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Landkreis Neu-Ulm: Ihre Geschichten waren die guten Nachrichten des Jahres

Menschen des Jahres
Eine Reihe von Menschen aus der Region hat dieses Jahr großes Herz bewiesen.
Landkreis Neu-Ulm

Ihre Geschichten waren die guten Nachrichten des Jahres

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    Nicht mehr lange, dann geht das Jahr 2022 zu Ende. Es war ein Jahr mit vielen Schwierigkeiten, Problemen und Krisen. Aber auch ein Jahr, in dem uns Menschen in der Region positiv beeindruckt haben. An einige dieser Menschen des Jahres - von denen es garantiert noch viele weitere gibt - wollen wir deshalb zum Jahresausklang noch einmal erinnern. 

    Zwei Menschen im Landkreis Neu-Ulm sind dieses Jahr mit der Silberdistel ausgezeichnet worden. Die Auszeichnung der Augsburger Allgemeinenund ihrer Heimatzeitungen ging an den Vöhringer Alois Heinrich und an die Unterelchingerin Mathilde Hucker. Was die beiden gemeisam haben - neben der Auszeichnung natürlich - ist die Selbstlosigkeit, mit der sie für andere da sind, und die Bescheidenheit, mit der sie den Preis dafür entgegengenommen haben.

    Mathilde Hucker aus Elchingen hat die Silberdistel erhalten.
    Mathilde Hucker aus Elchingen hat die Silberdistel erhalten. Foto: Alexander Kaya

    Mathilde Hucker wählte deshalb für die Übergabe der Trophäe eine schlichte Vorstandssitzung der Elchinger Bürgerhilfe "Füreinander". In mehr als 50 Jahren hat sie sich intensiv für ihre Mitmenschen engagiert: zupackend, selbstlos, hemdsärmelig und mit Gespür für das Notwendige und Machbare. So erfolgreich, dass die von ihr ins Leben gerufene Elchinger Flüchtlingshilfe sogar bundesweit Aufmerksamkeit erregte. 

    Der Vöhringer Alois Heinrich ist dieses Jahr gleich mehrfach ausgezeichnet worden - er bekam nicht nur die Silberdistel verliehen, sondern auch das Ehrenzeichen des bayerischen Ministerpräsidenten. Nicht nur der Sportclub Vöhringen hat dem begeisterten Handballer viel zu verdanken. Als im Landkreis die ersten Corona-Impfungen starteten, half er mehr als 100 Menschen dabei, zum Impftermin zu kommen. 

    Alois Heinrich aus Vöhringen hat die Silberdistel erhalten.
    Alois Heinrich aus Vöhringen hat die Silberdistel erhalten. Foto: Alexander Kaya

    Er besorgte den priorisierten Menschen Impftermine, die dies wegen technischer Unkenntnis nicht selbst schafften, und organisierte Fahrdienste, um die alleinstehenden Senioren dann auch zu ihren Terminen ins Impfzentrum zu bringen. Auch für Heinrich war die Anmeldung über das Internet neu und ungewohnt. Doch er kämpfte sich durch, verbrachte teilweise ganze Tage vor dem Laptop. Beklagt hat er sich darüber nicht, im Gegenteil: "Mir kam die viele Arbeit gar nicht in den Sinn, ich habe nur gedacht, wie schön es ist, dass ich helfen kann."

    Wie schön sich Dankbarkeit anfühlt, haben auch Claus Hartmann und seine Frau Simone aus Obenhausen dieses Jahr erleben dürfen. Die zwei machten bei einer Radtour durch den Unterroggenburger Wald eine nicht alltägliche Entdeckung: Claus Hartmann fand einen Umschlag mit 11.000 Euro am Straßenrand. Das dicke Päckchen mit den 200-Euro-Scheinen lag an der Einmündung eines Feldwegs auf dem Boden. Sofort änderten die beiden ihre geplante Radlroute und brachten das Geld schnurstracks zur Polizei Krumbach. 

    Claus Hartmann und seine Frau Simone aus Obenhausen haben bei einer Radtour ein Kuvert mit 11.000 Euro Inhalt gefunden.
    Claus Hartmann und seine Frau Simone aus Obenhausen haben bei einer Radtour ein Kuvert mit 11.000 Euro Inhalt gefunden. Foto: Annegret Döring

    Dort finden die Beamten heraus: Das Geldkuvert hat eine sehr betagte Frau aus dem Landkreis Günzburg verloren. Wie sie das Geld ausgerechnet dort im Wald verloren haben konnte, habe sie nicht recht erklären können, sagen die Hartmanns. Die Besitzerin kam später bei der Familie vorbei und zeigte sich mit einem Finderlohn erkenntlich. "Wenn wir alle zusammen davon schön essen gehen können, dann ist das doch auch eine schöne Erinnerung an eine Radtour, die ganz anders als geplant verlaufen ist", sagte Claus Hartmann.

    Gute Taten wie diese kommen immer wieder ans Licht der Öffentlichkeit - doch Menschen, die daheim Großartiges leisten, tun das oft im Verborgenen. Isolde Lehnert aus Altenstadt und Josef Klenovsky aus Bellenberg sind solche Menschen, die sich aufopferungsvoll um ihre Angehörigen kümmern. Seit 70 Jahren ist Isolde Lehnert stets für ihre Familie da gewesen: Fünf Familienmitglieder hat sie im Laufe der Zeit gepflegt. Schon als Achtjährige kümmerte sie sich um die schwer kranke Mutter. 

    Isolde Lehnert aus Altenstadt wurde der Bayerische Verdienstorden verliehen.
    Isolde Lehnert aus Altenstadt wurde der Bayerische Verdienstorden verliehen. Foto: Zita Schmid

    Nach deren Tod gab sie für die Pflege von Vater, Schwiegermutter und Schwiegervater ihren Job als Kaufmännische Angestellte auf, kümmert sich außerdem 35 Jahre lang um die Pflege ihres Mannes. Mancher wäre an dieser Herkules-Aufgabe verzweifelt - Isolde Lehnert nicht. Mit Blick zurück auf das, was sie bewältigt hat, ist sie überzeugt: "Man kann alles und man kann alles lernen. Und mit jedem Schicksalsschlag wird man stärker." Für ihre Leistung ist Isolde Lehnert mit dem Bayerischen Verdienstorden ausgezeichnet worden. 

    Auch Josef Klenovsky aus Bellenberg hat sein Leben komplett umgekrempelt: Mit Mitte 80 hat er sich ganz der Aufgabe verschrieben, seiner Frau Maria ein schönes Leben zu Hause zu ermöglichen und zu verhindern, dass sie in ein Heim umziehen muss. Nach einem Unfall ist der Bellenberger den ganzen Tag für seine Frau da. Klenovsky steht seiner Frau den ganzen Tag zur Verfügung, hilft beim Waschen und Anziehen, kocht unter ihrer Anleitung das Mittagessen und verbringt mit ihr den Fernsehnachmittag. 

    Josef Klenovsky umsorgt seine pflegebedürftige Frau Maria liebevoll zu Hause fast rund um die Uhr.
    Josef Klenovsky umsorgt seine pflegebedürftige Frau Maria liebevoll zu Hause fast rund um die Uhr. Foto: Regina Langhans

    Nur abends nimmt er sich frei, und sein Sohn hält die Stellung, damit der passionierte Sportschütze seinem Hobby nachgehen kann. Dass Sohn und Ehemann sich so um sie bemühen, gibt auch Maria Klenovsky Lebensmut. Gesundheitsminister Klaus Holetschek ehrte Josef Klenovsky für sein Engagement in der häuslichen Pflege mit dem "Weißen Engel".

    Ein ganz neues Leben hat vor fünf Jahren für Brhana Abrham angefangen: Sie floh vor der Diktatur in ihrem Heimatland Eritrea. Dort hatte sie als Friseurin gearbeitet - in Deutschland brachte sie ihr Flüchtlingsbetreuer auf die Idee, es als Köchin zu versuchen. Eine gute Entscheidung: Die Auszubildende im Sendener Restaurant Feyrer bestand nicht nur ihre Ausbildung, sondern wurde auch als Jahrgangsbeste ausgezeichnet. 

    Brhana Abrham hat die praktische Kochprüfung mit 94 Punkten als Beste bestanden. Hilfe bekam sie dabei von ihrem Chef.
    Brhana Abrham hat die praktische Kochprüfung mit 94 Punkten als Beste bestanden. Hilfe bekam sie dabei von ihrem Chef. Foto: Laura Mielke

    Am Tag der Zeugnisvergabe wurde Abrham als Letzte aufgerufen. "Ich dachte schon, die haben mich vergessen", erzählte sie uns. Mit 94 von 100 Punkten kochte sie die beste Prüfung. Im Restaurant Feyrer wird Brhana Abrham weiterhin arbeiten. Sie wurde nach ihrer Ausbildung als Köchin übernommen. Besonders dankbar ist sie ihrem Chef Markus Kreutle: Der kümmerte sich nicht nur um eine Wohnung für seine Mitarbeiterin und half ihr bei der Prüfungsvorbereitung. Während des Lockdowns kochte er mit ihr einmal in der Woche zusammen, damit sie in der praktischen Ausbildung nicht den Anschluss verlor. Ein Einsatz, der sich für beide Seiten gelohnt hat.

    Jahrzehntelang stand Johann Konrad bei Prüfungen auf der anderen Seite: Der geschickte Zimmermann aus Attenhofen hat 32 Jahre Gesellenstücke bewertet und 22 Jahre als Vorsitzender der Arbeitnehmer dem Prüfungsausschuss angehört. Wer Zimmerer werden wollte, musste also immer erst mal an ihm vorbei. Dabei hat er oft genug mitgezittert, wenn ein junger Kollege sich aufgeregt ans Werk machte. 

    Johann Konrad zeigt ein sogenanntes Grundmodell, an dem die angehenden Gesellinnen und Gesellen in der Prüfung bestimmte Aufgaben ausführen müssen.
    Johann Konrad zeigt ein sogenanntes Grundmodell, an dem die angehenden Gesellinnen und Gesellen in der Prüfung bestimmte Aufgaben ausführen müssen. Foto: Regina Langhans

    Für ihn ist der Job immer auch Teamarbeit. "Ein Zimmermann allein vermag gar nichts", betonte Konrad im Gespräch mit unserer Redaktion. Wichtig seien soziale Kompetenzen und auch die Fähigkeit, die eigene Arbeit maßvoll gut zu verkaufen. Er selbst war übrigens gleich zweimal seinem Handwerkerleben Prüfling: Der gelernte Malergeselle absolvierte auch noch eine Zimmererlehre. Mit knapp 60 Jahren ist für ihn nun auch als Prüfer Schluss.

    Ans Aufhören denken dagegen die Wilden 40er aus Altenstadt noch lange nicht - warum auch? Die alten Freunde aus Schulzeiten treffen sich noch heute und wollen das mindestens durchhalten, bis sie 100 Jahre alt sind. Angefangen hat es mit den 40. Geburtstagen, welche die Freunde aus Altenstadt, Illereichen und Untereichen Anfang der 1970er-Jahre gemeinsam gefeiert haben.

    Die wilden 40er aus Altenstadt sind inzwischen über 90 Jahre alt und treffen sich seit 50 Jahren regelmäßig.
    Die wilden 40er aus Altenstadt sind inzwischen über 90 Jahre alt und treffen sich seit 50 Jahren regelmäßig. Foto: Armin Schmid

    Das Feiern hat ihnen Spaß gemacht - und so kommen die nun über 90 Jahre alten Mitschüler bis heute in Alwines Stüble in Altenstadt zusammen, um sich zu treffen, das gemeinsame Miteinander zu pflegen und auch die Sorgen und Nöte unserer Zeit zu teilen. Gemeinsam hoffen sie, noch lange gesund, lebensfroh und agil zu bleiben, Enkel und Urenkel aufwachsen zu sehen und die Tradition gemeinsamer Treffen fortzuführen. Doch auch die wilden 40er gehen mit der Zeit: Ihre Termine sprechen sie längst per WhatsApp ab.

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