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Landkreis Neu-Ulm: Warum Landrat Freudenberger jetzt in den Landtag will

Landkreis Neu-Ulm

Warum Landrat Freudenberger jetzt in den Landtag will

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    Landrat Thorsten Freudenberger zieht es in die Landespolitik: Er möchte für die CSU ins Maximilianeum einziehen.
    Landrat Thorsten Freudenberger zieht es in die Landespolitik: Er möchte für die CSU ins Maximilianeum einziehen. Foto: Alexander Kaya (Archivbild)

    Landrat Thorsten Freudenberger (CSU) ist ein Freund klarer Verhältnisse. Für die hat er jetzt überraschend schnell gesorgt: Kaum hatte die Landtagsabgeordnete Beate Merk am Montagabend in der Konferenz der Kreis-CSU bekannt gegeben, dass sie nicht mehr für das Maximilianeum kandidieren werde, verkündete Freudenberger, er wolle sich im Stimmkreis Neu-Ulm um die Direktkandidatur für den Landtag bewerben. Damit steht er bisher allein auf weiter Flur, weitere Interessenten haben sich noch nicht gemeldet. Sie haben allerdings noch Zeit, sich zu bewerben. Will möglicherweise die

    Überraschung über Freudenbergers Kandidatur

    Freudenbergers Schritt kam offenbar für nicht wenige Christsoziale in der Kreiskonferenz überraschend. Das sagte der Landrat im Gespräch mit unserer Redaktion. Sie hätten ihm dann spontan ihre Unterstützung versichert. Auch wenn er selbst erst seit offenbar wenigen Tagen von Merks endgültiger Entscheidung wusste, so hat er wohl schon länger überlegt, wie es mit seiner politischen Karriere langfristig weitergehen könnte. Dann ergab sich diese Chance, noch einmal völlig neu anzufangen. Freudenberger formuliert es bildlich: "Wenn eine Tür aufgeht, stellt sich die Frage, geht man hindurch oder nicht. Ich werde hindurchgehen."

    Landrat zu sein sei eine schöne Aufgabe, aber nun habe er abwägen müssen, ob es dauerhaft so weitergehen solle. In einer am Dienstag verbreiteten Erklärung des CSU-Kreisvorstands wird Freudenberger mit den Worten zitiert: "Ich bin nach reiflicher Überlegung offen und bereit, auf Landesebene noch einmal Neues zu machen und dabei meine insgesamt 20-jährige Erfahrung in der Kommunalpolitik einzubringen. Daher strebe ich eine Kandidatur an." Er sprach gegenüber unserer Redaktion von einer "einmaligen Gelegenheit, noch einmal etwas Neues zu machen und auf einer anderen politischen Ebene tätig zu werden".

    Freudenberger würde im Landtag nicht bei null anfangen

    Als junger Mann hatte er versucht, für den Bundestag zu kandidieren, zog dabei allerdings gegen Georg Nüßlein den Kürzeren. Seine bundespolitischen Ambitionen habe er längst aufgegeben, sagt Freudenberger. Deshalb verzichtete er auf eine Kandidatur, als 2021 ein Nachfolger für Nüßlein gefunden werden musste. Die Landespolitik hat es ihm offenbar mehr angetan. Für den studierten Gymnasiallehrer nahm die Bildungspolitik schon immer einen hohen Stellenwert ein, "und die ist ja Ländersache". Einen weiteren Schwerpunkt sieht er für sich in der Gesundheitspolitik. Die hat ihn in seinen bisher achteinhalb Jahren als Landrat mehr als genug beschäftigt, denn die Finanzierung der defizitären Kreiskliniken hat sich als offenbar unlösbare Daueraufgabe herausgestellt. Freudenberger fühlt sich "jung und fit genug" für eine neue Herausforderung im Landtag. Dort würde er nach eigener Einschätzung nicht bei null anfangen, denn durch seine bisherige kommunalpolitische Arbeit sei er in München bestens vernetzt. Er sieht sich als Kümmerer und will dies auch in der Landeshauptstadt für die Menschen der Region sein.

    Allerdings ist er noch nicht nominiert. Mögliche andere Bewerber haben noch drei Wochen Zeit, um ihr Interesse anzumelden. Auf einer Versammlung im November will die CSU entscheiden, wen sie als Direktkandidaten und wen als Listenkandidaten ins Rennen um einem Platz im Landtag schicken will. In einem weiteren Verfahren sucht die Partei noch geeignete Kandidatinnen und Kandidaten für den Bezirkstag, denn Herbert Pressl, der dem Gremium bereits seit 1994 angehört, tritt (voraussichtlich) nicht mehr an. Er wolle sich einem Generationswechsel nicht im Wege stehen, ließ die Partei verlauten, er werde sich bei Bedarf aber nicht "seiner Verantwortung entziehen".

    Albsteiger will Freudenberger die Kandidatur nicht streitig machen

    Sollte Freudenberger als Landtagskandidat bestätigt und im Herbst nächsten Jahres das Direktmandat gewinnen, so müsste spätestens nach drei Monaten ein neuer Landrat gewählt werden. In dieser Zeit würde der stellvertretende Landrat Franz-Clemens Brechtel die Amtsgeschäfte führen und den fälligen Urnengang vorbereiten. Doch wer könnte für den Landratsposten kandidieren? Die Neu-Ulmer Oberbürgermeisterin und stellvertretende CSU-Kreisvorsitzende Katrin Albsteiger vielleicht? Auf Anfrage unserer Redaktion sagte sie: Noch sei Thorsten Freudenberger nicht als Landtagskandidat nominiert: "Es ist ein offener Prozess." Sie selbst wird Freudenberger die Kandidatur nicht streitig machen, sie habe kein Interesse daran. Und wenn Freudenberger in den Landtag einzieht und sein Posten somit frei wird? "Jetzt ist nicht die richtige Zeit, um über das Amt des Landrats zu sprechen", sagte Albsteiger dazu. "Es gibt noch keinen Posten zu verteilen." Die Nominierungsversammlung sei für Mitte bis Ende November vorgesehen. Einen genauen Termin gibt es noch nicht. (mit mru)

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