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Landkreis Neu-Ulm: Sollten Kirchen Impfungen anbieten? Die Meinungen gehen auseinander

Landkreis Neu-Ulm

Sollten Kirchen Impfungen anbieten? Die Meinungen gehen auseinander

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    An drei Terminen wird in der Gebetsstätte Marienfried geimpft. Der Rektor bekam deswegen Hasspost.
    An drei Terminen wird in der Gebetsstätte Marienfried geimpft. Der Rektor bekam deswegen Hasspost. Foto: Andreas Brücken

    Beim Thema Corona-Impfung prallen Ansichten aufeinander, die nicht gegensätzlicher sein könnten. Wie rau der Ton dabei werden kann, haben auch Kirchenvertreter erfahren müssen, in deren Räumen Impfaktionen durchgeführt wurden. Jüngstes Beispiel ist Pfarrer Georg Alois Oblinger von der Gebetsstätte Marienfried in Pfaffenhofen. Aber auch der evangelische Ulmer Dekan Ernst-Wilhelm Gohl hatte nach einer Impfaktion im Münster im Dezember einiges an anonymer und wenig freundlicher Post bekommen.

    Dekan Straub: Impfaktionen in Kirchen müssen nicht sein

    Impfaktionen in kirchlichen Gebäuden sieht auch der katholische Dekan und Vöhringer Stadtpfarrer Martin Straub eher kritisch. Auf Anfrage unserer Redaktion sagt er: "Ich kann nicht erkennen, dass für die staatliche Aufgabe der Impfung zu wenig Räumlichkeiten zur Verfügung stehen würden, so dass auf die Kirchen ausgewichen werden müsste." Generell wünscht er sich weniger Berichte zu

    Mit seinen Äußerungen zum Impfen in Kirchenräumen vertritt Straub die gegenteilige Meinung von zum Beispiel dem evangelischen Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. Der hatte sämtliche 1540 Kirchengemeinden der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern aufgerufen, die Impfzentren vor Ort zu unterstützen, sei es, indem sie Räume zur Verfügung stellen oder auch ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer. Das berichtet das Sonntagsblatt. Impfen bezeichnete Bedford-Strohm als einen Akt christlicher Nächstenliebe, die einen dazu verpflichte, die Schwächsten in der Gesellschaft nicht zu gefährden. Auch der Augsburger Bischof Bertram Meier äußerte sich mit deutlichen Worten pro Impfung. "Wem das Heil der Seele ein Anliegen ist, dem darf die Heilung des Leibes, das körperliche Wohlergehen seiner Mitmenschen nicht egal sein. Gerade wir Christen stehen hier in der Pflicht", wird er etwa auf dem Portal katholisch.de zitiert

    Pfarrer Andreas Specker aus Illertissen fordert Solidarität mit Marienfried

    Der Illertisser Pfarrer Andreas Specker solidarisiert sich mit dem Rektor der Gebetsstätte Marienfried, Pfarrer Oblinger. Specker bezeichnet es als mutige Entscheidung, die Räume in Marienfried für die Sonderimpfaktionen des Landkreises Neu-Ulm zur Verfügung zu stellen. Die Reaktionen auf die Terminankündigung zeigen, dass Specker damit nicht unrecht hat. Es gab massiven Gegenwind, manch Gläubiger rief dazu auf, die Gebetsstätte zu boykottieren und Spendenzahlungen einzustellen. Teilweise drifteten die Verfasser der oft anonymen Hassbotschaften tief in Verschwörungserzählungen ab, etwa wenn das Tragen von Schutzmasken mit satanistischen Riten gleichgesetzt wird.

    Specker sagt: "Ich finde es traurig und beschämend, dass gerade Menschen, die sich selbst für besonders fromm und gottesfürchtig halten, hier eine besondere Aggressivität an den Tag legen und eine verletzende und verurteilende Sprache wählen." Man könne sich durch seine Äußerungen auch selbst aus einer Glaubensgemeinschaft ausschließen, so Specker.

    Der Illertisser Pfarrer kritisiert in diesem Zusammenhang auch die regelmäßigen Protestaktionen und sogenannte Spaziergänge, die in Illertissen schon seit vielen Monaten stattfinden. "Es kann doch nicht sein, dass Menschen unter Berufung auf ihre Freiheit anderen die Sonntagsruhe zerstören, Kindern den Mittagschlaf rauben und den öffentlichen Raum mit ihrem Lärm und ihrem (angeblich so gewaltfreien) Protest für sich beanspruchen." Die Stadt

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