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Landkreis Neu-Ulm: Im Dauereinsatz: Wie die Feuerwehr mit der Unwetter-Serie umgeht

Landkreis Neu-Ulm

Im Dauereinsatz: Wie die Feuerwehr mit der Unwetter-Serie umgeht

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    Am Dienstagabend wurde die Feuerwehr auch zu einem Einsatz in Vöhringen gerufen. An einem Kran hatte sich eine Kette gelöst.
    Am Dienstagabend wurde die Feuerwehr auch zu einem Einsatz in Vöhringen gerufen. An einem Kran hatte sich eine Kette gelöst. Foto: Thomas Kempf

    Wieder schrillt der Alarm. Zeit zum Verschnaufen bleibt den Feuerwehrleuten im Landkreis Neu-Ulm gerade kaum. Immer wieder ziehen Gewitter, begleitet von extrem starken Regenfällen, über die Region. Keller auspumpen, umgestürzte Bäume und abgebrochene Äste wegräumen oder, wie in Vöhringen, einen Baukran sichern: Bei Unwettern fällt für die Einsatzkräfte viel Arbeit an. Wie bleibt man da motiviert?

    Drei Tage lang arbeitet die Illertisser Wehr Einsätze ab

    Was die Feuerwehr derzeit macht, hat ein bisschen was von Sisyphusarbeit. Kaum sind die Spuren des letzten Unwetters beseitigt, bricht ein neues über die Region herein. Am vergangenen Mittwochabend traf es dabei auch die Gegend um Illertissen hart. Bis in den Freitag hinein sei die Illertisser Wehr damit beschäftigt gewesen, berichtet Kommandant Erik Riedel. Dass sich die Einsätze so lange hingezogen hatten, lag auch daran, dass manche die Schäden oder Wasser im Keller erst später entdeckt hatten.

    Der Motivation der Feuerwehrleute, aber auch der Helfer von Technischem Hilfswerk und DLRG, die überall in Bayern im Einsatz sind, tun diese Dauereinsätze bislang noch keinen Abbruch. "Man macht das ja aus Idealismus", so Riedel. Die Feuerwehrmänner und -frauen wollen sich einbringen und helfen. "Das Problem ist ja, wir Feuerwehrleute rennen beim Alarm los. Da vergisst man schon mal, im eigenen Haus nach dem Rechten zu schauen."

    Während der Unwetter wurden einige Bäume entwurzelt. Einige stürzten auf die Straße, so wie diese Birke in Pfuhl.
    Während der Unwetter wurden einige Bäume entwurzelt. Einige stürzten auf die Straße, so wie diese Birke in Pfuhl. Foto: Oliver Helmstädter

    Etwas grundsätzlich Neues sind solche Unwetter für die Feuerwehr natürlich nicht. "Die gab es schon immer", sagt Riedel. Ungewohnt sei jedoch die Häufung der Wettereignisse in dieser Intensität, so der Feuerwehrkommandant, der aber auch über das ganze Jahr eine Zunahme von extremen Wetterlagen beobachtet, etwa Schneekatastrophen, Flüsse, die über die Ufer treten, hohe Waldbrandgefahr. "Ich denke schon, dass das was mit dem Klimawandel zu tun hat", sagt Riedel. Und momentan geht da häufiger ein vorsichtiger Blick gen Himmel oder auf die Wetter-Warn-App auf dem Smartphone. Auch Kreisbrandrat Bernhard Schmidt rechnet in den kommenden Jahren mit immer mehr besonders heftigen Unwettern.

    Feuerwehr hat die Belastungsgrenze noch nicht erreicht

    Der Weißenhorner Feuerwehrkommandant Wilhelm Schneider wäre, wie wahrscheinlich die meisten seiner Kameraden, ganz dankbar dafür, wenn es in den nächsten Tagen keine weiteren Unwetter mehr gibt. Er betont aber auch: "Die Belastungsgrenze ist noch nicht erreicht." Die Stimmung bei der Feuerwehr sei weiterhin gut. "Es hat noch keiner gesagt: Mir ist das alles zu viel", berichtet Schneider.

    Vergangene Woche Unwetter mit Hochwasser, diese Woche Unwetter mit Sturmschäden - die Feuerwehr in Weißenhorn und die Stadtteilwehren seien zwar beschäftigt gewesen, sagt Schneider, aber verglichen mit anderen Kommunen sei die Fuggerstadt noch vergleichsweise glimpflich davongekommen. Es habe schon schlimmere Zeiten gegeben, fügt der Kommandant hinzu. Er kann sich an Phasen erinnern, in denen es noch mehr und vor allem langwierigere Einsätze wegen Unwettern zu bewältigen gab.

    In Illertissen stürzte ein Baum auf ein Hausdach. Mit einem Gurt gesichert kletterten Helfer des Technischen Hilfswerks (THW) auf das Dach.
    In Illertissen stürzte ein Baum auf ein Hausdach. Mit einem Gurt gesichert kletterten Helfer des Technischen Hilfswerks (THW) auf das Dach. Foto: Wilhelm Schmid

    Dass die Feuerwehr die Lage aktuell noch gut im Griff hat und die Belastungsgrenze nicht erreicht sei, bestätigt auch Kreisbrandrat Schmidt. Er wirft dazu einen Blick auf die Einsatzzahlen. Am heftigsten hat es den Landkreis in der Fläche demzufolge vergangene Woche in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag getroffen. Alle Wehren des Landkreises leisteten gemeinsam mehr als 400 Einsätze. "Das letzte flächendeckende Ereignis mit so vielen Einsätzen gab es 2012", berichtet Schmidt. Rund 600 Einsätze innerhalb weniger Stunden seien damals abgearbeitet worden. Unwetter, die zwischen 50 und 100 Einsätze nach sich ziehen, kommen häufiger vor.

    Unwetter-Einsätze liefen reibungslos ab

    Trotz viel Arbeit ziehen Schmidt und Riedel aus der vergangenen Woche ein positives Fazit. So sagt der Illertisser Kommandat: "Ich bin sehr zufrieden damit, wie es läuft. Alles hat gut geklappt, obwohl wir vergangenes Jahr wegen Corona kaum üben konnten." Das Feuerwehrhandwerk sei da ein Stück wie Fahrradfahren: Man verlerne es nicht.

    Auch Schmidt ist zufrieden. Personell und was die Geräte anbelangt seien die Wehren gut ausgestattet. Nur in einem Punkt habe sich während der vergangenen Woche Verbesserungspotenzial gezeigt, und zwar bei der Alarmierung, so Schmidt. Da alle Anrufe aus den Landkreisen Günzburg, Neu-Ulm, Unterallgäu und der kreisfreien Stadt Memmingen über die Nummer 112 an die Leitstelle in Krumbach gehen, wird man sich überlegen müssen, was man technisch oder personell anpassen kann, damit auch in solchen Hochphasen weiterhin jeder Alarm zu den richtigen Helfern kommt.

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