützt es Heiner Scheffold, den Landrat des Alb-Donau-Kreises, als Sprecher des Ausschusses dabei, dessen Arbeit mit Unterstützung der anderen Einrichtungen zu koordinieren. (mit krom)

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