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Landkreis Neu-Ulm: Luftfilter für Schulen: Die Skepsis bleibt im Landkreis Neu-Ulm

Landkreis Neu-Ulm

Luftfilter für Schulen: Die Skepsis bleibt im Landkreis Neu-Ulm

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    Für Luftfilter in den Klassenzimmern sollen Städte und Gemeinden Zuschüsse bekommen. Doch bei den meisten Kommunen im Landkreis Neu-Ulm überwiegt die Skepsis.
    Für Luftfilter in den Klassenzimmern sollen Städte und Gemeinden Zuschüsse bekommen. Doch bei den meisten Kommunen im Landkreis Neu-Ulm überwiegt die Skepsis. Foto: Julian Stratenschulte/dpa (Symbolbild)

    Mit einer Förderung von 50 Prozent versucht die bayerische Staatsregierung Kommunen zum Kauf von Luftreinigungsgeräten zu bewegen. Doch annehmen will dieses verlockende Angebot bisher kaum ein Stadt- oder Gemeinderat in der Region. Die Skepsis überwiegt. Denn selbst wenn die Kommunen nur die Hälfte zahlen, billig wird das Ganze trotzdem nicht. Doch was sagen betroffenen Schulleiter zu diesem Zögern?

    Städte wie Vöhringen mit mehreren Schulen und Kindergärten kalkulieren mit Kosten von 390.000 Euro. Kommunen wie Illertissen und Vöhringen wollen erst weitere Informationen sammeln, andere wie Kettershausen lehnen die Anschaffung vorerst grundsätzlich ab. Auch die Uli-Wieland Schule in Vöhringen bekommt nach der Entscheidung des Stadtrates erst einmal keine mobilen Luftreinigungsgeräte. Nils Böttcher, der zum kommenden Schuljahr die Leitung der Schule von Thomas Pelikan übernimmt, hat dennoch Verständnis für die Entscheidung. Er sagt auf Anfrage unserer Redaktion: "Auch ich kann nicht einschätzen, wie viel die Geräte am Ende wirklich bringen." Gäbe es wenigstens ein Stück weit Gewissheit, dass durch die Anschaffung Präsenzunterricht möglich wäre oder weniger gelüftet werden müsse, würden die Stadträte die Investition gerne tätigen, glaubt Böttcher. Es gehe ja allen ähnlich: "Wir wollen Sicherheit für die Schülerinnen und Schüler und Präsenzunterricht."

    Am Illertisser Kolleg sollen ab September Luftfilter eingesetzt werden

    Am Kolleg der Schulbrüder in Illertissen steht hingegen schon fest, dass ab kommendem Schuljahr mobile Luftfilter in den Klassenräumen stehen werden. Da das Schulwerk Augsburg Träger des Illertisser Gymnasiums ist, hängt die Schule von der Einrichtung in der Fuggerstadt ab. Diese hat für alle zu ihr gehörenden Bildungseinrichtungen 900 Geräte ausgeschrieben, die von Anfang bis Mitte September ausgeliefert werden sollen.

    Schulleiter Franz Kögel findet diese Entscheidung sinnvoll. Die Luftfilter tragen seiner Meinung nach ein Stück weit zur Hygiene bei: „Die Kombination aus Lüften und Luftfiltern ist sicherlich am besten. Die Geräte sind eine sinnvolle Ergänzung. Das ist wie bei einem Puzzle. Wenn wir viele Komponenten zusammenfügen haben wir eine gute Lösung.“ Angesichts der Zahl von 850 Schülerinnen und Schüler, die im kommenden Schuljahr von 50 Lehrenden am Kolleg unterrichtet werden, sei die Anschaffung wichtig.

    In Altenstadt werden Luftreiniger getestet

    Markus Reiter ist Schulleiter der Grundschule Altenstadt. Er wird - hoffentlich schon ab September - in den Genuss von zumindest zwei mobilen Luftfiltern kommen Die Markträte in Altenstadt gehen einen anderen, etwas pragmatischeren Weg als andere Stadt- und Gemeinderäte. Viele sind dem Vorbild des Kreistags gefolgt und wollen einen externen Fachmann beauftragen, der herausfinden soll, wo und wie die mobilen Geräte Sinn haben oder ob vielleicht sogar ein stationäres Belüftungssystem installiert werden sollte. Altenstadt dagegen hat Geräte zum Testen bestellt, die in der Grundschule aufgestellt werden sollen. Denn in vielen Gremien wurden auch Bedenken laut, ob die Luftfilter nicht zu groß, zu laut oder gar zu übelriechend seien.

    Schulleiter Reiter teilt dabei ebenfalls die Skepsis vieler. "Von der großen Politik werden die Luftfilter als Allheilmittel präsentiert. Die Frage ist aber: Stimmt das denn?" Nach aktuellem Stand muss dann im Winter dennoch viel gelüftet werden, Klassen müssen bei einem positiven Test dennoch geschlossen in Quarantäne und die Maskenpflicht wird sogar wieder ausgeweitet. Sie soll in den ersten Schulwochen auch wieder am Platz gelten. Diese Information habe er diese Woche erst vom Kultusministerium bekommen, sagt Reiter. Luftfilter zu bekommen sei sicher nicht schlecht, doch er sehe auch, dass dabei enorme Kosten entstehen, so der Schulleiter.

    Schulamtsleiter Batzner: Luftreiniger sind keine Garantie für Präsenzunterricht

    Die Skepsis ist auch in Illertissen groß. Dort hatte Ansgar Batzner, Leiter des Schulamtes im Landkreis Neu-Ulm, als Stadtratsmitglied ebenfalls über das Thema zu entscheiden. Seine Meinung: "Entscheidend ist doch, was das Umweltbundesamt dazu sagt: Wenn keine Lüftung möglich ist, können diese Geräte etwas bringen." Tatsächlich gebe es in Illertissen aber keine Klassenzimmer, die nicht mit geöffneten Fenstern gelüftet werden könnten. Und selbst wenn die Geräte da seien, ersetzten sie ja nicht das Lüften. Außerdem: "Eine Garantie dafür, dass Präsenzunterricht stattfinden kann, geben sie nicht." Wirklich sinnvoll sei es, bei Neubauten oder Sanierungen an den Schulen stationäre Lüftungsanlagen zu installieren - so hat es Illertissen bereits an der Grundschule und der Mittelschule gemacht. Ähnlich wie Batzner sahen es auch die anderen Stadtratsmitglieder. Und Bürgermeister Jürgen Eisen betonte: "Der CO²-Gehalt in den Räumen ändert sich durch die Luftreiniger nicht - die wälzen nur die vorhandene Luft um, verändern aber nicht die Luftqualität."

    Ganz verschließen will sich Illertissen der Anschaffung von Luftreinigern jedoch nicht: Der Stadtrat beschloss einhellig, umfassende Informationen und Angebote einzuholen und das Thema im Herbst noch einmal zu diskutieren. Gleichzeitig stellt die Stadt vorsorglich einen Förderantrag - um für eine eventuelle Anschaffung gerüstet zu sein.

    Neu-Ulm will Ventilator-Abluftanlagen für die Klassenräume besorgen

    Auch der Marktgemeinderat von Pfaffenhofen hofft auf neue Erkenntnisse bis zum Start des Schuljahrs. Bisher gebe es keinen wissenschaftlichen Konsens zu den Luftfiltern, so Susanne Schmid von den Grünen. Deshalb wolle der Rat die Entscheidung für oder gegen die Geräte erst treffen, sobald man mehr Informationen zu deren Wirksamkeit hat. "Alles andere wäre Aktionismus", sagt Johann Kast (SPD). Sein Kollege Michael Pintleger von den Freien Wählern pflichtet ihm bei: "Blind irgendwas zu machen bringt gar nichts."

    Einen anderen Weg als die meisten Kommunen geht die Stadt Neu-Ulm. Sie hat sich vor Kurzem entschieden, Ventilator-Abluftanlagen anzuschaffen, welche die Luft aus Klassenzimmern und Kitaräumen ansaugen und über eine Öffnung im Fenster ins Freie transportiert. Dadurch soll es gelingen, die Luft im Inneren mehrmals pro Stunde komplett zu erneuern. Dazu müssen lediglich die Türen zum Gang offenstehen, damit der Luftnachschub von dort erfolgen kann. Solche Anlagen kosten pro Raum lediglich 500 bis 800 Euro. Zudem sollen sie relativ zügig zur Verfügung stehen, möglicherweise sogar zum Beginn des nächsten Schuljahres. Nur in Räumen, in denen ein Fachplaner solche Geräte für nicht geeignet hält, könnten auch mobile Luftfilter zum Einsatz kommen. Das soll in den kommenden Wochen geprüft werden.

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